Anlässlich des Endes der ARD-Talkshow blicken wir auf die zuletzt erzielten Einschaltquoten zurück. Wann war der Talk besonders gefragt, wann nicht?
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Für mehr als vier Jahre war Berlins Gasometer eine Topadresse für anregende und spannende Diskussionen. Die Themen, die das Land bewegten, hatten hier ihr Forum. Günther Jauch ist es gelungen, neue Zuschauerinnen und Zuschauer für das politische Gespräch im Fernsehen zu gewinnen und mit seiner Sendung immer wieder wichtige Akzente zu setzen. Danke, Günther Jauch!
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Lutz Marmor, ARD-Vorsitzender und NDR Intendant über das Ende von «Günther Jauch»
Seit 2011 moderierte Günther Jauch den gleichnamigen Talk am Sonntagabend im Ersten – doch im Juni überraschte der 59-jährige Talker damit, eine Vertragsverlängerung über das Jahr 2015 hinaus aus beruflichen und privaten Gründen nicht annehmen zu wollen. Im kommenden Jahr wird daher «Anne Will» wieder sonntags auf Sendung gehen dürfen. Zwischen 2007 und 2011 interessierte ihr Gesprächsformat auf diesem Sendetag im Schnitt 3,89 Millionen Zuschauer ab drei Jahren. Zum Vergleich: 3,98 Millionen aller Fernsehenden verfolgten im Mittel deren Vorgängerin «Sabine Christiansen» 2005 und 2006, bei «Günther Jauch» wurden durchschnittlich jedoch sogar 4,62 Millionen Zuseher gezählt.
Die letzte Staffel von «Günther Jauch» begann am 27. September: 4,08 Millionen Zuschauer verfolgten die Diskussion über den VW-Betrug. Exakt 15 Prozent Marktanteil kamen damit am Gesamtmarkt zustande. 0,69 Millionen Jüngere brachten dem Ersten 6,8 Prozent Marktanteil ein. Eine Woche später war die absolute Zuschauerzahl stabil bei 4,07 Millionen geblieben. Der dazugehörige Marktanteil sank nur leicht auf 14,4 Prozent. Dafür wurde bei den 14- bis 49-Jährigen ein gesteigertes Interesse verzeichnet: 0,80 Millionen Jüngere wollten dem Talk mit dem Titel „Flüchtlingsrepublik Deutschland – wo liegen unsere Grenzen?“ beiwohnen. Damit einher ging eine Quote in Höhe von 7,4 Prozent.
Als es wiederum sieben Tage später erneut eine Flüchtlingsdebatte geführt wurde, stürzte die Reichweite jedoch auf 2,83 Millionen ein. Mit 9,0 Prozent wurde der schwächste Marktanteil überhaupt gemessen. 2,83 Millionen war auch die niedrigste Sehbeteiligung, die «Günther Jauch» jemals hatte. Sie wurde schon einmal am 10. Juni 2012 ermittelt, als über das „Trauma Afghanistan“ und die Spuren, die der Krieg hinterlassen hatte, geredet wurde.
Ansonsten lag «Günther Jauch» oftmals über der Vier-Millionenmarke; nicht selten sprangen sogar mehr als fünf Millionen Zuseher hinaus – selbstredend hing das auch immer ein wenig von der Stärke des im Vorfeld gezeigten Krimis ab. Die höchste Reichweite für «Günther Jauch» wurde am 1. September 2013 aufgestellt – also kurz nach dem TV-Duell zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück vor der Bundestagswahl. 8,25 Millionen Menschen ab drei Jahren saßen damals vor den TV-Geräten, was 30,2 Prozent Marktanteil nach sich zog.
Zurück zur aktuellen Runde: Am 18. Oktober steigerte sich «Günther Jauch» deutlich – und zwar von 2,83 auf 5,54 Millionen Zuschauer. 18,8 Prozent Marktanteil hatte das zur Folge. Erstmals wurde auch die Millionenmarke beim jüngeren Publikum geknackt, denn 1,21 Millionen führten zu 11,0 Prozent Marktanteil. Von da an waren – mit einer einzigen Ausnahme – stets über eine Million 14- bis 49-Jährige dabei. 4,98 Millionen Zuseher insgesamt waren eine Woche darauf wieder zugegen, der Marktanteil lag bei nach wie vor hervorragenden 17,3 Prozent. 10,2 Prozent wurden bei den Jüngeren registriert. Abermals ging es übrigens um die Flüchtlingsthematik.
Ebenso wie am 1. November, als sich über Seehofers Ultimatum und die Frage, ob Merkel den Flüchtlingsstrom begrenzt, ausgetauscht wurde. 5,05 Millionen sowie 17,4 Prozent Marktanteil standen damit zu Buche. Guido Westerwelle war in der darauffolgenden Woche zu Gast, um mit Jauch über seine Schockdiagnose Krebs zu reden. 5,12 Millionen Menschen wollten dies sehen, woraus 17,0 Prozent Marktanteil resultierten. Die Zahlen bei den Jüngeren blieben nahezu unverändert.
Die erfolgreichste Ausgabe der laufenden Staffel war die vom 15. November, als das Thema „Der Terror in Paris – Was ist unsere Antwort?“ lautete. 5,61 Millionen schalteten hierfür ein und bescherten dem Ersten damit 19,8 Prozent Marktanteil. 1,52 Millionen Jüngere führten zudem zu tollen 13,7 Prozent Marktanteil. Dies war die stärkste Quote bei den 14- bis 49-Jährigen seit dem 1. Juni 2014. Terror stand auch nach Ablauf der Wochenfrist im Mittelpunkt von «Günther Jauch»; die Reichweite sank allerdings auf 4,77 Millionen. 16,1 Prozent Marktanteil kamen zustande. Bei 0,97 Millionen Jüngeren wurden 8,2 Prozent erreicht.
Der Auftritt von CDU-Politiker Wolfgang Schäuble in der allerletzten Ausgabe brachte noch einmal einen Aufschwung der Quoten mit sich: Im Durchschnitt sahen 4,64 Millionen Menschen zu, der Marktanteil lag bei tollen 16,2 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurden 9,1 Prozent Marktanteil ermittelt.
Im Mittel schafften es die zehn letzten «Günther Jauch»-Sendungen also auf 4,67 Millionen Zuseher (16,1%), wobei 1,00 Millionen davon zwischen 14 und 49 Jahre (9 %) alt waren. Zwischen 4,53 und 4,78 Millionen Gesamtzuschauer schalteten übrigens in den vorherigen TV-Saisons durchschnittlich ein. «Günther Jauch» konnte demnach zumindest quotentechnisch bis zum Schluss glänzen.