Der Saisonauftakt hätte für die beiden Sendergruppen kaum unterschiedlicher ausfallen können, RTL gelangen gar die mit Abstand besten Werte seit dem Dschungel-Monat Januar. Die Öffentlich-Rechtlichen stehen derweil vor erheblichen Problemen beim jungen Publikum.
Drei Monate lang mussten die deutschen Fernsehsender komplett auf zweistellige Millionen-Reichweiten verzichten, mit dem Ausklingen der Ferien-Saison hat der September wiederum die beiden größten Zuschauergaranten an die Spitze gehievt: Die Nationalelf, die zur großen Freude von RTL gleich zwei EM-Qualifikationsspiele bestritt und dem Sender mit 12,54 Millionen (gegen Schottland) und 11,77 Millionen (gegen Polen) die mit Abstand höchsten Zuschauerzahlen des Monats bescherte. Und den «Tatort», der allerdings nur mit seiner Wiesn-Ausgabe mehr als zehn Millionen Fernsehende erreichte. Die meistgesehene Ausstrahlung des Dauer-Marktführers ZDF war die Champions-League-Übertragung des FC Bayern in Piräus, die 8,15 Millionen vor die Fernsehgeräte lockte. In der Daytime war die Formel 1 mit bestenfalls 5,26 Millionen für das Singapur-Rennen das Maß aller Dinge. Den kleineren Privatsendern gelang es derweil kaum, die breite Masse zu begeistern - einzig Sat.1 schaffte es noch, mit «Julia Leischick sucht» und «Navy CIS» zumindest knapp über die Drei-Millionenmarke zu kommen.
Beim jungen Publikum zwischen 14 und 49 Jahren erzielte - von der gewohnten Dominanz von Fußball und «Tatort» einmal abgesehen - der Staffelstart des «Supertalents» mit 2,36 Millionen die höchste Reichweite, was mit äußerst respektablen 25,0 Prozent einherging. Die zweite Ausgabe performte mit 2,05 Millionen und 21,4 Prozent deutlich schwächer, lag allerdings noch immer auf Rang zwei der meistgesehenen Shows - zumindest hinsichtlich der Zuschauerzahl, denn «Schlag den Raab» hatte mit 22,8 Prozent einen höheren Marktanteil zu bieten, kam jedoch aufgrund der extrem langen Sendezeit nur auf eine Sehbeteiligung von 1,64 Millionen. Vergleichsweise unspektakulär kehrte «Das Duell um die Welt» zurück, die Show mit Joko und Klaas erreichte nur 14,7 Prozent bei 1,29 Millionen Konsumenten und lag damit nur auf dem Niveau, das Mitte September auch ein alter «Star Wars»-Streifen am Samstagabend erreichte. «Mein bester Feind» verharrte mit 11,7 Prozent sogar nur im grauen Quoten-Mittelfeld.
Unter den drei kleineren Sendern konnte zumindest VOX das eine oder andere Mal durchaus Duftmarken setzen, was insbesondere für «Die Höhle der Löwen» galt. Neben durchweg zweistelligen Zielgruppen-Werten hatte man Mitte des Monats neue Rekordwerte zu bejubeln, mit 2,41 Millionen Fernsehenden und Marktanteilen von 8,5 Prozent aller und 14,0 Prozent der jüngeren Zuschauer lief es für die fünfte Folge grandios. Auch Platz zwei ergatterte man dank des Spielfilms «R.E.D. - Älter. Härter. Besser.», der eine Reichweite von 2,30 Millionen verzeichnete. Bei kabel eins überzeugte vorrangig "Knochenbrecher" «Tamme Hanken» mit bis zu 1,90 Millionen, während RTL II seine größten Erfolge am Dienstagabend feierte. «Meike & Marcel», Katzenberger und «Die Reimanns» verbuchten hier partiell richtig starke Werte.
