Warum geht das «Quizduell» nun doch weiter? A: Weil die Technik funktioniert. B: Wegen der Promis. C: Dank guter Quoten. D: Weil Jörg Pilawa noch mehr T-Shirt-Wortspiele eingefallen sind. Wir haben die richtige Antwort.
Quotenvergleich «Quizduell» 1. und 2. Staffel
- Reichweite gesamt: 1,27 Mio. (S1) / 1,42 Mio. (S2)
- Quote gesamt: 8,4% (S1) / 8,3% (S2)
- Reichweite 14-49: 0,27 Mio. (S1) / 0,26 Mio. (S2)
- Quote 14-49: 5,6% (S1) / 5,0% (S2)
Ein paar Mal war es eigentlich schon eingestellt, dieses Experiment am ARD-Vorabend. Selbst Moderator Jörg Pilawa wollte nicht mehr. Doch irgendwie geht es immer weiter, das «Quizduell». Im Herbst sogar in eine dritte Staffel. Es ist kurios und überraschend – angesichts dieser Geschichte von Missverständnissen, streikender Technik und einem Moderator, der die Not zur Tugend ernannte.
Es ist der 13. Mai 2014, Jörg Pilawa begrüßt seine Zuschauer zum „größten TV-Experiment des Jahres.“ An diesem Tag findet die Premiere des «Quizduell» statt, live um 18 Uhr, vor einem Studiopublikum und tausenden gespannten Mitspielern zuhause. Über 187.000 Menschen haben sich in der beliebten Quizduell-App für das TV-Spiel registriert, sagt Pilawa stolz. Schon in der Einführungsrunde funktioniert der Fragenmonitor nicht – doch das echte Problem soll noch kommen: Nach zehn Minuten weiß Pilawa, dass die App streikt, das besagte „Team Deutschland“ nicht spielen kann. „Und jetzt ist genau das passiert, von dem vorher gesagt wurde: Das kann niemals passieren! Die Server sind überlastet.“ Später vermutet Pilawa einen Hackerangriff.
Sätestens nach einigen Tagen ist klar: Das ganze System ist völlig unausgereift. Zwei Wochen lang funktioniert das Live-Spiel mit der App nicht, das «Quizduell» verkommt zu einer gewöhnlichen Show – nix TV-Exeriment, nix crossmedial, nix Verschmelzung von Fernsehen und Internet. Erst nach eineinhalb Wochen funktioniert das Format so, wie es soll: inklusive App und Team Deutschland. Ganz reibungslos läuft es aber bis zum Ende der dreiwöchigen ersten Staffel nicht. Eine Fortsetzung sei nicht ausgeschlossen, hieß es damals aus der ARD. Aber nach dem technischen Desaster und den nicht unbedingt starken Quoten hätte man nicht darauf wetten müssen.
Doch sie kam, die zweite Staffel. Zu verdanken haben es die Zuschauer vor allem Jörg Pilawa – und einer selbstironischen (!) ARD, die ihr großes Experiment nicht frühzeitig aufgeben wollte. Pilawa machte während des Technik-Streiks aus der Not eine Tugend und verwandelte das «Quizduell» in eine sehr unterhaltsame Sendung. Er trug T-Shirts mit den Aufschriften „App-gefahren“ oder „Das Internet ist für uns alle Neuland“ und bewies seine Live-Qualitäten als Moderator. Als die zweite Staffel im Februar 2015 startete, ging Pilawa mit Oliver Pocher eine Wette ein: Wenn die App funktioniert, muss Pocher seine Haare färben. Einen Tag später zeigte sich der Comedian mit rotem Schopf. Und Pilawa daneben, auf seinem Pullover stand: „App App Hurra“.
