«Newtopia»: Stop the Drop

Am Dienstagmorgen wurde noch gejubelt über den Start des Talpa-Formats in Sat.1. Inzwischen ist man noch vorsichtig optimistisch. Das liegt daran, dass die Entwicklung in Woche eins doch deutlich negativ war.

Damit hätte keiner gerechnet: 17 Prozent Marktanteil holte die neue Reality-Show «Newtopia» am vergangenen Montag in Sat.1 um 19.00 Uhr. Also auf einem Sendeplatz, der seit eineinhalb Jahren von Wiederholungen von «Navy CIS» lauwarm gehalten wurde. Die CBS-Krimiserie, die den Sender nicht viel kostete, brachte im Schnitt etwas mehr als sechs Prozent Marktanteil ein; mit der Premiere hat die Reality-Show, die in Brandenburg entsteht, den Wert also um rund 170 Prozent gesteigert. Der Hype zum Start des neuen Gründer-Formats war groß; und so waren die ersten Quoten auch etwas heißer, als das Format zu sein scheint.

In Unterföhring nämlich gibt man sich Ende der Woche längst nicht mehr so euphorisch. Von einem Sieg am Vorabend dürfe man nicht sprechen, heißt es da etwa. Und recht haben, die Programmverantwortlichen; dann es gab in diesen ersten fünf Tagen keinen einzigen, an dem sich die Quoten verbessert haben. Unter dem Strich liegen sie natürlich weiter weit oberhalb des Senderschnitts. Die vielleicht schon in der kommenden Woche entscheidende Frage aber wird sein, bei wie vielen Zuschauern sich «Newtopia» letztlich einpendelt. Sind es zwei Millionen, die regelmäßig einschalten? 1,8? 1,6?

Begonnen hatte das große Vorabend-Experiment am Montag noch vor 2,8 Millionen Zusehern, dann fiel die Reichweite auf 2,6 Millionen. Am Mittwoch waren knapp 2,5 Millionen dabei, am Donnerstag – gegen stärkere ARD-Konkurrenz – fiel die Reichweite dann nochmal deutlicher auf genau 2,1 Millionen Zuschauer ab drei Jahren. Auch die Quote in der Zielgruppe gab Stück für Stück nach. Die Dienstags- und Mittwochsausgabe lag ziemlich stabil bei 14,1 und 13,9 Prozent, am Donnerstag wurde für Sat.1 ab 19 Uhr ein Wert von 12,5 Prozent gemessen. Auch am Freitag setzte sich der Abwärtstrend fort.

Erstmals fiel «Newtopia» auf unter zwei Millionen Zuschauer. Die Sendung, in der der Kauf des Ofens endlich beschlossen wurde, erreichte am Vorabend noch 1,91 Millionen Menschen ab drei Jahren - gegenüber dem Donnerstag also verabschiedeten sich wieder etwa 200.000. Im Vergleich zur Premiere waren es sogar rund 0,9 Millionen weniger. In der klassischen Zielgruppe hielt sich die Talpa-Produktion mit 11,8 Prozent klar oberhalb des Sat.1-Schnitts.

Inhaltlich hat «Newtopia» erst am Donnerstag wieder Fahrt aufgenommen. Der Mittwoch war geprägt von der Fortsetzung der „Candy ist so lahm“-Story und einem für die Zuschauer sich nicht ganz erklärenden Wutausbruch von Hans um das sich nehmen von Eiern. Der wirklich spannende Part, eine Gruppendiskussion, bekam am Mittwoch dafür viel zu wenig Platz eingeräumt. Das änderten die Macher am Donnerstag, als sich die Gruppe nicht einig war, ob für vergleichsweise viel Geld ein Ofen angeschafft werden soll. Diese Entscheidung bekam viel Raum in der Highlight-Sendung, ebenso wie erste sich anbahnende Romanzen. Die Liebelei zwischen Derk und Diellza verhinderte den Abschwung der Quoten zunächst aber nicht.

Unter dem Strich bleibt die erste «Newtopia»-Woche für Sat.1 weiterhin eine äußerst erfolgreiche. Gemunkelt wird, dass man in Unterföhring mittelfristig schon mit zweistelligen Quoten leben könnte. Derzeit hat die Reality-Sendung hierfür sogar noch ein Polster. Die ersten fünf Ausgaben generierten im Schnitt 2,38 Millionen Zuschauer. In der klassischen Zielgruppe war die Reality mit 13,9 Prozent ein voller Erfolg. Nur wird es wohl sehr schwer, in Woche zwei noch einmal in die Nähe dieser 14 Prozent zu gelangen.
28.02.2015 10:46 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/76610