Die Serie nach Adaption einer Schirach-Krimireihe stellte das ZDF im Rahmen der linearen Ausstrahlungen zufrieden, obwohl die Episoden bereits vorher online abrufbar waren.
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Die zweifellos emotional aufwühlenden Geschichten werden ohne penetrante Überdramatisierungen erzählt, man verzichtet auf all das laute Gepolter und Gekeife, das viele deutsche Serienproduktionen im Krimi- und Thriller-Genre so unerträglich macht. Das Ergebnis spricht für sich: «Schuld» ist wesentlich dichter an seinen Figuren als vergleichbare Produktionen, nahbarer, packender, mitreißender. Intelligenter sowieso.
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Julian Miller, Quotenmeter.de
Große Wellen schlug «Verbrechen nach Ferdinand von Schirach» im Jahre 2013. Die von Oliver Berben produzierte Krimireihe, basierend auf den Büchern Ferdinand von Schirachs, sorgte für Staunen bei nahezu allen Kritikern. Als „eine psychologisch so vielschichtige und ästhetisch so anspruchsvolle und ausgereifte Serie, wie kaum eine andere deutsche Fernsehproduktion in diesem Jahrtausend“, bezeichnete Quotenmeter.de-Kritiker Julian Miller die Produktion im April 2013. Schnell stand fest, dass eine weitere Berben-Produktion nach Schirach-Vorlage beim ZDF auf Sendung geschickt werden sollte. «Schuld nach Ferdinand von Schirach» stand seinem Vorgänger qualitativ in nichts nach (siehe Info-Box) und mit Moritz Bleibtreu als Anwalt und Mimen wie Devid Striesow in Episodenrollen besaß das Projekt bereits vor den Ausstrahlungen eine gewisse Zugkraft. Die Krimi-Serie war also prädestiniert für einen Quotenerfolg. Oder?
Der Umstand, dass das ZDF das Format bereits ab dem 6. Februar und damit über zwei Wochen vor der Premiere der Sendung im linearen Fernsehen online abrufbar machte, dämpfte die Erwartungen bezüglich hoher Einschaltquoten im Fernsehen sicherlich. Außerdem: Auch «Verbrechen», das vor der TV-Premiere mit Lob überhäuft wurde, avancierte 2013 nicht zum Quotenhit. Durchschnittlich 12,5 Prozent aller Fernsehenden verfolgten die Fälle, geschildert aus der Sicht eines Anwalts, damals am Sonntagabend. Dieser Wert liegt unter dem aktuellen Senderschnitt des ZDF, der im Hinblick auf die Zuschauer ab drei Jahren 12,9 Prozent beträgt. «Schuld», um den Rechtsanwalt und Strafverteidiger Friedrich Kronberg, startete ab dem 20. Februar jeweils freitags um 21.15 Uhr.
Die erste der sechs Episoden mit dem Titel „Der Andere“, interessierte sogleich insgesamt 4,30 Millionen Zuschauer, was in einem Gesamtmarktanteil von 13,5 Prozent resultierte. Im Vergleich zum Lead-In «Der Staatsanwalt» gab «Schuld» 2,6 Prozentpunkte ab. Dennoch ein sehenswerter Markanteil bei allen Zuschauer. Betrachtet man die Produktion objektiv, könnte man zu dem Schluss kommen, dass «Schuld» durchaus auch einem jüngeren Publikum zusagen könnte. Selbiges wendete sich dem Krimi jedoch nicht in einem größeren Ausmaß zu als sonst: 6,1 Prozent waren mit von der Partie. In der jungen Altersgruppe sind beim ZDF sonst 6,3 Prozent die Norm.
Deutliche Verluste erlitt die bislang sechs Episoden umfassende Serie eine Woche später. Zur gleichen Uhrzeit reichten 3,50 Millionen Krimi-Fans nur für 11,0 Prozent. Sowohl beim Gesamtpublikum, als auch bei den 14- bis 49-Jährigen, wo 5,0 Prozent zu Buche standen, verzeichnete «Schuld» den Staffeltiefstwert. Neben «Die Himmelsleiter», das im Ersten für überdurchschnittliche Quoten sorgte, konkurrierte die Buchadaption mit einem Prominenten-Special von «5 gegen Jauch» auf RTL, das bei den Zuschauern ab Drei ebenfalls sehr beliebt war. So lassen sich die gesunkenen Werte erklären, die «Schuld» mit ausgezeichneten Zahlen sieben Tage später zu egalisieren versuchte. Am 6. März lockte „Ausgleich“ 4,98 Millionen Menschen an und fuhr somit die höchste Reichweite der Staffel ein. Dies führte auch bei den anderen wichtigen Werten zu Staffelrekorden, die im Rahmen der sechs Ausgaben nicht mehr überboten wurden. 16,0 Prozent aller Fernsehenden schalteten zum Zweiten. Mit 7,2 Prozent der jungen Zuschauer holte «Schuld» auch in dieser nicht ganz so wichtigen, jüngeren Altersgruppe erstmals einen überdurchschnittlichen Marktanteil.
Die beiden verbleibenden Ausgaben schwankten um den ZDF-Senderschnitt. Zunächst interessierten sich 3,85 Millionen Zuschauer für „DNA“, was dem öffentlich-rechtlichen Sender in Mainz 12,7 Prozent beim Gesamtpublikum einbrachte. Auch der Wert bei den jungen Zuschauern lag mit 6,1 Prozent leicht unter dem Senderschnitt des Zweiten. Der Staffelabschluss generierte am 27. März schließlich wieder 13,5 Prozent bei allen Fernsehenden. 4,21 Millionen Zuschauer entschieden sich für die 45-minütige Ausgabe. Dadurch wurden 13,5 Prozent beim Gesamtpublikum gemessen, 6,4 Prozent der 14- bis 49-jährigen Fernsehenden ließen sich von Moritz Bleibtreu und Kollegen unterhalten.
Im Schnitt wollten also 4,08 Millionen Zuschauer ab drei Jahren die Krimi-Produktion sehen, rund 680.000 Personen entstammten im Mittel der Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Dies reichte für durchschnittlich 13,0 Prozent der sechs Episoden und damit für eine Zahl, die knapp über der Sendernorm des ZDF liegt. Die Hürde des Senderschnitts nahm «Schuld» beim jungen Publikum nicht. Dort interessierten sich im Schnitt 6,1 Prozent für die Krimi-Serie. Zwar schnitt «Schuld» in Bezug auf die Einschaltquoten im Fernsehen nur knapp überdurchschnittlich ab, jedoch war zu erwarten, dass die Produktion aufgrund der Internetveröffentlichungen über zwei Wochen vor der Fernsehpremiere Zuschauer einbüßen würde. In Anbetracht dessen liest sich das Ergebnis für die ZDF- Verantwortlichen nicht schlecht. Ab 2016 werden schließlich auch die Abrufzahlen der Mediatheken in die Quote miteinfließen, wodurch dann endgültig feststeht, wie gut «Schuld» insgesamt beim Publikum in Deutschland ankommt. Das ZDF kündigte bereits an, die Serie fortsetzen zu wollen.