Beschwerde gegen EBU

Der Pay-TV-Sender Premiere hat eine Beschwerde gegen die European Broadcasting Union (EBU) eingelegt. "Premiere hat gegenüber der Einkaufsmacht der EBU offensichtliche Wettbewerbsnachteile", begründet Geschäftsführer Dr. Georg Kofler den Anlass. Der gemeinsame Einkauf von Fernsehrechten an Sport-Großereignissen durch die EBU sei in seiner jetziger Form unzulässig. "Unter dem Dach der EBU erwerben ARD, ZDF und ORF regelmäßig auch Abo-TV-Rechte, obwohl sie diese selbst nicht nutzen können."

Zudem kritisierte Premiere das Gebührenfinanzierungssystem von ARD und ZDF. Man sperre die private Konkurrenz damit auf Kosten der Gebührenzahler aus, was sicher nicht dem öffentlich-rechtlichen Grundversor- gungsauftrag sowie dem damit ver- bundenen Gebot zur Sparsamkeit entspreche. "In einer vernünftigen Arbeitsteilung könnten ARD und ZDF im Sportbereich viel Geld sparen", so Kofler.

Der ARD-Vorsitzende und NDR-Intendant Prof. Jobst Plog (Bild l.) rechtfertigte sich in Hamburg zu den Vorwürfen des Abo-Senders: "Premiere verdreht die Tatsachen. Wir haben dem Sender mehrfach attraktive Sportrechte zur Übertragung angeboten, darunter Fußball-Pokalspiele, internationale Leichtathletik-Wettbewerbe und Län- derspiele der überaus erfolgreichen Frauen-Nationalmannschaft. Wenn Premiere dagegen behauptet, wir würden die kommerziellen Sender vom Sport aussperren, dann ist dies absurd: Premiere sperrt sich selbst aus. Der Sender hat unsere Angebote mehrfach abgelehnt."

Auch auf die Frage der Gebührenfinanzierung gab Plog Antwort: Premiere verkenne das duale Rundfunksystem in Deutschland. "Das Bundesverfassungsgericht sieht die öffentlich-rechtlichen ausdrücklich als Zulässigkeitsvoraussetzung für kommerzielle Sender. Wir garantieren Vielfalt und Qualität in einem Markt, in dem andere ihr Geld unter anderem mit Pornographie verdienen. Die Behauptung, wir würden den Wettbewerb behindern, entbehrt jeder Grundlage." So sei das Gegenteil der Fall: "Während neue Programmformate der kommerziellen Sender vielfach für Tabubrüche und Geschmacklosigkeit kritisiert werden, gewinnen wir Preise mit echtem Qualitätsfernsehen."
29.10.2004 18:50 Uhr  •  Andreas Markhauser Kurz-URL: qmde.de/7651