Alle Zuschauer (September 2015)
ALLE ZUSCHAUER (SEPTEMBER)
10,9
11,2
12,1
12,1
10,6
9,0
3,6
3,5
5,2
4,9
8,1
8,4
5,1
5,5
3,8
3,9
Marktanteile in % | September 2015 gegenüber August 2015
Rein hinsichtlich der Platzvergabe auf dem Treppchen präsentierte sich der Auftakt in die neue Saison ziemlich exakt so, wie die vorherige über weite Strecken verlief: Das ZDF lag vor den öffentlich-rechtlichen Kollegen des Ersten und dem größten Privatsender RTL. Bemerkenswert stark war jedoch der Marktanteil des letztgenannten Senders, der mit 10,6 Prozent nicht nur um mehr als anderthalb Prozentpunkte stärker ausfiel als im August, sondern darüber hinaus auch erstmals seit Januar dieses Jahres wieder im zweistelligen Bereich lag. Damals wurden noch etwas bessere 11,3 Prozent erzielt, allerdings auch unter eifriger Schützenhilfe des Dschungel-Camps. Weniger spektakulär fielen die Werte für ARD und ZDF aus, ersterer Sender musste sogar erstmals überhaupt einen Wert knapp unterhalb der Elf-Prozentmarke hinnehmen.
Eher enttäuschend verlief der September für Sat.1, das nach den starken 8,4 Prozent im Vormonat wieder deutlich auf 8,1 Prozent abzugeben hatte - und mit «Mila» einen noch schmerzhafteren Flop hinlegte als zuvor mit «Newtopia». Die Aufholjagd auf RTL ist damit ebenfalls erst einmal wieder dahin: Nach nur noch 0,6 Prozentpunkten Rückstand wuchs dieser nun wieder auf üppige 2,5 Prozentpunkte. Als latent defizitär lässt sich auch der Saison-Auftakt von ProSieben bezeichnen, der vor allem von schmerzhaften Primetime-Enttäuschungen wie «Got to Dance», «Undateable» oder zuletzt auch das in den Vorjahren so verlässliche «Under the Dome» geprägt war. Mit 5,1 Prozent war das Gesamt-Resultat gewiss nicht dramatisch - enttäuschend aber allemal.
Zumal man sogar erstmals seit April 2013 wieder knapp hinter VOX rangierte, das mit 5,2 Prozent erstmals seit Mai wieder die Fünf-Prozenthürde knackte. Anlass zu frenetischem Jubel dürfte dies noch nicht sein, war man doch vor gar nicht allzu langer Zeit regelmäßig weitaus deutlicher oberhalb der fünf Prozent zu finden, doch immerhin stoppte man die Abwärtsspirale. Ganz hinten lagen RTL II und kabel eins bis zum letzten September-Tag nahezu gleichauf, schlussendlich konnte sich letztere Sendeanstalt jedoch abermals durchsetzen.
Alles in allem konnte sich auch die Gesamt-Performance der acht großen Programmstationen sehen lassen, mit 59,4 Prozent verbesserten sie sich immerhin um knapp einen Prozentpunkt gegenüber den beiden Vormonaten (58,6 Prozent im Juli und 58,5 Prozent im August). Luft nach oben gibt es freilich trotzdem, waren mehr als 60 Prozent doch noch bis Juni dieses Jahres die Regel.
14- bis 49-Jährige (September 2015)
14- BIS 49-JÄHRIGE (SEPTEMBER)
6,1
6,0
5,6
5,7
13,8
12,4
6,0
5,6
6,7
6,3
9,2
9,8
10,8
11,4
5,0
5,3
Marktanteile in % | September 2015 gegenüber August 2015
Er ist wieder da! Der Marktführer RTL setzt ein deutliches Lebenszeichen und markiert mit 13,8 Prozent seinen besten Wert seit acht Monaten. Ohnehin kann man in Köln zufrieden sein, denn deutlich bessere Werte wurden in den vergangenen anderthalb Jahren einzig im Oktober 2014 (14,6 Prozent) und eben Januar dieses Jahres (15,7 Prozent) generiert. Den ärgsten Konkurrenten ProSieben, der sich im August wieder auf nur noch einen Prozentpunkt Rückstand herangekämpft hatte, hielt man damit deutlich auf Distanz. Dies lag allerdings auch an einer leichten Schwäche der Münchener, die den schwächsten Marktanteil seit Juni einfuhren. Deutlich liest sich auch der Rückfall von Sat.1 von 9,8 auf 9,2 Prozent, allerdings war der August dank «Promi Big Brother» auch ein verhältnismäßig starker Monat für den Bällchensender - genauer gesagt der stärkste überhaupt im aktuellen Kalenderjahr.
