Der TV-Markt im Februar: ARD legt zu, RTLs Dschungel-Hoch schon wieder vorbei

Die Kluft zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Privaten ist in diesem Monat wieder größer geworden. Während ProSieben und Sat.1 sich leicht steigerten, verpuffte die Dschungel-Euphorie bei RTL rasch.

Blickt man als Außenstehender auf die reichweitenstärksten Sendungen des Februars, kann beinahe der Eindruck entstehen, es gebe hierzulande lediglich zwei relevante Fernsehsender. Die Top 50 wird quasi ausnahmslos von ARD und ZDF beherrscht, als einziger Vertreter des Privatfernsehens ist am hintersten Ende dieser Liste eine Folge von «Wer wird Millionär?» zu sehen - immerhin 5,39 Millionen Menschen sahen am 23. Februar RTL und brachten starke 16,0 Prozent ein. Die vier höchsten Zuschauerzahlen verzeichnete auch diesmal wieder der «Tatort» am Sonntagabend, der sich mit 9,37 bis 9,40 Millionen in den vergangenen Wochen sehr solide präsentierte - und zuvor am 1. Februar mit 10,49 Millionen Zuschauern sowie 28,1 Prozent die mit weitem Abstand besten Werte des gesamten Monats einfuhr. Beim ZDF standen «Ein starkes Team» mit 7,46 Millionen sowie der Zweiteiler «Tod eines Mädchens» mit 7,18 bzw. 8,02 Millionen Zuschauern am höchsten in der Publikumsgunst, knapp dahinter positionierte sich das Champions-League-Spiel zwischen Schalke und Real Madrid, welches von 7,16 Millionen verfolgt wurde.

Während «Deutschland sucht den Superstar» beim Gesamtpublikum keine allzu wichtige Rolle spielte, gelang es es der Casting-Show in der werberelevanten Zielgruppe, mit 24,0 Prozent den höchsten Primetime-Marktanteil aller in den vergangenen 28 Tagen ausgestrahlten Sendungen zu erzielen. Erreicht wurde dieser Bestwert am ersten Samstag des Monats, schon 2,53 Millionen Fernsehende reichten an diesem Abend dafür aus. Hinsichtlich der Zuschauerzahl musste sich das RTL-Casting hingegen sämtlichen «Tatort»-Ausstrahlungen deutlich geschlagen geben, die zwischen 2,95 und 3,32 Millionen junge Zuschauer verbuchten - am deutlich härter umkämpften Sonntagabend allerdings "nur" bestenfalls 23,8 Prozent verzeichneten. Die stärkste Blockbuster-Ausstrahlung gelang derweil ProSieben, bezeichnenderweise allerdings mit einer Wiederholung von «Men in Black 3», das auf 2,47 Millionen Werberelevante und 18,4 Prozent Marktanteil gelangte. Ebenfalls hervorragend war der Auftakt der Serien «The Flash» und «Gotham», die in der ersten Woche um die 20 Prozent Marktanteil verzeichneten - sich inzwischen jedoch bereits mit deutlich gemäßigteren Werten zu begnügen haben.

Bei den kleineren Sendern war es wieder einmal König Fußball, der für die herausragenden Einschaltquoten sorgte. Vor allem beim Gesamtpublikum waren die Europa-League-Übertragungen von Borussia Mönchengladbach (2,88 Millionen und 12,1 Prozent Marktanteil) und dem VfL Wolfburg (2,86 Millionen und 12,5 Prozent) herausragend stark frequentiert. Diese Werte beziehen sich jeweils auf den separat ausgewiesenen zweiten Durchgang, nachdem die ersten Hälften jeweils 2,26 Millionen Menschen zu kabel eins gelockt hatten. Beim jungen Publikum lief es mit je gut sechs Prozent für die erste und rund neun Prozent für die zweite Spielhälfte zwar sehr gut, allerdings nicht ganz so überragend. Hier war einmal mehr VOX federführend, das am Donnerstag vor der Rückkehr der Europa-League mit «Men in Black» 1,21 Millionen und 10,5 Prozent generierte. Sehr gut lief allerdings auch «Rizzoli & Isles» am Mittwoch mit bis zu 1,19 Millionen und 10,0 Prozent.


