Besser als erwartet?

Christoph Maria Herbst und Ulrike C. Tscharre spielen die Hauptrollen in der Degeto-Komödie «Besser als Du». Kein perfekter Film. Und trotzdem einer, der die Degeto-Richtung vorgeben sollte.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Christoph Maria Herbst als Matthias Pretschke und Tom Senger
Ulrike C. Tscharre als Petra Pretschke
Sophie von Kessel als Pola
Lotte Becker als Fee Pretschke
Valentin Wilczek als Jonas Pretschke
Bettina Stucky als Frau Miebach
Harry Wolff als Herr Zunker

Hinter der Kamera:
Produktion: Filmpool Fiction
Drehbuch: Stefan Rogall
Regie: Isabel Kleefeld
Kamera: Alexander Fischerkoesen
Ulrike C. Tscharre und Christoph Maria Herbst haben vor einigen Jahren schon einmal als (werdendes) Ehepaar brilliert. In der Sat.1-Sitcom «Hilfe Hochzeit!» war das – einer dieser ganz wenigen rundum gelungenen deutschen Serien.

Ihre Figuren in «Besser als Du», der biedere Matthias und die mit der Gesamtsituation unzufriedene Petra, sind dagegen am Ende ihrer Paarbeziehung angekommen. „Ich wünsche mir die Scheidung“, eröffnet sie ihm bei einer gemeinsamen Therapiesitzung, in der sie keinen Sinn mehr sieht. Weil er sichtlich überrascht und emotional schwer getroffen ist, lässt sie sich auf einen Deal ein: Sie gibt ihm eine Woche Zeit, um sie davon zu überzeugen, dass ihre Ehe nicht bereits jenseits des amourösen Exitus steht und ein erfüllendes (!) Zusammenleben als Familie wieder möglich ist. Dass das gelingt, hält sie für nahezu aussichtslos.

Der Zufall will es, dass Matthias vor seiner Logopädiepraxis am nächsten Tag ein Mann an die Windschutzscheibe klopft, der genauso aussieht wie er. Glücklicherweise löst der den Spuk gleich auf: Er heißt Tom und ist Matthias‘ unbekannter Zwillingsbruder. Die beiden waren als Babys von verschiedenen Familien adoptiert worden und haben ihr ganzes Leben nie von einander gewusst. Doch durch Zufall hat der Schauspieler vor kurzem erfahren, dass es Matthias gibt, und prompt beschlossen, ihn kennenzulernen.

Die beiden setzen sich in ein Wirtshaus, wo Tom geschickt kaschiert, dass er ein finanziell abgewrackter Schauspieler ohne Engagement ist, und Matthias von seinen familiären Problemen erzählt. Tom zählt schnell eins und eins zusammen, damit man eine Screwball-Komödie aus dem Stoff machen kann: Der lockerere, sozial kompetentere Tom will Matthias‘ Rolle in seiner Familie übernehmen und Petra zeigen, dass er immer noch ein liebevoller Vater und guter Ehemann sein kann.

Das geht so lange gut, bis Tom zu einem Vorsprechen muss und Matthias gezwungen ist, an seiner Stelle zum Casting zu fahren. Dort trifft er auf Pola, die sich um die weibliche Hauptrolle in dem Stück bemüht und stocksauer auf Tom ist, der ihr ganzes Geld durchgebracht hat.

Verwechslungskomödien sind auch meistens dann beliebig, wenn sie clever geschrieben sind. Und so ist auch in «Besser als Du» die Handlung recht vorhersehbar und die Situationen, in denen sich die Charaktere behaupten müssen, beschränken sich zumeist auf die üblichen Standards. Das liegt ein Stück weit in der Natur der Sache und trotzdem hat wohl manchmal die zündende Idee gefehlt, um aus einem netten Stoff ein Gag-Feuerwerk zu machen. Das ist dieser Film nämlich – trotz aller gelungenen Ideen und netten Szenen – nicht geworden.

Gewinnen kann «Besser als Du» primär durch seine Darsteller: Christoph Maria Herbst wird den Ansprüchen an eine Doppelrolle mühelos gerecht und spielt seine zwei – in manchen Belangen ziemlich verschiedenen, in anderen recht ähnlichen – Figuren sehr nuanciert, auf den Punkt und mit großem Gespür für Komik, ohne in den Klamauk abzudriften. Ulrike C. Tscharre lässt ihre Petra derweil nicht zur enttäuschten Spielverderberin verkommen, sondern findet sehr nahbare, berührende Facetten.

Auch wenn man sich für Herbst und Tscharre etwas mehr gewünscht hätte, als sie durch Standard-Screwball-Situationen zu jagen, kann «Besser als Du» zweifelsohne über weite Strecken gut unterhalten. Und das ist weit mehr, als man über viele Komödienversuche der Degeto von vor einigen Jahren sagen kann. Dieser Film erzählt freilich zeitgemäßer, witziger, charmanter und weit weniger aufgesetzt. Auch wenn nicht alles perfekt ist, zeigt er doch eindrucksvoll, wohin die Reise für die Degeto gehen kann und sollte. Allein dafür hat sich dieser Film gelohnt.

Das Erste zeigt «Besser als Du» am Freitag, den 17. April um 20.15 Uhr.
16.04.2015 12:13 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/77613