Quotenmeter.de präsentiert zehn Formate, die inhaltlich und quotentechnisch 2015 hinter den Erwartungen zurückblieben.
Mitte Oktober wagte RTL II einen Angriff auf ProSieben, denn man schickte gegen das etablierte Format «taff» mit
«Klub» ein neues Boulevardmagazin für die junge Zielgruppe auf Sendung. Um diese Zeit tummeln sich fünf ähnliche Formate bei den acht Vollprogrammen. Entsprechend wenig verwunderte es, dass die durch Clips rund um die Familie Geiss bestimmte Premiere des Live-Formats «Klub» quotentechnisch in die Hose ging. Mit nur 3,8 Prozent Marktanteil bei den Umworbenen blieb man doch deutlich hinter dem Senderschnitt zurück. Bei allen wurden 0,29 Millionen Zuschauer generiert. Auch in den folgenden Tagen und Wochen konnte man sich beim Gesamtpublikum nicht steigern. Nur in der werberelevanten Zuschauergruppe war ein kleiner Aufwind zu spüren, der dem Format aber nie über den Senderschnitt verhalf. Der Versuch, mit ähnlich gelagerten Inhalten dem ProSieben-Hit «taff» in die Parade zu fahren, ging überhaupt nicht auf. Dies lag wahrscheinlich auch an den hauseigenen Stars. Während nämlich «taff» mit Stars wie Heidi Klum, Rea Garvey oder Palina Rojinski aufwarten kann, zeigt «Klub» die Geissens, Daniela Katzenberger und Sarah und Pietro Lombardi. Besonders Auffällig ist dabei die Überpräsens der schrecklich glamourösen Familie «Die Geissens». Ein etwas anderes Beitragsensemble und ein neuer Sendeplatz hätte dem Format wahrscheinlich höhere Überlebenschancen gegeben, wie jetzt bei der starken Konkurrenz.
Nachdem die Serie
«Josephine Klick - Allein unter Cops» vergangenem Jahr zumindest mit «Der letzte Bulle» als Lead-In überzeugt hatte, musste die Serie sich in Staffel zwei allein beweisen. Diesmal programmierte Sat.1 die Sendung auf den Dienstagabend, was sich als totale Fehlplanung herausstellte. Die Einschaltquoten waren schlicht katastrophal. Dies galt bereits für den Staffelauftakt, der nicht über 1,30 Millionen Zuschauer hinaus kam. Zur Primetime reichte diese Zuschauerzahl gerade einmal für 4,4 Prozent Marktanteil. Nur 5,7 Prozent, resultierten aus den 0,62 Millionen werberelevanten Interessenten. Die Quoten in der werberelevanten Zielgruppe lesen sich über die komplette Staffel keineswegs besser: Mit durchschnittlich 6,3 Prozent bei einer Reichweite von 0,64 Millionen gelang es auch hier nicht einmal ansatzweise, an die 10,6 Prozent bei 1,20 Millionen heranzureichen, die noch für die ersten sechs Episoden im vergangenen Jahr zu Buche gestanden hatten. Den Senderschnitt von rund neuneinhalb Prozent verfehlte man ebenfalls um Längen. Das Problem hat aber nicht nur «Josephine Klick», denn viele der deutschen Sender trauen sich derzeit nicht an neue Formate. RTL schafft es nur mit dem Dauerbrenner «Alarm für Cobra 11» zu überzeugen. Bei Sat.1 sind mit «Danni Lowinski» und «Der letzte Bulle» im vergangenem Jahr gleich zwei der ganz wenigen Quotengaranten des vergangenen Jahrzehnts zu Ende gegangen und beinahe jeder Versuch, ein neues Format zu etablieren, scheiterte mehr oder minder kläglich. Doch hoffentlich gehen mit einem neuen Chef bei Sat.1 auch erfolgreiche Sendungsideen einher.
