Das Hamburger Ermittlerteam hat es mit einem unorthodoxen, erfrischend-amüsanten Fall zu tun. Als Gaststar mit dabei: Katrin Bauerfeind.
Cast und Crew
- Regie und Drehbuch: Lars Becker
- Darsteller: Armin Rohde, Barbara Auer, Alina Levshin, Minh-Khai Phan-Thi, Katrin Bauerfeind, Christoph Letkowski, Özgür Karadeniz, Tristan Seith, Edin Hasanovic, Clemens Schick, Margarita Broich, Chiara Schoras, Hans-Jochen Wagner
- Kamera: Hannes Hubach
- Szenenbild: Sabine Pawlik
- Kostümbild: Fana Becker
- Schnitt: Sanjeev Hathiramani
- Musik: Stefan Wulff und Hinrich Dageför
Ein Hamburger Radiosender feiert in pseudopersönlicher, dauerfröhlicher Art Mottowoche: Die 'Ab-in-die-Wüste-Schlussmacherwoche', die Pizzabote Mufti Korkmaz dazu nutzt, sämtliche Verantwortung abzustreifen. Er bequatscht die Moderatorin Milla (Katrin Bauerfeind) dazu, für ihn live auf Sendung seiner Freundin Sharronda (Alina Levshin) den Laufpass zu geben. Der Chef vom Dienst (Hans-Jochen Wagner) ist begeistert, Milla hat Gewissensbisse, zieht die Nummer aber durch. Womit niemand rechnet: Muftis Verflossene greift als Antwort auf die mediale Trennung zur Knarre … Eine Spirale der Gewalt wird losgelöst, die das Ermittlerteam Lisa Brenner (Barbara Auer), Erich Bo Erichsen (Armin Rohde), Mimi Hu (Minh-Khai Phan-Thi) und Yannick Kruse (Christoph Letkowski) unter anderem ins Nazi-Milieu führen. Derweil wird der Fall im Radio detailliert verfolgt …
Autor und Regisseur Lars Becker macht das Dutzend voll und schickt zum nunmehr zwölften Mal sein Team von der Hamburger «Nachtschicht» auf Sendung. Mit diesem neuen Fall beschert Becker dem Zuschauer einen äußerst kurzweiligen Krimi, der die Markenzeichen dieser Reihe achtet, aber zugleich sehr erfrischend und andersartig daherkommt. Wie gewohnt spielt die gesamte Folge im Laufe einer Nacht, und wie so oft, beschränkt sich die Geschichte nicht darauf, dass ein einzelnes Verbrechen geschieht und die Ermittler daraufhin den Täter suchen müssen. Die zwölfte «Nachtschicht»-Episode berichtet stattdessen von einer Verfolgungsjagd, bei der sich die Vorfälle überschlagen und das Quartett teils hinter den Tätern aufräumen muss, teils versucht, ihnen zuvorzukommen.
Es ist eine sehr dynamische Erzählweise, doch nie eine hektische – dafür sind die Dialogpassagen zu ausgefeilt und die Figuren zu vielschichtig. Vor allem aber nimmt sich diese «Nachtschicht» auch zu viel Zeit für Humor, als dass sie in eine haltlose Hektik abdriften könnte. Schon die Eröffnungsminuten, die Bauerfeind als archetypische, angestrengt optimistische Radiomoderatorin im Einsatz zeigen, sind pointiert geschrieben und mit Esprit gespielt. Die Sprecherkabine verlassen wir zwar alsbald, trotzdem wird der ganze Fall durch die Radio-Thematik beeinflusst – nicht nur durch weiteres Eingreifen der von Bauerfeind verkörperten Milla, sondern auch durch einen Soundtrack, der das Geschehen stimmig untermalt und ganz beiläufig die begrenzte Songauswahl zahlreicher Radiosender kommentiert. „I Gotta Feeling“, „Lola“, „It's Raining Men“ und Co.: Lieder, die jeder kennt und jeder im Hintergrund laufen lassen kann.
Der in dunklen, aber kräftigen Farben eingefangene Krimi setzt auch an anderen Stellen auf einen süffisanten, dennoch unaufdringlichen Humor, weswegen seine Figuren authentischer wirken, als die Protagonisten vieler anderer düster-realistischer Großstadt-Krimis. Die Glaubwürdigkeit dieses launig-schmissigen Neunzigminüters stützt zugleich den Spannungsbogen: Den wie eh und je sympathisch-schroff dargebotenen Hauptfiguren kann jederzeit nur kurz nach einer lustigen Anekdote etwas schlimmes widerfahren, weshalb die dieses Mal sehr humorbetonte Art der Story keineswegs bedeutet, dass sie nicht auch als klassischer Krimi zu fesseln wüsste.
Der 13. Teil der «Nachtschicht»-Reihe ist übrigens bereits abgedreht – und nach dem überaus gelungenen zwölften Fall kann man nur hoffen, dass das ZDF ihn nicht gemäß des alten Ausstrahlungstakts ganze zwölf Monate zurückhält.
«Nachtschicht – Wir sind alle keine Engel» ist am Montag, den 27. April um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.