Die jungen Krimi-Reihen um «Helen Dorn» brauchen weiter Eingewöhnungszeit. Den besten Eindruck machten dagegen altbewährte Formate wie «Wilsberg» und «Ein starkes Team».
Nicht erst seit dem Ende von «Wetten, dass…?» und einmal abgesehen von mittlerweile nur noch seltener gesendeten Samstagabendshows, befindet sich in der ZDF-Samstagsprimetime eine Krimi-Zone, die dem Mainzer Sender schon seit vielen Jahren Freude macht. 2014 fand jedoch ein Generationenwechsel statt. Die Straßenfeger-Reihe «Stubbe – Von Fall zu Fall» verabschiedete sich in ihren Ruhestand und übergab den Staffelstab an einige neue Formate, die sich 2014 erstmals beweisen mussten und 2015, neben den alteingesessenen Formaten wie «Der Kommissar und das Meer», «Wilsberg» oder «Ein starkes Team», fortgeführt wurden.
Am stärksten performte 2014 noch
«Helen Dorn». Die Reihe um Hauptdarstellerin Anna Loos startete am 8. März 2014 mit 8,01 Millionen Interessenten ganz stark in ihren Run, schon die zweite Ausgabe fiel am 26. September 2014 jedoch auf 5,44 Millionen Zuschauer. Die dritte Episode „Bis zum Anschlag“ schaffte es am 24. Januar 2015 Wiedergutmachung zu betreiben, denn mit 6,43 Millionen Personen standen wieder tolle 20,3 Prozent zu Buche und auch beim jungen Publikum lag man mit 9,3 Prozent deutlich über dem Senderschnitt. Den Aufwärtstrend bestätigte die neueste Episode, in der Matthias Matschke das letzte Mal als Dorns Kollege Gregor Georgi auftrat, jedoch nicht. Im Gegenteil: Mit 5,65 Millionen Zusehern standen erneut herbe Verluste ins Haus – 18,7 Prozent erzielte «Helen Dorn».
Ebenfalls zwei neue Episoden standen im Rahmen von
«Kommissarin Heller» aus, die 2014 mit erst 6,17 Millionen und später 5,66 Millionen nicht allzu sehr zu überzeugen wusste – insbesondere, wenn man die Reichweiten von Wiederholungen alter Krimis betrachtet. Die bislang höchste Zuschauerzahl verbuchte das Format um Lisa Wagner am 10. Januar 2015. Wie in den Folgen zuvor inszenierte Christiane Balthasar die Ausgabe „Querschläger“, die 6,29 Millionen Zuschauer anlockte und damit noch immer Luft nach oben hatte. Anstatt nach oben ging es im Rahmen von Folge vier am 21. November 2015 allerdings quotentechnisch nach unten. Am 21. November erreichte „Schattenriss“ noch 5,81 Millionen Personen. Zwar hielt man den Marktanteil von 9,8 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen, insgesamt gab man aber von 19,4 auf 18,3 Prozent ab.
Alle noch aktiven Samstagskrimireihen
- «Ein starkes Team» (seit 1994)
- «Bella Block» (seit 1994)
- «Wilsberg» (seit 1995)
- «Kommissarin Lucas» (seit 2003)
- «Der Kommissar und das Meer» (seit 2007)
- «Marie Brand» (seit 2008)
- «Stralsund» (seit 2009)
- «Kommissarin Heller» (seit 2014)
- «Helen Dorn» (seit 2014)
- «München Mord» (seit 2014)
- «Friesland» (seit 2014)
- «Dresden Mord» (ehem. «Die Wallensteins», seit 2015)
- «Schwarzach 23» (seit 2015)
Unter den neuen Reihen startete
«Friesland» als drittes Format ins neue Jahr. Nur eine Episode lief zuvor im Jahr 2014, die sowohl von Kritikern als auch vom Fernsehpublikum positiv aufgenommen wurde. 6,47 Millionen Personen schalteten damals zum Debüt ein, zur zweiten Ausgabe musste aber auch der Krimi um «Weissenberg»-Darsteller Florian Lukas Verluste verkraften: Am 7. Februar entschieden sich 6,05 Millionen Personen für „Familiengeheimnisse“. Das entsprach insgesamt 19,2 Prozent, mit 10,7 Prozent schnitt «Friesland» bei den 14- bis 49-Jährigen allerdings deutlich besser ab als «Helen Dorn». Dabei beließ es der Mainzer Sender auch in diesem Jahr mit dem Lokalkrimi.
