Spitzen-Werte: TV-Talker profitieren weiter vom ‚Grexit‘

Talk-Check: Am besten lief es einmal mehr für «Günther Jauch». Aber auch die anderen Talk-Shows bei den Öffentlich-Rechtlichen verzeichneten so hohe Werte wie schon lange nicht mehr.

Der Gast der Woche

Sie haben langsam genug von der Griechenland-Thematik? Dann könnten sie beispielsweise am 3. Juli um 22 Uhr zum NDR schalten. In «Bettina und Bommes» gastieren wieder einige interessante Persönlichkeiten. Darunter: Professor Rita Süssmuth, ehemals Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit sowie ehemalige Präsidentin des Deutschen Bundestags. Als Teil der CDU vertrat sie meist andere Ansichten als Helmut Kohl, was es ihr in der Politik oft schwer machte. Gerade hat sie ihr Buch "Das Gift des Politischen" geschrieben, in dem sie ihre Erfahrungen teilt.
Der „Grexit“ ist weiterhin in aller Munde und bietet den Polit-Talks im Fernsehen dank des zähen Verlaufs weiterhin reichlich Gesprächsstoff. Mit dem vermeintlichen ‚Finale in Brüssel‘ befasste sich am 24. Juni bereits «Anne Will» im Ersten. Zusammen mit unter anderem Gesine Schwan, Norbert Röttgen und Rolf-Dieter Krause, der zwischen dem 22. und 29. Juni zwei Mal bei «Hart aber fair» und einmal bei «Anne Will» gastierte, befasste sich die Runde mit der Krisensitzung der Euro-Finanzminister, die am Mittwoch ihren Lauf nahm. Die Fragen, ob sich die Staatschefs der europäischen Nationen für oder gegen eine Griechenland-Rettung entscheiden würden und ob die Vorschläge aus Athen überhaupt glaubwürdig seien, führten zu einem lange vermissten Quotenhoch. Der Mittwochs-Talk, der am 24. Juni um 22.46 Uhr auf Sendung ging, unterhielt 1,95 Millionen Fernsehende ab Drei. Dadurch erzielte «Anne Will» 12,4 Prozent beim Gesamtpublikum. Ein höherer Wert wurde zuletzt am 19. November verzeichnet, als «Anne Will» jedoch bereits um 21.44 Uhr auf Sendung ging.

Tags darauf widmeten sich auch «maybrit illner» und ihre Gäste der Möglichkeit einer teuren Griechen-Rettung. Diskutiert wurde der neue Reformplan der griechischen Regierung sowie die Rolle des Internationalen Währungsfonds als Teil der Krisenlösung. Carsten Linnemann, Vorsitzender der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung MIT, betonte beispielsweise, dass die Unionsfraktion weiteren Hilfen für Griechenland nur zustimmen werde, wenn der IWF weiter an den Verhandlungen beteiligt sei. Auch «maybrit illner» verzeichnete mit 13,6 Prozent einen ansehnlichen Gesamtmarktanteil. 2,71 Millionen Menschen verfolgten am 25. Juni die neue Ausgabe des Polit-Talks. In der Vorwoche feierte das ZDF-Format mit der Griechenland-Thematik jedoch einen noch größeren Erfolg, da 3,15 Millionen Menschen und daraus resultierende 15,6 Prozent erreicht wurden. Die beiden vergangenen Ausgaben lockten also jeweils über 13 Prozent des Gesamtpublikums an. Dies gelang bis dahin im gesamten Jahr 2015 erst zwei Mal. Neben Linnemann beteiligten sich unter anderem auch Oskar Lafontaine und die Juso-Vorsitzende Johanna Uekermann an der Diskussion.

Im Anschluss an den Sonntagskrimi im Ersten ging «Günther Jauch» einmal mehr als strahlender Sieger unter den TV-Talkern hervor. Zwar verzeichnet Jauch auch sonst höhere Marktanteile als seine Kollegen, aber auch hier trieb das Thema „Grexit“ die Sehbeteiligungen noch einmal höher als üblich. 5,24 Millionen Zuschauer lockte die Runde um Edmund Stoiber und dem griechischen Journalisten Antonios Beyos an. Daraus resultierten satte 20,9 Prozent in Bezug auf alle Fernsehenden. Ein so hoher Marktanteil stand seit dem 20. Oktober 2013 nicht mehr für «Günther Jauch» zu Buche. Außergewöhnlich hoch war zudem das Interesse der jungen Zuschauer, als es um den „Showdown im Schuldenstreit“ ging. Die drohende Zahlungsunfähigkeit Griechenlands, mögliche Übereinkünfte und die potenziellen Folgen einer Staatspleite lockten 11,4 Prozent der jungen Zuschauer ins Erste. Zuletzt schnitt «Günther Jauch» am 1. Juni 2014 besser ab.

«Hart aber fair» ging es erneut am Montag im Ersten zu. Frank Plasberg lud sich unter anderem Kanzleramtsminister Peter Altmaier und Europa-Politikerin Ska Keller ein. Wieder einmal machte es sich das Format aber auch zur Aufgabe, die Bürger zu Wort kommen zu lassen und nachzuhören, was sie über einen möglichen Deal mit den Griechen denken. Die Reichweite von 3,75 Millionen Menschen reihte sich in die Quotenerfolge der vergangenen Ausgaben ein. Zweistellige Marktanteile sind bei «Hart aber fair» sonst eine Seltenheit. Nun generierte der Talk erneut 14,4 Prozent, wodurch vier der vergangenen fünf Ausgaben mit mindestens 11,4 Prozent beim Gesamtpublikum aufwarteten. Seit Oktober 2013 lag «Hart aber fair» nur einmal über besagten 14,4 Prozent und zwar am 1. Juni 2015.

02.07.2015 11:20 Uhr  •  Timo Nöthling Kurz-URL: qmde.de/79201