Alle Zuschauer (Februar 2015)
ALLE ZUSCHAUER (FEBRUAR)
11,8
11,3
12,9
14,2
9,6
11,2
3,8
3,6
5,1
5,0
7,9
7,6
5,3
5,1
3,6
3,5
Marktanteile in %  |  Februar 2015 gegenüber Januar 2015

Das öffentlich-rechtliche Fernsehen zeigt sich im Februar wieder äußerst dominant, nachdem RTL zu Jahresbeginn nur knapp hinter dem Ersten Deutschen Fernsehen landete. Dieses verzeichnete nun im Februar allerdings mit 11,8 Prozent zusammen mit dem November seinen höchsten Marktanteil der gesamten Saison und verbesserte sich überdies deutlich gegenüber dem Januar-Niveau von gerade einmal 11,3 Prozent. Das ZDF musste augenscheinlich mit nur noch 12,9 statt 14,2 Prozent dramatische Verluste hinnehmen. Bei Betrachtung der Gesamt-Performance des Mainzer Senders relativiert sich dieser Eindruck allerdings rasch, denn zwischen September und Dezember gelangte man stets auf Werte zwischen 12,3 und 12,7 Prozent - mit denen die Programmverantwortlichen überdies auch noch durchaus zufrieden sein können. Zum sechsten Mal im sechsten Saison-Monat wurde das Zweite schlussendlich souveräner Marktführer.

Ernüchterung dürfte hingegen in der Chefetage von RTL vorherrschen, denn der kurzzeitige Quoten-Aufschwung durch «Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!» brachte überhaupt keine nachhaltige Belebung. Mit gerade einmal 9,6 Prozent wurde schon zum zweiten Mal nach dem Dezember in dieser Saison nur ein einstelliger Durchschnittswert verbucht, nachdem im Januar noch 11,2 Prozent zustande gekommen waren. Immerhin: Allzu panisch muss man derzeit noch nicht in den Rückspiegel blicken, denn Sat.1 verzeichnete mit 7,9 Prozent nur moderate Gewinne gegenüber dem mit 7,6 Prozent richtig schwachen Januar. Damit wurde der seit September anhaltende Abwärtstrend nach fünf Monaten gestoppt, die Ansprüche des Senders dürften dennoch etwas weiter oben angesiedelt sein. Mit «Newtopia» hat man nun zumindest nach Jahren der gefühlten Kapitulation wieder ein Vorabend-Format im Repertoire, das Hoffnung auf einen längerfristigen Erfolg macht - allerdings seit dem Start am Montag auch kontinuierlich Verluste hinzunehmen hatte.

Bei den Sendern der zweiten Reihe legte ProSieben wieder etwas zu und beendete mit immerhin 5,3 Prozent die Negativspirale der vergangenen Monate, wo zwischen September und Januar immerhin 0,8 Prozentpunkte auf zuletzt nur noch 5,1 Prozent verloren gingen. VOX hingegen steht inzwischen unter gehörigem Druck, denn auch im Februar war kaum eine Steigerung auszumachen. Ähnlich geht es kabel eins mit seinen 3,6 Prozent, das auch ohne Dschungelcamp bei der privaten Konkurrenz der anvisierten Vier-Prozentmarke kaum näher kam. Da ging es RTL II ganz anders, das sich nach schwachen 3,6 Prozent zuletzt wieder leicht auf 3,8 Prozent steigern konnte und somit etwas deutlicher vor der Konkurrenz liegt - wenn auch wie gewohnt nur auf dem vorletzten Platz der großen Sender.

Insgesamt kamen die acht "Big Player" des deutschen Fernsehmarktes im Februar auf genau 60,0 Prozent aller Zuschauer, womit sie wieder einmal Kurs auf neue Negativrekorde nahmen. Nur im August und Dezember 2014 lief es mit 59,9 und 59,7 Prozent noch schwächer, im Januar standen immerhin noch 61,5 Prozent zu Buche. Im Februar des Vorjahres wurden noch 64,4 Prozent verzeichnet, was allerdings zumindest etwas durch die Ausstrahlung der Olympischen Winterspiele bei den öffentlich-rechtlichen Sendern begünstigt wurde. Demnach sind auch sie die größten Verlierer im Jahresvergleich: Das ZDF erreichte im Februar 2014 noch 15,1 Prozent, Das Erste gelangte auf 13,4 Prozent. Aber auch RTL war vor Jahresfrist mit 10,4 Prozent deutlich stärker unterwegs, während es bei den kleineren Privatsendern kaum Veränderungen gab.


