Während kabel eins auf eher leisen Pfoten zu erstaunlich guten Werten kommt, fallen RTL, VOX und RTL II ausnahmslos zurück. Die Öffentlich-Rechtlichen dominieren nach wie vor den Fernsehmarkt.
Im Juni gelangte erstmals seit langem wieder keine einzige Ausstrahlung auf eine zweistellige Millionenreichweite - und ansonsten war es die übliche Mixtur aus Fußball und «Tatort», die Fernsehdeutschland am ehesten zu fesseln vermochte. Etwas überraschend lag hierbei das Champions-League-Finalspiel zwischen Juventus Turin und dem FC Barcelona mit durchschnittlich 9,72 Millionen vor dem EM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft, das im Bestfall auf 9,51 Millionen gelangte. Dies galt für den eigens ausgewiesenen zweiten Durchgang des Spiels, nachdem die erste Halbzeit sogar nur 7,60 Millionen interessiert hatte. So gesehen war sogar das Freundschaftsspiel gegen die USA mit durchschnittlich 9,41 Millionen stärker frequentiert. Die stärkste «Tatort»-Reichweite verzeichnete die Ausgabe «Der Inder» am vorletzten Juni-Sonntag mit 9,49 Millionen. Den höchsten Marktanteil des Monats generierte jedoch kurioserweise eine Ausstrahlung, die eigentlich schon in den Juli fällt - nämlich das Halbfinalspiel der deutschen Frauenfußball-Nationalelf gegen die Vereinigten Staaten mit grandiosen 42,6 Prozent Marktanteil, das in der Nacht auf den 1. Juli im Ersten gezeigt wurde. Da ein Fernsehtag allerdings immer bis 3 Uhr nachts geht, zählt es offiziell noch zum Juni hinzu. Die durchschnittliche Reichweite betrug zu nächtlicher Stunde 2,63 Millionen.
Auch beim jungen Publikum waren es vor allem Fußball-Übertragungen, die für großartige Quoten garantierten. Die höchste Reichweite stand hier für das Relegations-Rückspiel zwischen Karlsruhe und dem HSV zu Buche, das 3,37 Millionen Menschen sehen wollten. Auf den weiteren Plätzen finden sich weitere Fußball-Übertragungen, der «Tatort» und Nachrichten-Sendungen der Öffentlich-Rechtlichen. Vom EM-Qualispiel abgesehen war die höchstfrequentierte Ausstrahlung bei einem privaten Kanal ausgerechnet der bereits etliche Male gezeigte Blockbuster «Independence Day» bei ProSieben mit 1,82 Millionen Fernsehenden und tollen 18,0 Prozent Zielgruppen-Marktanteil. Einen noch höheren Marktanteil verzeichnete «Ich - Einfach unverbesserlich» mit 20,6 Prozent für RTL - die Zuschauerzahl bei den Umworbenen lag jedoch bei etwas schwächeren 1,69 Millionen. Auch das Finale von «Let's Dance» begeisterte mit 1,65 Millionen und sogar 23,0 Prozent Marktanteil. Mit VOX konnte zudem im Juni auch einer der drei kleineren Sender an einem Tag der Woche regelmäßig zweistellige Marktanteile verbuchen: Die Rede ist vom Dienstag, wo «Sing meinen Song» zuletzt bis zu 15,0 Prozent generierte.
Alle Zuschauer (Juni 2015)
ALLE ZUSCHAUER (JUNI)
12,1
11,7
12,7
12,1
9,7
10,0
3,7
3,8
4,9
5,2
8,0
7,8
5,2
5,5
4,2
4,0
Marktanteile in % | Juni 2015 gegenüber Mai 2015
Auch in der vermeintlichen Sommerpause bleiben die öffentlich-rechtlichen Kanäle weiter die klar gefragtesten der Republik. Vorne lag dabei einmal mehr das Zweite Deutsche Fernsehen, das sich gegenüber den vergleichsweise schwachen 12,2 und 12,1 Prozent der beiden Vormonate steigerte und auf 12,7 Prozent gelangte. Ebenfalls gut dabei ist Das Erste mit immerhin 12,1 Prozent, einzig im April dieses Jahres lief es in der jüngeren Vergangenheit noch etwas besser (12,2 Prozent). Ohnehin kann von einer wirklichen Sommerpause kaum die Rede sein, zeigen die beiden Sender mit der Frauen-WM sowie der U21-EM doch gleich zwei schlagkräftige Fußball-Turniere, durch die die Sender regelmäßig mit starken Einschaltquoten am Abend gefüttert werden.
