70 Jahre nach Kriegsende startet VOX am Samstag ein zwölfstündiges Doku-Event, das sich mit den Schicksalen von 12 Städten zu Zeiten des Kriegsendes beschäftigt.
«1945 - 12 Städte, 12 Schicksale» - Termine
- 12:00 Köln – Die Zerstörung
- 13:00 Wiesbaden – Die Kriegsgefangenen
- 14:00 Bad Hersfeld – Die weißen Fahnen
- 15:00 Nürnberg – Die Fanatiker
- 16:00 Leipzig – Die Teilung
- 17:00 Augsburg – Die Entnazifizierung
- 18:00 Braunschweig – Die Ruinen
- 19:00 Linz, Wien, München – Der Verführer
- 20:15 Plauen – Die Kindersoldaten
- 21:15 Pilsen – Die Flucht
- 22:15 Amsterdam – Der Völkermord
- 23:15 Berlin – Der Neubeginn
Samstag war bei VOX bereits häufiger Doku-Tag. «Die große Samstags-Dokumentation», die sich in der Samstags-Primetime mit Spielfilmen abwechselt, gelangt jedoch nicht zuverlässig zu sehenswerten Marktanteilen, auch weil der Kölner Sender oft mit Wiederholungen vorliebnahm. So kommen Ausgaben wie am 19. Juli 2014 zu einem fantastischen Marktanteil von 10,1 Prozent bei den jungen Zuschauern, andere Dokumentationen, wie zum Beispiel am 22. November 2014, verbuchen gerade einmal maue 4,9 Prozent. Nun scheint der Privatsender in Sachen Dokumentationen ernst machen zu wollen: Erst am 11. April führte «Asternweg – Eine Straße ohne Ausweg» zu 1,40 Millionen Interessierten und 8,0 Prozent in der Zielgruppe, obendrein zu zahlreichen Diskussionen zum bedrückenden Report über den titelgebenden sozialen Brennpunkt.
Bereits am 25. April will VOX mit einer seiner Dokumentationen wieder zum Gesprächsthema werden. Statt nur auf eine Primetime-Programmierung zu setzen, sendet VOX dabei sogar ein 12-stündiges Doku-Event, das sich jeweils eine Stunde mit 12 Städten und deren Zustand zum Kriegsende 1945 beschäftigt. Am Samstag behandelt VOX in
«1945 – 12 Städte, 12 Schicksale» nacheinander die Geschichte von Köln, Wiesbaden, Bad Hersfeld, Nürnberg, Leipzig, Augsburg, Braunschweig, Linz/Wien/München, Plauen, Pilsen, Amsterdam und Berlin. Die Marathon-Programmierung reiht sich damit in eine Liste von XXL-Dokumentationen ein, die in der jüngeren Vergangenheit auch bei anderen Sendern an Beliebtheit gewannen. So zeigten der BR und arte vor knapp einem Jahr beispielsweise mit «24h Jerusalem» eine Echtzeit-Doku über die konfessionell und ideologisch gespaltene, „heilige Stadt“.
Mit authentischem Farbfilmmaterial aus der Zeit des zweiten Weltkriegs begibt sich das VOX-Programm unter der Moderation von «Stern TV»-Mann Steffen Hallaschka auf eine Reise zurück in die 40er Jahre. Das Filmmaterial hat dabei ebenfalls seine ganz eigene Geschichte, denn es stammt von einem US-Kamerateam, das von März 1945 bis Juli 1945 die befreiten Gebiete Deutschlands bereiste und Alltagszenen zwischen den in Trümmern liegenden deutschen Städten einfing. Nur durch eine HD-Abtastung im „National Archives“ in Washington D.C. sind die Szenen fürs heutige Fernsehen verwertbar und in Farbe zu sehen. Das Projekt unter der Leitung von Autor Michael Kloft versteht es, die verschiedenen Geschichten, die die verschiedenen Städte zutage förderten, individuell aufzuarbeiten, sodass keine Langeweile durch Redundanzen entsteht. So erzählt die 12 Uhr-Ausgabe von Köln, dessen Altstadt einem beispiellosen Bombardement zum Opfer fiel, um 15 Uhr befasst sich die Doku mit Nürnberg, wo der Antisemitismus wohl seinen Höhepunkt fand und ab 22.15 Uhr geht es um den Völkermord, der in Amsterdam seinen Ausgangspunkt hatte.
Die wahre Kraft der Spiegel TV-Produktion liegt jedoch in den bewegenden Zeitzeugen-Interviews, unter anderem auch mit Prominenten und Historikern, die vom Mut und vom Schrecken erzählen, den das Kriegsende mit sich brachte. Mario Adorf, der das Eintreffen der Amerikaner miterlebte, Hans-Dietrich Genscher, der nur knapp dem Tod durch die Rote Armee entkam, Hellmuth Karasek, der als Jugendlicher in einer „Nationalpolitischen Anstalt“ aufwuchs oder Ingrid van Bergen, die aus Pilsen vertrieben wurde und Traumatisches erlebte, erzählen ihre ganz eigene Geschichte aus jeweils einer der diskutierten deutschen Städte und berichten, auch unter Tränen, von Vergewaltigungen, Morden, Kriegserfahrungen und aufkeimender Hoffnung. Hunderte Menschen kontaktierte Ko-Autor Hendrik Behrendt und wählte anschließend die interessantesten Geschichten für die Dokumentation aus.
Besonders intensiv: Hardy Krügers Schilderungen von seiner Zeit als ‚Kindersoldat‘, der mit 16 Jahren an der Front kämpfen musste. Dabei werden, trotz teilweise populistischer Aufmachung und auch obwohl das Thema bereits in etlichen Dokumentationen behandelt wurde, Umstände ersichtlich, die es dem Zuschauer möglich machen, die Situation während des Krieges und am Kriegsende zu begreifen und nachträglich mitzuerleben. Es geht um Verantwortungsdiffusion und die Auswirkungen der Nazi-Propaganda.
VOX zeigt «1945 - 12 Städte, 12 Schicksale» am 25. April 2015 ab 12 Uhr am Mittag.