Vom einst großen Franchise um Recht und Gesetz ist noch ein Spin-Off übig. Jetzt könnte ein Comeback «Law & Order» wieder reanimieren. Erfinder Dick Wolf bastelt jedoch bereits am nächsten großen Franchise.
Alle «Law & Order»-Formate in den USA
- «Law & Order» (1990 - 2010)
- «Law & Order: Special Victims Unit» (seit 1999)
- «Law & Order: Criminal Intent» (2001 - 2011)
- «Law & Order: Trial by Jury» (2005 - 2006)
- «Law & Order: LA» (2010 - 2011)
Lange sah man in «Law & Order» das Aushängeschild US-amerikanischer Police Procedurals. Auf die Serie von Dick Wolf, die bereits am 13. September 1990 startete und bis Mai 2010 auf NBC ausgestrahlt wurde, folgten etliche Spin-Offs, Fernsehfilme, Videospiele und ausländische Adaptionen. Noch bis heute hält sich «Law & Order: Special Victims Unit», das als erster Ableger 1999 begann, im NBC-Programm. In ihrer nunmehr 16. Staffel lockt die Serie im Schnitt noch etwa um die sieben Millionen Zuschauer an – halb so viel wie zu Serienbeginn, jedoch mehr Interessierte als in den vergangenen Staffeln. Während sich «Law & Order: SVU» also wacker im Network-Fernsehen hält, segneten die restlichen Teile des Franchises bereits das Zeitliche, einige kamen sogar kaum aus den Startlöchern.
Das Mutterformat endete 2010, als Dick Wolf versuchte, die Serie nach einem eher abrupten Ende im Network-Fernsehen bei einem Kabelsender unterzubringen, was ihm nicht gelang. «Law & Order: Criminal Intent», das genauere Einblicke in die Leben der Täter und Opfer gab, hatte immerhin zehn Jahre Bestand und endete im Jahre 2011. Und dann waren da noch «Law & Order: Trial by Jury» und «Law & Order: LA», die jeweils nur eine Saison ausgestrahlt wurden. Auch «Law & Order: SVU» befindet sich reichweitentechnisch an einer Grenze, die dem Format bei weiteren Verlusten zum Verhängnis werden würde. Zuletzt mussten Fans des Franchises also befürchten, dass es sich bald ganz aus der Fernsehwelt verabschieden wird.
Dass einige «Law & Order»-Serien jedoch das Potenzial besaßen, sich noch über Jahre hinweg behaupten zu können, wurde bei Beobachtern häufig außer Acht gelassen. Die Originalserie interessierte in ihrer 20. Staffel etwa so viele Fernsehende wie die vergangenen Staffeln von «Law & Order: SVU» (Foto), «Criminal Intent» lief in seiner sechsten Staffel 2006/2007 sogar deutlich besser und sorgte oft für Zuschauerzahlen im zweistelligen Millionenbereich, bevor das Format zum USA Network ins Kabelfernsehen wanderte, wo deutlich niedrigere Werte vorprogrammiert waren.
In Deutschland verschreibt sich die RTL-Gruppe seit jeher den US-amerikanischen Procedurals aus dem «Law & Order»-Franchise. Bei den großen Privatsendern hat nur «Law & Order: SVU» überlebt, das bei VOX jedoch auch keine Bäume ausreißt. Die beendeten Formate haben dagegen bei RTL Nitro eine neue Heimat bekommen. Ab dem 4. März strahlt der junge Sender nach «Law & Order: SVU», «Law & Order: UK» und «Law & Order: LA» auch «Law & Order: Trial by Jury» aus. Letzteres Format hatte das Pech, dass NBC in den USA nur sehr wenig Geduld mit der Serie besaß, die sich vornehmlich auf Richter, Anwälte und Geschworene fokussiert und dabei darauf verzichtet, die Verbrechen am Anfang der Folge darzustellen. «Law & Order: Trial by Jury» hatte in den USA zu oft das Nachsehen gegenüber dem zeitgleich laufenden «Numb3rs» bei CBS, das die NBC-Serie ein ums andere Mal in den Ratings schlug.
NBC / Universal
Mit «Law & Order: Trial by Jury» startet am 4. März ein Procedural bei RTL Nitro, das in den USA nicht über eine Staffel hinauskam. Zu schlechte Quoten waren damals der Grund für die Absetzung, für heutige Verhältnisse waren die Zuschauerzahlen jedoch sehr hoch.
Betrachtet NBC heutzutage jedoch die Reichweiten der nach einer Staffel abgesetzten Sendung, würde sich das Network ein so beliebtes Format wieder herbeisehnen. Zwar wurde «Law & Order: Trial by Jury» offiziell wegen zu niedrigen Quoten abgesetzt, damals bewegten sich die Quoten im Schnitt jedoch im deutlich zweistelligen Bereich, auch wenn ein klarer Abwärtstrend von Episode zu Episode erkennbar war.
Ist die Luft beim «Law & Order»-Franchise also vielleicht doch nicht raus? Auf diesen Gedanken kam NBC scheinbar zuletzt. Laut Informationen von „Deadline Hollywood“ überlegt NBC das Mutterformat zurückkehren zu lassen. Dabei soll es sich um eine Eventserie handeln, welche 10 bis 13 Episoden umfasst. Vielleicht erhält das Franchise also noch einmal die Chance, seine Grenzen auszutesten und sich zu beweisen, dass das Procedural auch heute noch funktioniert. Auch RTL könnte davon in Deutschland profitieren, wo «Law & Order» 2013 unrühmlich und quotenschwach endete. Chris Noth, Sam Waterson und weitere Schauspieler, die einst in «Law & Order» agierten, sollen bereits kontaktiert worden sein. Ohnehin warfen Fans der Serie NBC vor, dass das Network die Universal-Produktion zu plötzlich habe enden lassen und man der Serie kein anständiges Ende zugestand. Schuld daran war vor allem die Sender-Krise unter Jeff Zucker, aus der unter anderem die «Tonight Show»-Turbulenzen um Conan O`Brien und Jay Leno hervorgingen.
Die Eventserie wird für «Law & Order» jedoch wohl eher als Ehrenrunde zu verstehen sein, denn Schöpfer Dick Wolf arbeitet derzeit fieberhaft daran, ein weiteres Erfolgsfranchise auf die Beine zu stellen. Käme «Law & Order» tatsächlich zu NBC zurück, liefen vier Wolf-Formate gleichzeitig auf NBC. 2012 brachte der Kreative «Chicago Fire» bei NBC auf Sendung. Auf die Feuerwehr-Serie folgte Anfang 2014 mit «Chicago P.D.» ein Spin-Off über die Polizisten in der US-Großstadt. Einen weiteren Ableger soll «Chicago Med» darstellen, das sich um Ärzte drehen soll, jedoch von NBC erst noch für eine ganze Staffel bestellt werden muss. «Law & Order» könnte demnach zwar ein Comeback erhalten und damit zur am längsten laufenden Primetime-Drama-Serie aller Zeiten in den USA zu werden, die Chance auf eine lange Zukunft bleibt dem Franchise aber wohl nicht.