Nur an einem einzigen Abend konnte derweil RTL auf König Fußball bauen - und mit Gibraltar war der Gegner der deutschen Nationalelf nun wahrlich auch kein schillernder Garant für überragende Quoten. Im Monatsvergleich standen dann einmal mehr nur sehr dürftige 9,7 Prozent Marktanteil auf dem Papier, womit zum fünften Mal hintereinander die Zweistelligkeit verpasst hatte. In diesem Sinne dürfte man wohl dem Start des Sommer-Dschungelcamps entgegenfiebern - schließlich war der letzte starke Monat der Kölner der Januar mit 11,3 Prozent, als das Original am späten Abend regelmäßig für grandiose Werte garantierte. Den Holzplatz im Sender-Ranking ergatterte auch im Juni wieder Sat.1, das mit 8,0 Prozent auf einem Niveau operierte, an das sich die Programmverantwortlichen wohl längst gewöhnt haben dürften. Immerhin ging es im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozentpunkte bergauf.
Etwas Bewegung gab es auch in der unteren Hälfte. Während ProSieben mit 5,2 Prozent und RTL II mit 3,7 Prozent mehr oder minder deutliche Einbußen zu verkraften hatten, sind insbesondere die Werte von VOX und kabel eins von Interesse. Denn rekapituliert man einmal die mediale Berichterstattung der letzten Wochen, würde man aufgrund beachtlicher Erfolge von «Sing meinen Song» und «Outlander» wohl eher mit Zugewinnen des erstgenannten Senders rechnen. Vor allem aufgrund diverser böser Serienflops gelangte dieser im Juni allerdings im Schnitt nur auf enttäuschende 4,9 Prozent, während kabel eins trotz sehr weniger Highlights in der Breite sogar zulegte. Mit 4,2 Prozent wurde erst zum zweiten Mal in den vergangenen zehn Monaten ein Wert oberhalb der Vier-Prozentmarke verzeichnet.
14- bis 49-Jährige (Juni 2015)
14- BIS 49-JÄHRIGE (JUNI)
7,2
7,1
6,1
5,6
12,7
13,0
5,8
5,4
6,5
6,9
9,3
9,5
10,8
10,9
5,8
5,4
Marktanteile in % | Juni 2015 gegenüber Mai 2015
Die werberelevante Zielgruppe bleibt nach wie vor Privatsender-Terrain, auch wenn die schillernden Zeiten voller großer Quoten-Erfolge längst vorbei scheint. Das eindrucksvollste Lied kann hiervon RTL singen, das seit Monaten ebenso verzweifelt wie vergeblich versucht, verlorenen Boden wieder gutzumachen. So auch im Juni: Gerade einmal 12,7 Prozent der jungen Zuschauergruppe sahen zu, schon zum dritten Mal in diesem Kalenderjahr wurde damit sogar die Marke von 13 Prozent unterschritten. ProSieben wusste diese Schwäche jedoch abermals nicht zu nutzen und hielt sich mit 10,8 Prozent auf durchschnittlichem Niveau konstant. Immerhin: Die Aufrechterhaltung bestehender Kräfteverhältnisse gelingt seit einiger Zeit weitaus besser als Hauptkonkurrent RTL. Mit dem Start von «Empire» hat man zudem in der vergangenen Woche den Mut unter Beweis gestellt, im seriellen Bereich auch abseits der immer gleichen Sitcom-Dauerrotation noch ambitioniert zu sein. Die Quoten enttäuschten jedoch auf ganzer Linie - während die «The Big Bang Theory»-Dauerschleife am Montagabend veritable Erfolge verzeichnet.
Doch zurück zu den Monats-Marktanteilen: Diesbezüglich verteidigte Sat.1 erneut mühelos seinen Bronzerang, legte mit nur 9,3 Prozent allerdings den schwächsten Monat seit Januar hin. Auf einem für Senderverhältnisse weitaus stärkeren Niveau rangierte Das Erste, das mit 7,2 Prozent schon zum dritten Mal hintereinander mehr als sieben Prozent Marktanteil zu vermelden hatte. Klar stärker als zuletzt lief es auch für den öffentlich-rechtlichen Kollegen ZDF, der immerhin wieder auf 6,1 Prozent nach nur 5,5 und 5,6 Prozent in den beiden Vormonaten gelangte. Eingedenk des Umstands, dass die Mainzer gleich an mehreren Abenden auf insbesondere bei den 14- bis 49-Jährigen herausragend starke Quoten dank ihrer Fußball-Liveübertragungen gelangten, ist dieser Wert jedoch eigentlich viel zu wenig. Vor gar nicht allzu langer Zeit gelang es schließlich noch, ohne große Sport-Highlights regelmäßig klar mehr als sechs Prozent einzufahren.