«Popstars» kehrte in diesem Jahr, nach drei Jahren Fernsehabstinenz, wieder zu RTL II zurück, dorthin, wo die Castingshow einst 2000 ihren Anfang nahm. Beim Privatsender wurden große Hoffnungen gesetzt. Für die Produktion war diesmal, anders als in den vorherigen Staffeln, Brainpool verantwortlich, die insbesondere wegen dem sehr baldigen Ende der Stefan-Raab-Ära – dringend einen Quotenhit gebraucht hätten. Aber den Plan haben sie ohne die deutschen Zuschauer gemacht, denn die Suche nach einer neuen Girlband gestaltete sich aus Sicht der Zuschauerzahlen mehr als problematisch. Doch Anfangs wirkte dies noch nicht so, weil es mit 7,2 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49 Jährigen ganz ordentlich lief. Zwar war bei ProSieben damals ein deutlich größeres Interesse vorhanden, doch für RTL-II-Verhältnisse lief der Start aber durchaus zufriedenstellend. Doch in den Folgewochen kam die Ernüchterung bei den Zuschauern und das Format verlor drastisch an Reichweite. RTL II wird daher wohl froh sein, unter «Popstars» einen Schlussstrich ziehen zu können. Die Sendung wird wohl auf den Fernsehfriedhof wandern und nicht mehr zurückkehren, denn sie wurde im Durchschnitt nur von 0,53 Millionen Menschen ab drei Jahren angesehen, was zu 2,0 Prozent Marktanteil führte. 0,36 Millionen kamen im Mittel aus der Altersklasse der 14- bis 49-Jährigen, weswegen der Marktanteil bei schlechten 3,9 Prozent hängen bleibt. Das Konzept überzeugte mit seriösen Juroren und eine auf authentische Momente. Doch die Zuschauer wollten es nicht sehen.
RTL ist gefangen in der Zeitspirale, neue Hits präsentierte der Kölner Sender schon lange nicht mehr. Daher setzte man bei der neuen Tanzshow
«Stepping Out» auf Altbewehrtes. Denn man übernahm das Konzept fast eins zu eins vom Erfolgsformat «Let’s Dance». Denn auch von der visuellen Aufmachung und Show-Aufbau her, waren die beiden Formate nämlich ziemlich identisch. Zur Premiere fanden 2,95 Millionen Zuschauer zum Sender, was 11,7 Prozent aller Fernsehsehenden ausmachte. Damit rangierte man sich klar über dem Senderschnitt ein. An dieser Hürde scheiterte RTL aber in der Zielgruppe. Die erreichten 13,0 Prozent markierten somit einen durchwachsenen Auftakt, generiert durch 1,13 Millionen zwischen 14 und 49 Jahren. Bereits mit Wochenfrist zeichnete sich eine negative Tendenz ab. 2,66 Millionen und 10,1 Prozent insgesamt schalteten ein, hinsichtlich des Marktanteils bei den Jungen verlor RTL fast zweieinhalb Prozentpunkte und kam nicht mit 0,95 Millionen und 10,6 Prozent hinaus. Bei diesen Werten stagnierte «Stepping Out» fast die komplette Staffel, denn in Summe schaffte es die Serie 2,87 Millionen und 10,6 Prozent in der Zuschauergruppe ab drei Jahren zu mobilisieren und übersprang damit knapp den Senderschnitt. In der für Privatsender weitaus bedeutenderen Zielgruppe wurden jedoch nur 0,98 Millionen Fernsehsehende gemessen, was zu mageren 13,4 Prozent führt. Im Vergleich dazu musste zwar auch «Let’s Dance» in der vergangenen Staffel Verluste in Kauf nehmen, schaffte es aber mit einer Reichweite von 4,48 Millionen bei allen Zuschauern und 17,5 Prozent in der Zielgruppe den Senderschnitt deutlich zu überbieten. Somit schaffte es RTL nicht, mit dem fast identischen Konzept an die Erfolge von «Let's Dance» anknüpfen. Ein paar Erneuerungen, wie beispielsweise ein anderes Studiodesign, hätten dem Format mehr Frische gebracht und wahrscheinlich auch mehr Zuschauer.