Hinter den Top Drei tat sich erneut eine Kluft auf, das hintere Feld führte VOX mit deutlichem Vorsprung an. Immerhin 6,7 Prozent standen zu Buche, was einer deutlichen Steigerung gegenüber den extrem schwachen 6,2 und 6,3 Prozent im Juli und August entsprach. Nahezu gleichauf waren Das Erste mit 6,1 Prozent und RTL II mit 6,0 Prozent, was eher für letztgenannten Sender als kleiner Achtungserfolg zu bezeichnen ist. Mit 5,6 Prozent hatte man zuletzt im August extrem schwach performt, sodass die promte Steigerung gewiss beruhigende Wirkung auf die Programmverantwortlichen hat. Doch Vorsicht: Schon im Juli hatte man sich gegenüber dem Vormonat klar auf 6,3 Prozent gesteigert, um postwendend wieder zurückzufallen. Das Erste hingegen dürfte mit seinem Abschneiden nur bedingt zufrieden sein, schließlich waren schon die 6,0 Prozent des Vormonats bedenklich schwach.
Gegenüber den öffentlich-rechtlichen aus Mainz sind die Probleme aber noch relativ klein, denn das ZDF lag angesichts von nur 5,6 Prozent bereits zum dritten Mal in Folge bzw. zum sechsten Mal im laufenden Kalenderjahr unterhalb der Sechs-Prozentmarke. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2014 war dies nur fünf Mal der Fall, 2013 blieb man von derart schwachen Zahlen gar vollständig verschont. Noch schwächer schnitt nur kabel eins ab, das mit 5,0 Prozent allmählich wieder den Anschluss zu verlieren droht. Letztmals ähnlich schwach schnitt der Privatsender zwischen Dezember und März ab, als vier Mal in Folge nur 5,0 oder 5,1 Prozent des jungen Publikums erreicht werden konnten. Alles in allem präsentierten sich die großen Sender aber recht erfolgreich, mit 63,2 Prozent wurde der beste Wert seit Juni erreicht.
Alle Zuschauer (Fernsehjahr)
ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
10,9
11,6
12,1
12,7
10,6
10,2
3,6
3,9
5,2
5,2
8,1
8,1
5,1
5,5
3,8
3,7
Marktanteile in % | September 2015 gegenüber Sep. 2014 – Mai 2015
Der Saison-Vergleich ist noch mit einer großen Vorsicht zu genießen, schließlich liegen in der laufenden TV-Saison gerade einmal für einen von neun Monaten Werte vor. Die erste Tendenz sollte den öffentlich-rechtlichen Stationen allerdings signalisieren, dass noch Aufholbedarf besteht, da beide nicht nur im Vergleich zum vergangenen Fernsehjahr Einbußen hinzunehmen haben, sondern auch gegenüber dem September 2014. So hatte das ZDF damals noch 12,5 Prozent vorzuweisen und lag damit noch unterhalb des Saisonmittels von 12,7 Prozent - ähnlich wie Das Erste, das 11,3 Prozent generierte, sich im weiteren Saisonverlauf allerdings auf 11,6 Prozent steigerte. Diesmal startet man mit 12,1 bzw. 10,9 Prozent. RTL kann mit seinen 10,6 Prozent hingegen rundum zufrieden sein, liegt man damit doch sowohl oberhalb des Saison-Schnitts (10,2 Prozent) als auch des Vorjahres-Monats (10,0 Prozent).