Unter den drei kleinen Privatsendern durfte einzig kabel eins jubeln, das mit 5,8 Prozent die komplette abgelaufene TV-Saison überbot, als nur zwischen 5,0 und 5,6 Prozent auf der Uhr gestanden hatten. Darüber hinaus war man auch nach Ewigkeiten wieder auf Augenhöhe mit RTL II, das erschreckend schwache 5,8 Prozent einfuhr. Noch im März hatten 1,3 Prozentpunkte zwischen den beiden Sendern gelegen. Letztmals unter sechs Prozent verzeichnete RTL Ii im Dschungel-Monat Januar (5,9 Prozent) sowie im Vorjahres-Juni (5,6 Prozent) - wo allerdings mit der Herren-WM auch ein weitaus schlagkräftigeres Fußball-Turnier den Öffentlich-Rechtlichen zu Sensationsquoten verhalf. Für die RTL-Gruppe war der Juni ohnehin kein erfolgreicher Monat, denn auch VOX hatte mit 6,5 statt 6,9 Prozent klare Einbußen zu verkraften. Letztmals noch schlechter lief es in den WM-Monaten Juni und Juli 2014.
Alle Zuschauer (Fernsehjahr)
ALLE ZUSCHAUER (GESAMTES JAHR)
11,6
11,6
12,7
12,7
10,2
10,2
3,9
3,9
5,2
5,2
8,1
8,1
5,5
5,5
3,8
3,7
Marktanteile in % | Sep 2014 – Jun. 2015 gegenüber Sep. 2014 – Mai 2015
Die eigentliche TV-Saison war bereits mit dem Mai abgeschlossen, weshalb die Durchschnittswerte der von September bis Mai gehenden Saison in dieser Tabelle als Vergleichswerte mit jenen von September bis Juni operieren. Von entsprechend überschaubarer Dramatik sind die Veränderungen, da der Juni alleine gegenüber gleich neun vorherigen Monaten kaum allzu viel zu bewegen imstande ist. Genauer gesagt herrscht bei dieser Analyse in sieben von acht Fällen die totale Stagnation vor - einzig kabel eins kann von seinem starken Abschneiden im Juni profitieren und steigert sich minimal auf 3,8 Prozent. Ob RTL II in den kommenden beiden Monaten noch erreicht wird? Möglich scheint es derzeit.
Interessanter ist da schon der Vergleich mit dem Vorjahres-Monat, als ARD und ZDF mit tatkräftiger Unterstützung der Fußball-WM jeweils auf über 17 Prozent Marktanteil gelangten. Die Privaten waren gegen diese Übermacht völlig chancenlos, selbst RTL kam als stärkster Akteur nicht über 8,4 Prozent aller Fernsehenden hinaus. Da es sich hierbei jedoch um eine temporäre Ausnahmesituation handelte, ist die Aussagekraft dieses Vergleichs im Hinblick auf eine mittel- und langfristige Entwicklung der einzelnen Programmstationen ebenfalls überschaubar.
14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)
14- BIS 49-JÄHRIGE (GESAMTES JAHR)
6,6
6,6
6,0
6,0
13,3
13,4
6,2
6,2
6,9
6,9
9,5
9,6
11,1
11,1
5,4
5,3
Marktanteile in % | Sep 2014 – Jun. 2015 gegenüber Sep. 2014 – Mai 2015
Ähnlich bewegungsarm präsentiert sich die Statistik auch beim jungen Publikum zwischen 14 und 49 Jahren, wo aber immerhin bei drei Sendern leichte Veränderungen auf dem Papier standen. Während die großen Sender RTL und Sat.1 jeweils ein Zehntel einbüßen, kann auch hier das deutlich kleinere kabel eins als einziger Sender leicht auf 5,4 zulegen. Und auch der Vergleich mit den Juni-Werten 2014 befördert ähnliche Ergebnisse zutage wie beim Gesamtpublikum: Das Erste führte das Ranking mit 14,1 Prozent vor dem ZDF an, das auf 13,4 Prozent gelangte. RTL schaffte mit 10,6 Prozent immerhin noch einen knapp zweistelligen Marktanteil, musste jedoch mit dem Verlust der Marktführung eine historische Schlappe einstecken. Bemerkenswert: RTL II hatte sich mit 5,6 Prozent nur einen minimal schwächeren Marktanteil als diesmal (5,8 Prozent) hinzunehmen - was nicht gerade für die Stärke des Senders zum aktuellen Zeitpunkt spricht.