Erfolgreich war das «Quizduell» jedoch auch diesmal wieder nicht. Rund 1,5 Millionen Menschen sahen im Februar zu, bei den jungen Zuschauern lag der Marktanteil bei schwachen 4,8 Prozent. Damit lag man sogar ein ganzes Stück unter den 5,6 Prozent, die Staffel eins erreicht hatte. Währenddessen stand die Zukunft des Formats wieder auf der Kippe. „Für mich ist im Mai vorerst Schluss“, sagte Jörg Pilawa gegenüber dem Magazin „DWDL“ und begründete dies mit verlorenem Reiz an der Sendung und kräftezehrender Live-Moderation. Er könne sich vorstellen, die Moderation an jemand anderen abzugeben, so Pilawa damals.
Rund zwei Monate später ist von Abschiedsgedanken nichts mehr übrig. Kürzlich wurden neue Folgen im Ersten angekündigt – ab Ende August, und mit Jörg Pilawa. Das Umdenken liegt vor allem an den gestiegenen Einschaltquoten, die mit einem leicht veränderten Konzept daherkamen. Denn schnell stach heraus, dass die Promi-Specials besser beim Publikum ankommen: Die Abschiedsfolge der ersten Staffel holte die höchsten Marktanteile aller Folgen, auch die Primetime-Ausgabe mit prominenten Gästen kam bestens an. Und so probierte man sich im März 2015 an deutlich mehr Promi-Specials – von 17 Folgen waren es 7. Im April waren es dann schon 10 von 18. In den letzten Mai-Ausgaben nahmen die Prominenten sogar die Überhand: 5 von 9 Episoden spielte man mit bekannten Gästen.
Tatsächlich lassen sich die Quotenunterschiede mit Zahlen belegen: Die Specials erreichten beim Gesamtpublikum 8,9 Prozent Marktanteil, die Ausgaben mit normalen Kandidaten lediglich 8,0 Prozent. Bei den jüngeren Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren ergibt sich ein ähnliches Bild, hier stehen 5,5 Prozent (Promis) gegenüber 4,6 Prozent (Normalos). Allerdings: Auch die normalen Episoden legten im Laufe der «Quizduell»-Ausstrahlung zu, zumindest beim Gesamtpublikum. Lag die Quote hier im Februar noch bei 7,3 Prozent, betrug sie in den letzten vier Wochen 8,8 Prozent – allerdings wurden da auch bereits nur noch wenige Sendungen ohne Prominenz ausgestrahlt.
Ersichtlich ist, dass die Konzeptänderung hin zu Prominenten einige neue Zuschauer gebracht hat. Quotenrekorde wurden immer mit interessanten Spielpaaren erzielt, die Ausschläge führten dann dazu, dass das Format generell bekannter wurde. So lassen sich auch die gestiegenen Zahlen bei den letzten Ausgaben mit unbekannten Kandidaten erklären. Letztlich waren Promis die Zugpferde, um Zuschauer zum «Quizduell» zu locken. Die ARD täte gut daran, ähnlich auch im Herbst zu verfahren, um diesen Weg weiterzugehen. Eine komplette Abkehr von normalen Gästen ist allerdings nicht anzuraten, zumal das Format dann abwechslungsreich bleibt. Und es sich zuletzt eben gezeigt hat, dass man auch ohne bekannte Namen punkten kann. Schließlich gelten beim «Quizduell» in puncto Zuschauerbindung leicht andere Gesetze als bei gewöhnlichen Programmen: Nicht nur die eigentliche TV-Sendung kann Publikum binden – über gute Unterhaltung oder eben bekannte Gäste – sondern auch das Live-Erlebnis mit der App, wenn man selbst mitspielt. Dies zunächst auch unabhängig davon, ob Team Deutschland nun gegen Jochen Müller aus dem Breisgau und seine Frau oder gegen Joko Winterscheidt und Matthias Schweighöfer spielt.
Auf den zweiten Blick aber erscheinen die stärkeren Quoten mit bekannten Gästen auch hier logisch: Schließlich kann der Otto-Normalquizzer gegen seine Freunde jederzeit spielen, auch ohne TV-Sendung und ohne Jörg Pilawa. Gegen Promis anzutreten, hat am Ende vielleicht doch einen anderen Reiz.