Zur Person: Pierre M. Krause
Krause wurde im Oktober 1976 in Karlsruhe geboren, startete seine Medienkarriere Anfang der 2000er bei DASDING. Seit 2005 macht er die wöchentliche Show «SWR 3 Late Night» und ist entsprechend auch immer wieder beim Pop-Radiosender der Anstalt zu hören. Er wirkte zudem an ARD-Formaten wie «Kurz gefragt», «Praktikant Pierre» oder der RTL-Sendung «TV-Helden» mit. Zwischen 2009 und dem Ende 2014 gehörte er zur Show-Familie der Late-Night-Sendung von Harald Schmidt. Herr Krause, in einem Text zu Ihrer neuen Show «Krause kommt» heißt es, sie seien darin gewohnt witzig, aber auch mal ernsthaft. Wie ist Pierre M. Krause denn privat, wenn die Kameras mal aus sind?
Auch wenn das manche vielleicht nicht glauben, bin ich tatsächlich eher still und schüchtern. Würde man Worte zählen, wäre ich meist derjenige, der am wenigsten spricht. Nicht selten packt mich die Melancholie. Es ist jetzt nicht so, dass ich im echten Leben ständig traurig bin. Auch privat bin ich im Training, hin und wieder neue Kalauer zu produzieren – es bleibt also nicht aus, dass ich meine Mitmenschen auch da zum Lachen bringe. Oftmals ist es aber so, dass die besten Gags schon auch aus einer gewissen Tragik entstehen.
Ich stelle es mir nicht so einfach vor, als stiller und schüchterner Mensch in einer Welt, die besetzt ist von „Rampensäuen“.
Das ist so. Es gibt aber auch viele Künstler, die wie ich eher ruhiger sind und auf der Bühne dann sozusagen mutieren. Man lebt dann im Scheinwerferlicht das aus, was andere vielleicht beim Sport tun. Ich verzichte dafür auf Fallschirmspringen und andere Adrenalinkicks in der Freizeit.
In Ihrer neuen Show besuchen Sie Promis zuhause und plaudern mit ihnen. Neu ist das Konzept ja nicht gerade, oder?
Nein, das ist sicherlich ziemlich ähnlich zu Formaten, die es schon gab. Ich wusste übrigens gar nicht, dass es solche Sendungen schon gab. Trotzdem finde ich die Idee reizvoll und hatte Lust, das zu machen. Für mich zählt letztlich nicht, ob es ein neues Format ist, sondern ob es gut ist.
Wie unterschieden Sie sich von ähnlichen Programmen?
Ich habe von den anderen Sendungen nur wenig gesehen. Ich kenne und mag «Übernachtung und Frühstück» und weiß, dass Benjamin von Stuckrad-Barre mal Ähnliches gemacht hat. Das habe ich mir aber nicht angeschaut, weil ich bewusst oder unbewusst nichts kopieren oder vermeiden wollte. Ich will ja in meiner Sendung möglichst unvoreingenommen sein. Man wird mich in «Krause kommt» wesentlich zurückhaltender erleben. Das wird kein Gags-Per-Minute-Format.
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Ich glaube, dass die Deutsche Late-Night in Kürze ihre Blütezeit erleben wird bzw. erlebt und würde mir sehr wünschen, dass die Redakteure in diesem Land diesem Genre mehr Vertrauen schenken.
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Pierre M. Krause im Quotenmeter.de-Interview
Sie sind ja ein SWR3-Kind und moderierten seit Jahren die Show «SWR 3 Late Night». Wie steht es Ihrer Meinung nach um dieses TV-Genre?
Auch wenn ich damit der Meinung zahlreicher TV-Manager widerspreche: Ich glaube, dass die Deutsche Late-Night in Kürze ihre Blütezeit erleben wird bzw. erlebt und würde mir sehr wünschen, dass die Redakteure in diesem Land diesem Genre mehr Vertrauen schenken.
Es ist ja eher anders herum. Sogar Harald Schmidt hat aufgegeben.
Das finde ich sehr schade. Aber es gibt in Fernsehdeutschland inzwischen ein Bewusstsein für diese Art der Show. Die Leute schauen sich Ausschnitte von beispielsweise der «Tonight Show» inzwischen bei YouTube an, sie kennen Jimmy Fallon, Conan O’Brien oder Jimmy Kimmel. Früher wusste kaum einer in Deutschland, was Late-Night oder wer David Letterman ist.
An Ihre Zeit bei Harald Schmidt denken Sie vermutlich gerne zurück.
Absolut. Ich war schon recht früh ein Fan von Late-Night-Formaten, ich mag das Genre einfach. Und Harald Schmidt war natürlich für viele meiner Fernsehmachergeneration prägend. In seiner ARD-Zeit bin ich als Filmemacher dazu gekommen, bei Sat.1 und Sky war ich dann auch Sidekick. Ich wurde sozusagen dafür bezahlt, über Haralds Witze zu lachen. Und das Beste: Ich hätte es auch ohne Bezahlung gemacht. Das waren tolle Arbeitsbedingungen.
Nicht wenige Moderatoren der Dritten Programme wagen derzeit den Sprung ins Erste. Stichwort ist hier der Donnerstagabend. Haben Sie da weitere Ambitionen?
Die haben wir, Philipp Walulis, Jeannine Michaelsen und ich, mit dem Piloten «Die Fernseher» gezeigt. Das Format ist letztlich aber an oder in der ARD gescheitert. Ursprünglich war der Pilot auch gar nicht dafür gedacht, jemals ausgestrahlt zu werden.
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Fünf Jahre sind beim Fernsehen ja nicht unbedingt viel. RTL wird eine neue Gruppe von Assis gefunden haben, die sich bei irgendetwas filmen lassen. Die öffentlich-rechtlichen werden zwei oder drei neue Quizshows mit Jörg Pilawa am Vorabend und in der Primetime zeigen. Viel wird nicht passieren, denn bei ARD und ZDF ist das ein bisschen so wie bei Hundejahren: Fünf Jahre zählen da wie fünf Minuten.
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Pierre M. Krause im Quotenmeter.de-Interview
Wir waren überzeugt, dass aus diesem Konzept einmal eine gute Sendung hätte werden können. Der „Sprung ins Erste“ ist von mehr als nur Inhaltlichem abhängig. Bis sich alle ARD-Anstalten auf ein vorzeigbares Format geeignet haben, müssen viele Meinungen und Befindlichkeiten geäußert und sehr viele Liter Filterkaffee auf noch viel mehr Konferenzen getrunken werden. Ich paare Ehrgeiz mit Realismus und bin aktuell zufrieden mit meinem Late-Night-Engagement im SWR-Fernsehen.
Über welche Fernsehtrends werden wir in fünf Jahren reden?
Fünf Jahre sind beim Fernsehen ja nicht unbedingt viel. RTL wird eine neue Gruppe von Assis gefunden haben, die sich bei irgendetwas filmen lassen. Die öffentlich-rechtlichen werden zwei oder drei neue Quizshows mit Jörg Pilawa am Vorabend und in der Primetime zeigen. Viel wird nicht passieren, denn bei ARD und ZDF ist das ein bisschen so wie bei Hundejahren: Fünf Jahre zählen da wie fünf Minuten.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Krause.
In der nächsten Sendung, Freitag, kommt Krause zu Gitta Saxx. 23.30 Uhr im SWR Fernsehen.