«Fast & Furious»-Star Vin Diesel tauscht getunte Flitzer gegen flammende Schwerter, um auf Hexenjagd zu gehen, verjagt dabei jedoch eher das Publikum.
Filmfacts «The Last Witch Hunter»
- Kinostart: 22. Oktober 2015
- Genre: Fantasy/Action
- FSK: 12
- Laufzeit: 106 Min.
- Regie: Breck Eisner
- Drehbuch: Burk Sharpless, Matt Sazama, Cory Goodman
- Darsteller: Vin Diesel, Rose Leslie, Elijah Wood, Michael Caine, Julie Engelbrecht
- OT: The Last Witch Hunter (USA 2015)
Seit 2009 hat sich Hollywood-Muskelpaket Vin Diesel in erster Linie dem zunehmend erfolgreicher werdenden «Fast & Furious»-Franchise verschrieben. Zwar war er zwischenzeitlich im spaßigen Marvel-Blockbuster «Guardians of the Galaxy» als liebenswertes Baumwesen Groot zu hören und hat mit «Riddick - Überleben ist seine Rache» außerdem mäßig erfolgreich probiert, eine weitere Reihe wiederzubeleben, mit der er einst berühmt geworden ist, doch war er abgesehen davon nach Mathieu Kassovitz’ Sci-Fi-Flop «Babylon A.D.» aus dem Jahr 2008 ausschließlich als familienbewusster Autonarr Dominic Toretto in «Fast & Furious 4-7» auf der großen Leinwand vertreten. Doch mit «The Last Witch Hunter» wagt der Action-Star als Hauptdarsteller und Produzent nun den Versuch, eine neue Marke im Kino zu etablieren. Der Film, der dabei herausgekommen ist, ist nun allerdings alles andere als ein Wagnis, sondern vielmehr ein beliebiger und dabei ungemein ermüdender Fantasy-Actioner von der Stange.
Im finsteren Mittelalter macht sich der erfahrene Hexenjäger Kaulder (Vin Diesel) gemeinsam mit einigen tapferen Mitstreitern auf, um der Königin der ruchlosen Hexen (Julie Engelbrecht) ein für alle Mal den Garaus zu machen und so die dunklen Magierinnen erheblich zu schwächen. Während mehrere seiner Weggefährten bei dem Vorstoß ihr Leben lassen, gelingt es Kaulder tatsächlich, der bösartigen Anführerin den Todesstoß zu versetzen. Mit ihrem letzten Atemzug aber verflucht sie den Krieger zu einem unsterblichen Leben. So sorgt Kaulder auch noch Jahrhunderte später im Auftrag einer Geheimorganisation für die Sicherung des mittlerweile beschlossenen Waffenstillstands zwischen Hexen und gewöhnlichen Menschen.
Doch nach einem folgenschweren Angriff auf Kaulders Mentor Dolan, den 36. (Michael Caine), wird dem Hexenjäger klar, dass finstere Mächte der bestehenden Ordnung um jeden Preis ein Ende bereiten wollen. Gemeinsam mit Dolans Nachfolger (Elijah Wood) und der gutmütigen Hexe Chloe (Rose Leslie) stellt Kaulder weitere Nachforschungen an und muss bald feststellen, dass seine schlimmsten Befürchtungen wahr zu werden drohen.
Für die meisten Zuschauer mögen sich mit «The Last Witch Hunter» zwar vielleicht nicht die allerschlimmsten Befürchtungen bewahrheiten, doch ist das, was «Sahara»-Regisseur Breck Eisner und die «Dracula Untold»-Autoren Burk Sharpless und Matt Sazama sowie der «Priest»-Schreiber Cory Goodman ihrem Publikum vorsetzen, nichtsdestotrotz weit davon entfernt, packende Blockbusterunterhaltung zu sein. Dabei beginnt alles zumindest noch halbwegs verheißungsvoll. Im hohlen Inneren eines gewaltigen Baums konfrontieren menschliche Hexenjäger die von ihnen verfolgte Hexenkönigin und ihre Untergebenen, wobei deren schön düsteres Erscheinungsbild und ihre fiesen Methoden, sich der Eindringlinge zu entledigen, gerade aufgrund der geringen Altersfreigabe (in Deutschland ist der Film ab 12 Jahren freigegeben, in den USA hat er das vergleichbare PG-13-Rating bekommen) gleichermaßen zu überraschen und zu gefallen weiß.
