Die Serie, die in Amerika Quotenrekorde gesprengt hat, ist (noch) nicht der große Wurf im deutschen Fernsehen. Skeptiker, die eine Deutschland-Tauglichkeit bezweifelt hatten, könnten also recht behalten.
„
Die Zuschauer sind uns treu geblieben, weil wir die Welt von der politischen Korrektheit befreien. Wir zeigen, wo Homophobie und Rassismus wirklich aussehen. Meine Figur Lucious akzeptiert seinen homosexuellen Sohn Jamal nicht. Und er ist ein Rassist, denn er lehnt auch seine weiße Schwiegertochter aufgrund ihrer Hautfarbe ab.
”
«Empire»-Hauptdarsteller Terrence Howard im Interview mit "TV Digital"
«Empire» ist die Quotensensation des Jahres 2015. Zehn Mal in Folge hat das Hip-Hop-Drama beim US-Sender FOX Zuschauer hinzugewonnen – etwas, das es eigentlich noch nie gab. In aller Regel starten neue Serien dank des Werbehypes im besten Fall stark und verlieren dann in den Wochen danach einige Zuschauer. «Empire» war anders und verabschiedete sich am Schluss von mehr als 20 Millionen Fans, rechnet man die noch mit ein, die sich das Staffelfinale zeitversetzt ansahen. Wohl von diesen Zahlen angetrieben, wollte ProSieben all die verstummen lassen, die bezweifelten, dass die Serie wirklich auch in Deutschland für einen Hype gut ist.
Entsprechend dürfte beim Münchner Sender beim Betrachten der Quoten der ersten drei Folgen, die am Mittwochabend hintereinander liefen, erst einmal Ernüchterung wenn nicht gar Enttäuschung herrschen. Ein Hype jedenfalls blieb ganz klar aus. Ab 20.15 Uhr generierte das Format 7,6 Prozent Marktanteil – insgesamt verfehlte das Format sogar die 1-Million-Marke und blieb bei rund 930.000 Zuschauern hängen. Immerhin: Den meisten gefiel wohl, was sie da sahen. Die ab 21.10 Uhr gezeigte Folge hielt sich dann bei rund 880.000 Zuschauern. Weil die Fernsehnutzung beim jungen Volk im Laufe des Abends aber anstieg, sank der Marktanteil in der klassischen Zielgruppe auf nur noch 6,5 Prozent.
Die um 22.00 Uhr gestartete «Empire»-Folge legte wieder zu und erreichte wenig ruhmreiche 910.000 Zuschauer ab drei Jahren und eine für den Münchner Privatsender unterdurchschnittliche Quote in Höhe von 7,5 Prozent. Kaum einer hätte vor dem Start des Formats wohl gewettet, dass im Anschluss gezeigte Wiederholungen der Sitcom
«2 Broke Girls» mit 8,0 und 8,3 Prozent bei den Umworbenen erfolgreicher laufen als das heißeste Eisen, das der US-Markt derzeit zu bieten hat.
Im Mutterland ist die Serie inzwischen erfolgreicher als «The Big Bang Theory» - bei den Jungen muss sie sich nur der Kabelserie «The Walking Dead» geschlagen geben. Die Network-Reichweiten liegen auf Rekord-Werten, wie man sie sonst nur von «NCIS» oder «CSI» kennt und kannte. Und dennoch scheint sich der große Erfolg – ähnlich wie beim in Amerika ebenfalls unheimlich stark laufenden «Modern Family» - nicht zwingend nach Deutschland transportieren zu lassen. Vielleicht also behalten die Skeptiker recht, die sagten, dass die stark von Afro-Amerikanern dominierte Serie, die in der schillernden Welt des US-Raps verortet ist, „zu amerikanisch“ angehaucht ist.