Im April wurde bekannt, dass ProSieben das interne Rennen um den US-Hit
«Empire» gewonnen hat. Die Serie um den Musikmogul Lucious Lyon und seine drei Söhne war der erfolgreichste US-Serienneustart der Saison. Auch einen weiteren Rekord hatte das Format bereits inne, denn keine andere Sendung konnte sich bisher zum Start so oft steigern wie «Empire». Mit dem Staffelfinale verdrängte man nun auch den ewigen Spitzenreiter «The Big Bang Theory» vom Zielgruppenthron. Bei den 18- bis 49-Jährigen wurden satte 20 Prozent generiert. Insgesamt schalteten zum zweistündigen Finale insgesamt 16,70 Millionen Amerikaner ein und damit rund 1,6 Millionen mehr Fans als in der vorherigen Woche. Daher sagte man dem amerikanischen Quoten-Hit bei der roten Sieben eine rosige Zukunft vorher. Doch es kam anders als gedacht, denn trotz des großen Werbeaufwands im Vorfeld gelang es der Serie nicht die Millionenmarke zu überspringen. Somit standen 0,93 Millionen Zuschauer ab drei Jahren und 7,6 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Gruppe zu Buche. In den Folgewochen musste das heißeste Eisen aus den Staaten weiter Federn lassen, sodass im Schnitt nicht über 0,81 Millionen Zuschauer ab drei Jahren erreicht wurden. Bei der Gruppe ab drei Jahren wurden im Schnitt nur 3,3 Prozent Marktanteil ermittelt, bei den Jungen waren es ebenfalls katastrophale 7,0 Prozent. Somit war die Sendung bei allen genauso ein Flop wie in der Zielgruppe. Doch war der Flop absehbar und verhinderbar? Denn es gibt viele Beispiele für Serien, die „zu amerikanisch“ für den deutschen Markt sind, wie «Suits» oder «Glee». So anscheinend auch bei «Empire». Kaum eine andere Serie spielt in den USA so mit dem immer noch vorherrschenden Rassenkonflikt wie das Musik-Drama. Der Spieß wurde in der Serie einfach umgedreht - die Weißen sind die Dienstmädchen und die Afroamerikaner die, sind die das Sagen haben. Doch das interessiert die deutschen Bundesbürger eben nicht, im Gegensatz zur großen afro-amerikanischen Zuschauergruppe in den USA. So lassen sich weitere Beispiele finden, warum «Empire» nicht den durchschlagenden Erfolg wie in den USA hatte. Vielleicht klappt es bei der zweiten Staffel besser, die deutschen Zuschauer zum Einschalten zu bewegen.
«Newtopia» sollte für Sat.1 der ganz große Hit werden. Ursprünglich als das größte Experiment in der Geschichte des Deutschen Fernsehens angekündigt war der Hype zum Auftakt groß. Pioniere sollten sich auf einem abgesperrten Gelände eine neue Welt nach ihren Vorstellungen aufbauen, erlaubt war ihnen dabei so ziemlich alles, inklusive Hilfe und Besuch von Nicht-Teilnehmern sowie Handel mit der Außenwelt. Selbst über das Internet war ein wenig Kommunikation und Interaktion mit den Zuschauern möglich. Als drittes Land überhaupt, kam Deutschland dabei in den Genuss des Formats. Voran gingen lediglich die Herkunftsnation Niederlande, wo sich «Utopia» zu einem großen Erfolg entwickelte, und die USA, wo das Format scheiterte. Der Traum der Endlosstaffel und des großen Hits am Vorabend musste Sat.1 jedoch rasch aufgeben, sowohl das Interesse der Zuschauer nahm mit der Zeit ab, als auch die Manieren der Kandidaten und der Produzenten. Zahlreiche Skandale überschatteten die kurze Zeit von «Newtopia», wie eine alkoholisierte Produzentin, die die Kandidaten zu nächtlicher Stunde zusammentrommelte und ihnen Anweisungen für zukünftiges Verhalten gab. Der Tiefpunkt wurde allerdings erreicht, als Sat.1 und Produktionsfirma Talpa dem Livestream für mehrere Stunden den Stecker zogen und einige Mitbewohner in der Zwischenzeit das Haus verließen. Zwischenzeitlich erreichte man nur knapp die Hälfte des Sat.1-Senderschnitts und verabschiedete sich schließlich, nach gut fünf Monaten, vor 1,14 Millionen Zuschauern.
Doch auch in der Folge stand der Sat.1-Vorabend unter keinem guten Stern. Die inoffizielle Nachfolge von «Newtopia» trat am 7. September die Telenovela
«Mila» an und sollte an frühere Erfolge von «Verliebt in Berlin» anknüpfen. Auch dieser Traum platze nach kurzer Zeit, bereits am 18. September wurde die UFA-Serial-Drama-Produktion mit Susan Sideropoulos wieder aus dem Programm genommen. Die übrigen, der 75 produzierten, Episoden wurden in der Folgezeit bei sixx ausgestrahlt. Ursprünglich waren mindestens 287 Folgen von «Mila» geplant Die Serie kam dabei von Anfang an auf keinen grünen Zweig, die Premiere lockte gar nur 1,02 Millionen Zuschauer zu Sat.1, in der Zielgruppe kam man gerade mal auf 6,4 Prozent.
