ProSiebenSat.1: Ein Gigant wächst und wächst

Bei ProSiebenSat.1 dürften die Sektkorken knallen: Der Medienkonzern vermeldet in seinen Quartalszahlen ein großes Wachstum. Generell kann das Unternehmen auf eine erfreuliche Entwicklung zurückblicken.

Wer in den vergangenen Monaten den Wirtschaftsteil gelesen hat, dürfte wiederholt Berichte über ProSiebenSat.1 entdeckt haben. Der Medienkonzern aus Unterföhring befindet sich schließlich seit einiger Zeit auf großer Einkaufstour, übernimmt diverse kleinere Unternehmen, um seine Kompetenzen in diversen medialen Sparten immer weiter zu stärken. Dass sich der über 4.200 Mitarbeiter zählende Konzern dies leisten kann, dürfte angesichts seiner wirtschaftlichen Entwicklung auch nicht überraschen. Das zweite Quartal 2015 schloss die Sendergruppe mit einem Umsatz von 772,5 Millionen Euro ab – dies ist ein sehr gutes Plus von elf Prozent gegenüber dem zweiten Quartal 2014 (691,1 Millionen Euro). Außerdem steigerte sich ProSiebenSat.1 gegenüber dem ersten Quartal 2015 um 117,9 Millionen Euro. Das EBITDA verbesserte sich im zweiten Quartal gegenüber den Vorjahreswerten um 8,4 Prozent auf 237,6 Millionen.

Der bereinigte Konzernüberschuss kletterte gar um 9,3 Prozent gen Norden. 118,2 Millionen Euro wurden verbucht. Dies ist laut Angaben von ProSiebenSat.1 unter anderem der fortgeschrittenen Diversifizierungsstrategie des Unternehmens zu verdanken. 36,2 Prozent des Umsatzes habe man außerhalb der früheren Kernkompetenz, dem TV-Werbegeschäft, generiert. Im Vorjahr betrug dieser Wert noch 30,5 Prozent.

Dass eine solche Entwicklung eintreffen wird, hätten vor einigen Jahren manche Zweifler wohl nicht für möglich gehalten. Denn dieses Jahrzehnt bot so seine wirtschaftlichen Höhen und eingangs vor allem auch Tiefen für ProSiebenSat.1: 2011 eröffnete das Geschäftsjahr noch mit einem Umsatz von 595,8 Millionen Euro im ersten Quartal, im zweiten ging es dann auf 692,2 Millionen hinauf, ehe das schwächelnde dritte Quartal 594,5 Millionen aufs Konto brachte. Das turbulente Geschäftsjahr endete in Quartal vier mit 712,4 Millionen Euro Umsatz – über 110 Millionen Euro weniger als ein Jahr zuvor. Zu den wichtigsten geschäftlichen Schritten, die ProSiebenSat.1 2011 zu vermelden hatten, zählte einerseits, dass Permira und KKR acht Millionen ihrer stimmrechtslosen Vorzugsaktien am Konzern kündigten. Im Juli 2011 veräußerte ProSiebenSat.1 zudem seine Fernsehstationen in Belgien und den Niederlanden. Ende 2012 kündigte man zudem den Verkauf seines gesamten Senderauftritts im skandinavischen Raum an– und riss somit nach einem kniffligen Geschäftsjahr das Ruder herum.

Die ersten drei Quartale 2012 schlossen mit 499,4, 561,0 und 506,5 Millionen Euro Umsatz nämlich deutlich unter Vorjahresniveau ab. Das vierte Quartal 2012 dagegen brachte einen Umsatz von immerhin 789,3 Millionen Euro mit sich – was allerdings etwa 109 Millionen Euro weniger waren, als noch im vierten Quartal 2009 verbucht wurden. Im Jahr darauf machte sich die Kehrtwende für das Multimediaunternehmen endlich bemerkbar. Der Konzern nutzte den Erlös aus dem mit Discovery Communications geschlossenen Skandinavien-Deal vor allem, um offene Verbindlichkeiten zu tilgen, und konnte so seine Werte klar aufbessern.

2013 kam es dann zu einem konsequenten Wachstum – jedes Quartal schnitt klar über dem Vorjahresniveau ab. Auf 562,8 und 624,8 Millionen folgten 576,9 Millionen Euro Umsatz, bevor das vierte Quartal 840,8 Millionen Euro mit sich brachte. 2014 zog ProSiebenSat.1 mit seiner immer breiter werdenden Multimediastrategie noch weiter an, die beiden abschließenden Quartalszahlen lagen mit 637,5 Millionen und 965,9 Millionen Euro letztlich auf wahrlich bemerkenswertem Niveau.

Wie sehr es für ProSiebenSat.1 aufwärts geht, zeigt auch die Entwicklung des Aktienkurses. Im Juli 2012 lag der Wert der Papiere noch bei weniger als 20 Euro, doch in relativ steten Schritten ging es bis Mitte 2013 gen 35 Euro hinauf. Es folgte zwar ein rascher Absturz auf knapp weniger als 30 Euro, jedoch hielt sich die Aktie bis zum letzten Drittel des Jahres 2014 wenigstens in diesem Korridor zwischen 30 und 35 Euro. Von einem weiteren Absturz konnte sich das Wertpapier dann sehr gut erholen, kurz nach Jahresbeginn 2015 startete die Aktie gar einen regelrechten Höhenflug. Zwischenzeitlich war sie über 48 Euro wert – und dass selbst der medial viel besprochene #Raabschied keinen Absturz auf einen Wert unter 40 Euro mit sich brachte, zeugt davon, dass die Wirtschaftswelt nunmehr festes Vertrauen in ProSiebenSat.1 hegt. Und darin, dass das Fernsehgeschäft allein nicht mehr zählt.
30.07.2015 09:02 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/79815