Relativ normal fällt der Saisonbeginn hingegen für Sat.1 aus, wenn man den Durchschnittswert der vergangenen Spielzeit als Vergleichswert zu Rate zieht. Weniger freundlich lesen sich die 8,1 Prozent hingegen, wenn man bedenkt, dass die Sendeanstalt in beiden Vorjahren jeweils 8,6 Prozent als September-Marktanteil vorzuweisen hatte. Wenig Luft nach unten besteht bei ProSieben, das mit seinen 5,1 Prozent beinahe sämtliche Monate des Vorjahres-Zeitraums unterbot und gerade gegenüber dem sehr starken September schlecht dasteht - vor Jahresfrist hatte man nämlich noch 5,9 Prozent zu bejubeln. Dass der leichte Gewinn gegenüber dem Vormonat noch längst keinen universellen Erfolg darstellen muss, zeigt sich bei VOX: Vor einem Jahr hatte man noch deutlich stärkere 5,6 Prozent vorzuweisen. Und auch die kleinsten Sender RTL II und kabel eins fügen sich ein ins Feld der Verlierer gegenüber dem Vorjahres-September: Damals lagen nämlich beide noch bei 3,9 Prozent.
Dass nahezu jeder Verluste zu beklagen hat, überrascht nicht, wenn man sich den kumulierten Marktanteil aller acht großen Programmstationen im September des Vorjahres vor Augen führt: Damals wurden nämlich noch 61,5 Prozent eingefahren, in der Gesamt-Saison 2014/15 immerhin noch 60,9 Prozent. Vergleicht man dies mit den 59,4 Prozent im September, lässt sich wieder einmal festhalten: Der Fragmentierungsprozess der deutschen Fernsehlandschaft hält an.
14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)
14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
6,1
6,6
5,6
6,0
13,8
13,4
6,0
6,2
6,7
6,9
9,2
9,6
10,8
11,1
5,0
5,3
Marktanteile in % | September 2015 gegenüber Sep. 2014 – Mai 2015
Viele Verlierer und RTL - dieses Kurzurteil lässt sich auch bei Betrachtung der Zielgruppen-Werte fällen. Die Kölner legen mit ihren 13,8 Prozent einen wahrlich überzeugenden Start hin, wenn man bedenkt, dass in der vergangenen Saison nur 13,4 Prozent im Durchschnitt und sogar nur 12,9 Prozent im September verzeichnet worden waren. ProSieben hält man sich damit spielend leicht vom Hals, die sich nun anders als in der Vorsaison einen sukzessiven Abwärtstrend nicht mehr wirklich leisten können. Damals startete man nämlich mit 11,8 Prozent noch sehr beachtlich ins neue TV-Jahr, sodass man sich letztlich in der ersten Jahreshälfte 2015 fast durchgehend Werte von unter elf Prozent erlauben konnte, um im Saison-Mittel noch auf 11,1 Prozent zu gelangen. Bei Sat.1 besteht ebenfalls Luft nach oben: Mit 9,2 Prozent liegt man noch auf einem eher mauen Niveau.
Bei VOX wird man sich etwas sehnsüchtig an den September-Wert des Vorjahres erinnern, als man noch 7,4 Prozent der jungen Zuschauer zu erreichen imstande war. Im Anschluss folgte eine deutliche Talfahrt, sodass der Saison-Schnitt letztlich nur 6,9 Prozent aufwies. Insofern lesen sich die 6,7 Prozent des vergangenen Monats nicht allzu euphorisierend. Ähnliches gilt für kabel eins, das dringend zulegen muss - und eigentlich auch für RTL II, das vor Jahresfrist immerhin auf 6,4 Prozent gelangt war, bevor im Oktober sogar 6,7 Prozent erreicht wurden. Und auch die Öffentlich-Rechtlichen haben ein erhebliches Problem bei der störrischen Jugend, wie die Vergleichswerte der Vorsaison beweisen. Für beide Sender sieht es zunächst einmal nach einem Rückgang um einen halben Prozentpunkt aus - reichlich viel, wenn man sich ohnehin nur um die Sechs-Prozentmarke herum bewegt.