14- bis 49-Jährige (Februar 2015)
14- BIS 49-JÄHRIGE (FEBRUAR)
6,5
6,3
5,9
6,6
12,6
15,7
6,1
5,9
6,9
6,6
9,5
9,0
11,0
10,6
5,1
5,0
Marktanteile in %  |  Februar 2015 gegenüber Januar 2015

Mit herausragenden 15,7 Prozent war RTL in das neue Kalenderjahr gestartet, doch schon im Februar kehrt nun wieder deutliche Ernüchterung ein. Mehr als drei Prozentpunkte gingen ohne die Ausstrahlung des Dschungelcamps verloren, unterm Strich standen gerade einmal noch 12,6 Prozent zu Buche. Nur im Dezember lief es mit 12,2 Prozent noch einen Tick schlechter in dieser Saison, nachdem in den ersten drei Monaten des TV-Jahres 12,9 bis 14,6 Prozent auf dem Papier standen. Deutlich weniger Wankelmut legt ProSieben an den Tag, das sich erwartungsgemäß nach dem schwachen Jahresstart wieder verbessern konnte. Ob man mit den 11,0 Prozent aber rundum zufrieden sein kann, ist fraglich. Immerhin wurden zwischen September und November noch deutlich stärkere 11,5 bis 11,8 Prozent eingefahren. Eine Rehablitation in ähnlichem Ausmaß durchlebte auch Schwestersender Sat.1, das sich einerseits klar von 9,0 auf 9,5 Prozent verbesserte, andererseits von den 9,8 Prozent, die im letzten Quartal 2014 verlässlich verbucht wurden, noch ein gutes Stück weit entfernt ist.

Enttäuschung und vielleicht sogar schon ein wenig Ratlosigkeit dürfte bei VOX vorherrschen, das mit 6,9 Prozent bereits zum dritten Mal in Folge unterhalb der Sieben-Prozentmarke rangierte. In die neue Saison war man noch mit Werten knapp oberhalb besagter Marke gestartet, doch seit Dezember ist der Wurm drin. Auch RTL II steigerte sich nur auf mäßigem Niveau von 5,9 auf 6,1 Prozent, das Ziel des Senders liegt etwa einen halben Prozentpunkt weiter oben. Bei den öffentlich-rechtlichen Kanälen schob sich Das Erste mit guten 6,5 Prozent wieder vor das ZDF, das mit 5,9 Prozent bereits zum dritten Mal in dieser Saison unter sechs Prozent generierte. Der Januar war der erste Monat dieser Saison, wo die Mainzer oberhalb der öffentlich-rechtlichen Kollegen lagen. Ganz hinten bleibt kabel eins mit gerade einmal noch 5,1 Prozent weit abgeschlagen. Von den fünfeinhalb bis sechs Prozent, die noch vor wenigen Monaten der Standard waren, auf dem sich der Privatsender bewegte, ist man inzwischen bedenklich weit entfernt.

Die Gesamtbilanz der großen Sender liest sich auch im Februar wieder bedenklich schlecht, mit 63,6 Prozent wurde nach den 63,8 Prozent vom Dezember schon wieder ein neues Allzeit-Tief verzeichnet. Der Hauptschuldige ist mit den gut drei Prozentpunkten Verlust in RTL rasch gefunden, doch auch die übrigen Sender schafften es in der Gesamtbilanz gerade einmal, sich um rund einen Prozentpunkt gegenüber dem Januar zu steigern. Vor Jahresfrist sahen noch 68,0 Prozent die acht großen Vollprogramme, deutliche Verluste gab es nicht nur olympiabedingt bei ARD und ZDF, die im Vorjahr noch jeweils knapp acht Prozent verbuchten, sondern auch bei RTL, das im Februar 2014 noch auf 13,9 Prozent zu verweisen hatte. Immerhin: Mit Sat.1 gab es zumindest einen Sender, der sich im direkten Vergleich recht klar verbesserte - von 8,9 auf 9,5 Prozent.


Alle Zuschauer (Fernsehjahr)
ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
11,5
12,1
12,8
12,9
10,4
11,0
3,8
4,0
5,3
5,3
8,1
8,2
5,6
5,7
3,7
3,8
Marktanteile in %  |  Sep. 2014 – Feb. 2015 gegenüber Sep. 2013 – Mai 2014

Schon nach zwei Dritteln dürften die Podestplätze der Saison 2014/15 so gut wie sicher vergeben sein. Das ZDF kommt nach derzeitigem Stand auf 12,8 Prozent und liegt somit um mehr als einen Prozentpunkt vor Das Erste, das mit seinen 11,5 Prozent wiederum gut einen Prozentpunkt mehr als RTL vorzuweisen hat. Bezeichnend für die Situation auf dem Fernsehmarkt ist, dass keiner der drei großen Sender gegenüber der Vorsaison zulegen dürfte - wobei das ZDF noch die größten Chancen hat, die ohnehin schon starken 12,9 Prozent der Vorsaison im Endsport doch noch zu verbessern. Bei ARD und RTL wird es hingegen nur noch darum gehen, neuen Tiefstwerten zu entgehen - und selbst das wird schwer. Das Erste gelangte seit 2003/04 (seither liegen uns konkrete Daten vor) stets auf mindestens 11,8 Prozent des Gesamtpublikums, RTL musste gar erst im Vorjahr mit 11,0 Prozent seinen mit Abstand schwächsten Wert hinnehmen. Angesichts von aktuell nur noch 10,4 Prozent spricht momentan sehr viel dafür, dass weitere Abschläge kaum mehr zu vermeiden sind.