Selten genoss eine Serie aus Deutschland im Vorfeld einen größeren Hype als
«Deutschland 83». Die Produktion aus dem Hause UFA Fiction sollte endlich dafür sorgen, dass Deutschland eine Serie auf internationalem Niveau vorzuweisen habe. Ursprünglich sah es auch ganz danach aus, denn «Deutschland 83» schaffte es als erste deutsche Produktion in die USA verkauft zu werden. Dort erwarb Sundance TV die Rechte an der Produktion und strahlte sie im Sommer im deutschen Originalton mit englischen Untertiteln aus. Hierzulande ging das Format erst am 26. November auf RTL auf Sendung. Ganz gerecht wurde man dem Hype zu Beginn jedoch nicht gerecht, dennoch gelang es mit 3,19 Millionen und 2,86 Millionen Zuschauern ein erstes Ausrufezeichen zu setzen. In der Zielgruppe verbuchte man schließlich gute 15,7 und 14,1 Prozentpunkte. In den drei Folgewochen ging es für die Produktion jedoch rapide bergab. Die finale Episode über den DDR-Grenzsoldaten, der als Spion in die BRD geschickt wird, verfolgten gar nur noch 1,63 Millionen Zuschauer und somit knapp mehr als die Hälfte der Premiere. Aus der Zielgruppe fanden sich letztendlich nur noch 8,1 Prozent der Zuschauer ein, deutlich zu wenig für RTL. Trotz der weitestgehend positiven Kritiken und den Vorschusslorbeeren durch den Verkauf in die USA, gelang es «Deutschland 83» nicht, zum ersehnten großen Wurf zu werden.
Kaum ein anderes Magazin steht so sehr für junge, moderne und digitale Nachrichten wie Vice.com. Auf YouTube verfolgen regelmäßig knapp 6,5 Millionen Menschen die Berichte, auf Facebook fast fünf Millionen rund 150.000 dabei aus Deutschland. Einen Trend, den RTL II 2015 für sich nutzen wollte und mit
«The Vice Reports» im Mai ein neues Magazin auf Sendung schickte. Mit investigativen Hintergrundberichten, die sich dennoch an der Zielgruppe orientieren, wollte man am Montagabend für Quote sorgen. Für gewöhnlich fanden sich dazu zwischen 340.000 und 450.000 Zuschauer insgesamt ein, aus der Zielgruppe stammten dabei rund 300.000. Die wechselhafte Reichweite schlug sich ebenfalls im Quotenverlauf nieder. Dabei ist für «The Vice Reports» ein Trend auszumachen, der Quotenverlauf glich einer Berg- und Talfahrt, die sich zum Schluss mehr in Richtung Tal orientierte. «The Vice Reports» starteten mit einem großen Namen und einer ambitionierten Mission, schafften es dabei jedoch nicht ihr Potenzial voll auszuschöpfen und an die Erfolge des Internetauftritts anzuknüpfen.
Luke Mockridge gilt als große Nachwuchshoffnung für die Comedy-Szene in Deutschland. Sein Talent erkannte auch schon früh Stefan Raab persönlich, der Mockridge immer wieder die Möglichkeit gab sich zu beweisen, egal ob mit Stand-Up-Einlagen, Einspielern, Auftritten bei Großevents am Samstagabend oder als Studiogast. Einige Medien sahen und sehen ihn bereits als Nachfolger von Raab. 2015 gab ihm Sat.1 mit
«Luke! die Woche und Ich» erstmalig die Möglichkeit sich mit einer eigenen Sendung zur Late Night am Freitagabend zu beweisen. In der Vergangenheit führte er bereits durch die Stand-Up-Sendung «Night Wash». Für Sat.1 zahlte sich das, in Mockridge gesteckte, Vertrauen jedoch nur bedingt aus, zu schwach waren die Einschaltquoten gemessen an der Vorschusslorbeeren. Die Premiere des Wochenrückblicks der etwas anderen Art fand vor gerademal 1,19 Millionen Zuschauern statt, in der Zielgruppe des Bällchensenders kam man somit nur auf 8,0 Prozent. In den drei folgenden Ausgaben gelang es jedoch die Hürde des Senderschnitts zu überwinden. Ein Ereignis, welches in den übrigen sechs Ausgaben nur noch einmal gelingen sollte. Gerade in Anbetracht der zahlreichen Spielorte seiner Tour, des großen Förderers Raab und seiner Bekanntheit auf YouTube, waren die Zahlen von «Luke! die Woche und ich» für den Gastgeber der Sendung zu wenig.