Manche glauben, die Showtime-Serie sei längst nicht mehr das, was sie einmal war. Sie hat sich schon in der dritten Runde neu erfunden. In Deutschland bekommt das Format nun einen neuen Sender. Spoiler!
Brody ist tot. Das ist die schockierende Erkenntnis, mit der die vor allem in den USA heftig kritisierte dritte Staffel endete. Vorher sah man den ehemaligen US-Soldaten, der in den ersten beiden Staffeln das elementare Geheimnis der Showtime-Serie war, als Drogenabhänigen und gebrochenen Mann in den Slums. Brody war über 36 Folgen hinweg die streitbarste Figur seit Langem im US-TV. Nicht nur einmal durfte man sich als Zuschauer die Frage stellen, ob er „schuldig“ ist im klassischen Sinne – oder ob er in der Tat gute Gründe hatte, so zu handeln, wie er es getan hatte.
Mit dem Tod der von Damian Lewis verkörperten Rolle beginnt für «Homeland» nun ein neues Zeitalter. Eines, das die Produzente,n wie Howard Gordon einmal verriet, eigentlich schon früher hätten einläuten wollen. Lewis aber habe im Spiel mit Claire Danes schlicht viel zu gut harmoniert. Das Wegbrechen des kompletten Brody-Strangs (auch die Familie von ihm wird künftig keine Rolle mehr spielen), läuteten die Macher langsam ein. In einigen Episoden der dritten Staffel wirkte Lewis schon nicht mehr mit. Den Quoten in Amerika schadete der neue Weg von «Homeland» übrigens zunächst nicht. Staffel drei blieb stabil – hatte wie auch ihre Vorgänger – zwischenzeitlich den ein oder anderen Hänger.
Mit fast 2,4 Millionen Zuschauern war das Staffelfinale der dritten Runde aber die erfolgreichste Folge aller Zeiten. Staffel vier, die in Deutschland nun zu kabel eins wandert, hielt da nicht mit. Im US-Gegenprogramm musste die Claire-Danes-Serie gegen ein immer stärker werdendes «The Walking Dead» antreten, allein kann dies aber nicht als Erklärung dafür dienen, dass die Reichweiten der Serie zwischenzeitlich auf nur noch rund 1,2 Millionen Fans fielen. Das Finale kam dann wieder auf 1,92 Millionen Zuschauer – nur das Ende der ersten Season lief schwächer.
Die neue Staffel beginnt in Kabul: Carrie leitet dort inzwischen eine CIA-Außenstelle, soll den Terrorismus direkt vor Ort bekämpfen. Als Sandy, ihr Kollege aus Islamabad, ihrem Team einen Hinweis auf den Aufenthaltsort eines gesuchten Mitglieds einer Terrororganisation gibt, befiehlt Carrie den Angriff. Doch im Nachhinein stellt sich heraus, dass nicht nur der Gesuchte, sondern auch eine Hochzeitsgesellschaft Opfer der Rakete wurde. Die US-Botschafterin ist empört, die Bevölkerung ist in Aufruhr – dann wird Sandy ermordet und Carrie weiß nicht mehr, wem sie überhaupt noch glauben kann. Obendrein hat sie private Sorgen; das Baby von Brody ist mittlerweile auf der Welt und nicht nur einmal muss die Agentin sich den Vorwurf gefallen lassen, eine Rabenmutter zu sein.
Glaubt man der Weisheit der Vielen, dann ist es den Machern in Staffel vier nicht gelungen, den inhaltlichen Abwärtstrend zu stoppen. Erhielten die ersten beiden Seasons mit Soldat Brody in noch sehr aktiver Rolle im Schnitt einen Metascore von 92 und 96 (beruhend auf verschiedenen User-Kritiken), so kam Staffel drei schon nur noch auf 77. Staffel vier fuhr mit nur noch 74 den tiefsten Wert der Serienhistorie ein. Der Serie fehlt inzwischen schlicht das große Rätsel um Brody. Kurz gesagt: Die Serie bedient sich einzig noch der Paranoia der Amerikaner vor Islamisten - und erntete dafür international nicht nur einmal Kritik. In Deutschland sah man dieses Bild auch in Sachen Quoten. Holte die erste Staffel teils noch fast 18 Prozent Marktanteil, hielt sich die zweite Runde meist bei etwa zehn Prozent. Gegen Ende der zweiten Staffel jedoch sanken die Marktanteile in der Zielgruppe schon immer häufiger in den einstelligen Bereich.
Die dritte Staffel dann schaffte nur ein einziges Mal den Sprung über die Zehn-Prozent-Marke – Mitte März 2014 wurden am späten Sonntagabend 11,4 Prozent Marktanteil ermittelt. Teilweise lagen die gemessenen Werte sogar bei weniger als sieben Prozent. Das Staffelfinale mit dem Tod des einstigen Hauptdarstellers lockte gerade einmal 800.000 Menschen vor die Schirme, in der Zielgruppe entsprach dies rund siebeneinhalb Prozent. So ist es wenig verwunderlich, dass die ProSiebenSat.1-Gruppe die Serie nun zu kabel eins schiebt – sie dort allerdings mit immer drei Folgen am Stück am Freitagabend sehr prominent platziert. Denn: Das Interesse an der Serie könnte hierzulande bald wieder steigen. In Berlin wird derzeit die fünfte Runde gedreht – und angesichts des deutschen Schauplatzes dürfte die öffentliche Aufmerksamkeit an der Serie enorm steigen. Ob «Homeland» dann wieder zurück zu Sat.1 darf und das heitere Serien-Wechsel-Spielchen fortgesetzt wird, ist jetzt noch unklar. Den Sender wechselnde TV-Formate sind die Zuschauer der ProSiebenSat.1-Gruppe aber schon gewohnt. «Homeland» gesellt sich zu anderen Formaten wie «Castle» (Sat.1/kabel eins), «The Mentalist» (Sat.1/kabel eins), «Navy CIS» (Sat.1/kabel eins), «New Girl» (ProSieben/sixx) oder «Without a Trace», das schon auf nahezu jedem Kanal der Sendergruppe beheimatet war.