Nicht viel besser ist die Gesamtsituation bei Sat.1, dessen 8,2 Prozent der Vorsaison ebenfalls historisch schlecht waren. Zumindest deuten die aktuell 8,1 Prozent jedoch an, dass man sich auf diesem mauen Niveau stabilisieren kann. Etwas entspannter sieht es bei ProSieben aus, das mit 5,6 Prozent nach sechs Monaten an die 5,7 und 5,6 Prozent an die beiden Vorjahreswerte anknüpfen dürfte. Doch auch hier wurden zwischen 2003 und 2012 stets deutlich bessere 6,2 bis 7,2 Prozent verzeichnet. Bei VOX tut sich im Vergleich mit dem Vorjahr wenig, während RTL II mit derzeit 3,8 Prozent voraussichtlich nach zwei Jahren wieder unter die Vier-Prozentmarke rutschen dürfte. Auch bei kabel eins sieht es nach moderaten Verlusten aus. Insgesamt stehen die großen acht Sender aktuell bei 61,2 Prozent aller Zuschauer, in der Vorsaison kamen unter dem Strich noch klar bessere 63,0 Prozent zustande - zwischen September 2013 und Februar 2014 wurden sogar noch 63,7 Prozent erzielt.


14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)
14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
6,4
6,8
6,1
6,3
13,6
14,2
6,3
6,7
7,0
7,1
9,6
9,4
11,2
11,4
5,3
5,6
Marktanteile in %  |  Sep. 2014 – Feb. 2015 gegenüber Sep. 2013 – Mai 2014

Bei RTL darf man heilfroh darüber sein, dass immerhin im Oktober und Januar sehr gute Marktanteile von rund 15 Prozent erreicht wurden, denn dadurch liegt man mit 13,6 Prozent im Saison-Mittel noch immer weit vor Hauptkonkurrent ProSieben, das auf 11,2 Prozent verweisen kann. Dennoch werden die Kölner auch bei den 14- bis 49-Jährigen weiter an Boden verlieren, schließlich wurden im vergangenen Fernsehjahr kaum mehr erreichbare 14,2 Prozent verzeichnet. Auch der Abstand zum Silberrang schrumpft damit weiter, immerhin hält sich ProSieben nach den 11,4 Prozent zuletzt weitgehend stabil. Sogar ein leichtes Plus steht nach aktuellem Stand bei Sat.1 auf der Uhr, auch wenn man mit derzeit 9,6 Prozent wohl im dritten Jahr hintereinander die Zweistelligkeit verpassen wird.

Sehr eng beisammen stehen die Sender fernab der Top Drei, wobei VOX mit 7,0 Prozent noch immer einen kleinen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz hat. Nachdem man im Vorjahr von starken 7,9 Prozent auf enttäuschende 7,1 Prozent zurückgefallen war, deutet allerdings vieles darauf hin, dass die Programmverantwortlichen noch einmal leichte Abschläge hinnehmen müssen. Für RTL II wird es mit ziemlicher Gewissheit eine verlustreiche Saison, nach 6,7 Prozent stehen diesmal nach momentanem Stand gerade einmal noch 6,3 Prozent auf dem Papier. Das Erste fällt von 6,8 auf 6,4 Prozent zurück, das ZDF von 6,3 auf 6,1 Prozent und auch kabel eins bleibt mit gerade einmal 5,3 statt 5,6 Prozent nicht von weiteren Quoten-Erosionen verschont.

Die "Big Eight" gibt somit alles in allem ein eher trauriges Bild ab: Bis auf Sat.1 verliert jede Programmstation an Relevanz, der kumulierte Marktanteil aller hier besprochenen Kanäle rutscht auf gerade einmal noch 65,4 Prozent zurück. Das entspricht nicht nur einem Verlust von etwa zwei Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr, sondern fügt sich auch in eine recht bedenkliche Gesamttendenz ein: Vor zwei Jahren sahen noch 69,3 Prozent aller 14- bis 49-Jährigen die großen Sender, 2011/12 wurden 71,7 Prozent verzeichnet und 2010/11 waren sogar noch 73,2 Prozent zu holen.
01.03.2015 09:42 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/76647