Mit «... und dann noch Paula» startet das ZDF am Freitag eine neue Familienserie am späten Abend. Bei weitem keine Neuerfindung des Genres, sondern solides Mittelmaß.
Cast & Crew
Vor der Kamera:
Alexander Schubert als Oliver Rettler
Amelie Plaas-Link als Paula Lewandowski
Eleonore Weisgerber als Ursula Rettler
Sascha Nathan als Frank Hummels
Hinter der Kamera:
Produktion: Sony Pictures Film und Fernsehproduktion
Headautor: Michael Gantenberg
Drehbücher: Michael Gantenberg, Sylke Lorenz, Markus Schafitel, Matthias Taddigs und Oliver Welter
Regie: Joseph Orr
Kamera: Günter HandwerkerOliver Rettler hat es nicht leicht: Der talentierte Koch ist vor kurzem in der Geschlossenen gelandet, nachdem er einem Gast an die Gurgel gegangen war, der nach Ketchup für sein exquisites französisches Gericht verlangt hatte. Diagnose: Burnout.
Nach seiner Entlassung wird sein Leben nicht einfacher. Denn plötzlich steht eine junge Frau vor seiner Tür und will bei ihm wohnen. Sie ist 17, heißt Paula und behauptet, seine Tochter zu sein. Oliver braucht seine Zeit, das zu verarbeiten; und um sich an die versoffene Nacht vor fast zwei Jahrzehnten zu erinnern, als er einen One-Night-Stand mit einer Nachtclub-Kellnerin hatte. Die ist jetzt aber in der Psychiatrie gelandet und wird da so schnell auch nicht mehr rauskommen. Grund für Paula, mal ihren Vater kennenzulernen – und direkt bei ihm einzuziehen.
Natürlich: Sonderlich glaubwürdig ist das alles nicht. Doch das muss hier nicht unbedingt stören. Denn «… und dann noch Paula» setzt lieber auf Karikaturen als auf Charaktere. Das kann leicht schiefgehen, erweist sich hier jedoch als tragfähiger, als man zunächst denken mag. Zumindest für solides Gebrauchsfernsehen.
Das schließt so manche Diskrepanzen nicht aus: Den Widerspruch zwischen Alexander Schuberts gerne übersteigertem, überdrehtem Spiel, der mit ausladenden Gesten und einer abgehackten Sprechweise sicherlich karikaturhaft, aber doch ziemlich komisch einen Exzentriker am Rande des Wahnsinns gibt, und dem feinfühligeren, empathischeren Spiel von Amelie Plaas-Link, die auch die leiseren Töne ihrer schlagfertigen Paula charmant zu transportieren weiß.
Und trotzdem ist „ganz nett“ das vorteilhafteste Prädikat, das man «… und dann noch Paula» aufdrücken kann. Denn wirklich Wegweisendes vermag die Serie aus ihrer – nicht gerade neuen – Grundkonstellation nicht zu machen. Die erste Folge erlaubt sich nur ein paar kleine Schlenker zur Reflexion über schwierige Familienverhältnisse, und darüber, wie mit Humor und gutem Willen auch gegensätzliche Typen zueinander finden können. Das Problem ist nicht einmal, dass es stets so einfach und seicht bleibt, sondern dass auf der Figurenebene schlicht nicht allzu viel passiert.
Dafür sind die Charaktere zu abgedreht, zu überzeichnet, Vater Oliver zu klischeehaft exzentrisch bis psychopathisch. Moderne heitere Familienserien sind schon gelungener umgesetzt worden. Gleichzeitig kann man natürlich auch problemlos zahlreiche Beispiele verhunzter deutscher Serien aufzählen, gegen die «… und dann noch Paula» wie das deutsche «Modern Family» wirkt.
Am Ende bleibt das Mittelmaß.
ZDFneo zeigt sechs Folgen von «… und dann noch Paula» ab Donnerstag, den 4. Juni um 22.15 Uhr. Das ZDF zieht am Freitag, den 5. Juni um 22.30 Uhr nach.