Doch bereits in dem soliden kurzen Prolog lässt die Inszenierung zu wünschen übrig. Hektisch aus nächster Nähe gefilmt und schnell geschnitten, gerät ein Großteil des Geschehens zu Beginn schier unübersichtlich. Aber auch im weiteren Verlauf kann Eisner keine nennenswerten Akzente setzen, egal ob es darum geht, fesselnde Actionsequenzen zu choreografieren oder tiefer in die Fantasy-Welt abzutauchen. Dabei hatte der Regisseur vor allem bei seinem «The Crazies»-Remake noch bewiesen, dass er auch angestaubte Szenarien stimmungsvoll, packend und stilsicher in Szene setzen kann. Vom straffen Tempo des Horrorstreifens ist in «The Last Witch Hunter» nun allerdings nicht viel zu spüren.
Der Film hangelt sich in einer recht lieblosen Schnitzeljagd von einer Station zur nächsten. Dabei geraten die Helden anstrengend oft in übertrieben aussichtslos scheinende Situationen, deren Überwindung sich selten organisch aus der Handlung ergibt, sondern die meist mit irgendwelchen plötzlich aus dem Hut gezauberten Maßnahmen in Windeseile gemeistert werden. Dass Protagonist Kaulder den Großteil der Geschichte nicht nur unsterblich, sondern im Grunde auch unverwundbar ist, beraubt den vielfachen Auseinandersetzungen endgültig ihrer Spannung, zumal Breck Eisner sich auch nicht die Mühe gibt, den Ausmaßen der Ereignisse, etwa durch Aufzeigen von deren Bedeutung für die gewöhnliche Bevölkerung, mehr Gewicht zu verleihen. Generell sind die entworfene (Parallel-)Welt und die sie begleitende Mythologie äußerst dürftig gestrickt und dadurch nur leidlich interessant, werden doch lediglich die allernötigsten Informationen halbgar und wenig geschickt nebenher eingestreut.
Hauptdarsteller Vin Diesel gelingt es dabei immerhin mit seiner eigenwilligen Präsenz, den Ruf seiner unter der Hexenschar gefürchteten Figur angemessen zu verkörpern und so auch einige der eklatanten Schwächen des Films zumindest zeitweise vergessen zu machen, doch selbst ihn scheint der häufige Leerlauf des Plots immer wieder sichtlich zu langweilen. Die restlichen prominenten Darsteller sind derweil völlig verschenkt. Während «Game of Thrones»-Star Rose Leslie in ihrer Rolle als kecke Hexe noch am charmantesten agieren darf, wurde Michael Caine als altbacken-weiser Weggefährte mit maximal fünf Minuten Leinwandzeit bedacht und Elijah Wood mit einem am Reißbrett entworfenen 0815-Charakter abgestraft.
Fazit: «The Last Witch Hunter» vermag weder auf Action- noch auf Fantasy-Ebene wirklich zu punkten. Eine lahme Inszenierung trifft auf eine lieblose Geschichte, in der auch Vin Diesels raubeiniger Charme und seine talentierten, aber mit ihren blassen und austauschbaren Charakteren maßlos unterforderten Co-Stars nicht viel retten können. Die Mission des letzten Hexenjägers versinkt in Belanglosigkeit, zwar ohne abgrundtief schlecht, vor allem aber ohne annähernd sehenswert zu sein, bevor der Zuschauer schließlich mit einem, gelinde gesagt, mittelprächtigen «Paint It Black»-Cover aus dem mittelprächtigen Machwerk entlassen wird.
«The Last Witch Hunter» ist ab dem 22. Oktober in den deutschen Kinos zu sehen.