Neue Folgen der 2014 gestarteten und mit viel Humor gespickten Reihe
«München Mord» blieben 2015 aus, zwei neue Ausgaben sind allerdings bereits geplant. Dafür feierten
«Die Wallensteins» ihren Einstand im ZDF-Hauptprogramm. Die neue Reihe, in der Anja Kling Kriminalhauptkommissarin Bärbel Wallenstein spielt, deren Team unerwartet von ihrer Tochter vergrößert wird, wusste es nicht, die Fernsehzuschauer in großem Maß anzulocken. Der ersten Ausgabe am 18. April wohnten 5,68 Millionen Zuschauer bei. Das entsprach an besagtem Abend 19,0 Prozent des Gesamtpublikums und 10,2 Prozent der 14- bis 49-Jährigen. Einen positiven Eindruck hinterließ zumindest qualitativ «Schwarzach 23» über eine bayrische Familie von Ermittlern. Der Auftakt der Reihe, der am 24. Oktober vonstattenging gelangte jedoch ebenfalls nicht auf ein spektakuläres Quotenniveau. Das westernartige Debüt unterhielt damals 17,9 Prozent aller Zuschauer und 8,7 Prozent der Jüngeren. Insgesamt schalteten 5,48 Millionen Personen zum neuen Format mit Friedrich von Thun ein.
Ansonsten lieferten nur die altbewährten Produktionen neue Ware. Dabei stach vor allem
«Wilsberg» heraus, der 2015 gleich in fünf neuen Ausgaben ermittelte und damit die neuen Reihen ihrerseits recht alt aussehen ließ. Für «Wilsberg: Kein Weg zurück» entschieden sich am 3. Januar 2015 satte 7,35 Millionen Personen, was in Quoten von 22,6 Prozent aller und 13,0 Prozent der 14- bis 49-jährigen Zuschauer resultierte. „Russisches Roulette“ überzeugte am 14. Februar mit 7,00 Millionen Zuschauern und erneut 22,6 Prozent ebenfalls, in der jungen Altersgruppe verbesserte sich der Privatdetektiv sogar auf 13,2 Prozent. Auch zur dritten Ausgabe am 11. April präsentierte sich die Reihe um Leonard Lansink auf hohem Niveau konstant, denn 7,02 Millionen Zuschauer ergaben 22,3 Prozent Gesamtmarktanteil und 12,7 Prozent in der jungen Altersgruppe. Die zwei verbleibenden Episoden gaben am 10. Oktober und 28. November zwar auf 6,69 und 6,57 Millionen Zuschauer ab, noch immer lag man damit jedoch deutlich vor den Neueinsteigern. Ohnehin sahen zu dieser Zeit weniger Menschen fern, denn besagte Zuschauerzahlen führten dennoch zu 22,4 und später 21,4 Prozent des Gesamtpublikums. Mit 15,1 Prozent stellte «Wilsberg» am 10. Oktober sogar seinen Jahresbestwert im jungen Zuschauersegment auf.
Die reichweitenstärksten ZDF-Samstagskrimis 2015
- «Ein starkes Team: Stirb einsam!»: 7,46 Mio. (21.2.)
- «Wilsberg: Kein Weg zurück»: 7,35 Mio. (3.1.)
- «Wilsberg: Bauch, Beine, Po»: 7,02 Mio. (11.4.)
- «Wilsberg: Russisches Roulette»: 7,00 Mio. (14.2.)
- «Stralsund: Kreuzfeuer»: 6,97 Mio. (31.1.)
ab 3
Vier beliebte neue Folgen von
«Ein starkes Team» ließen ebenfalls die Frage aufkommen, ob das Zweite mit seinen neuen Reihen den richtigen Weg beschreitet, denn auch die seit 1994 laufende Krimi-Reihe belieferte den Mainzer Sender mit besseren Zahlen. Am besten lief dabei „Stirb einsam!“ am 21. Februar, das ausgezeichnete 7,46 Millionen Zuschauer unterhielt. 23,0 Prozent erzielte das ZDF damit, so viel wie keine andere Samstagabendsendung 2015. Mit 10,0 Prozent erfreute sich das Duo um Verena Berthold und Otto Garber jedoch keiner allzu großen Beliebtheit beim jungen Publikum – das zeigten auch die drei anderen Episoden, in denen «Ein starkes Team» einstellig abschnitt, wobei die Reichweite meist deutlich über sechs Millionen Interessenten lag. Erst seit 2009 bereichert
«Stralsund» das ZDF-Programm. Hinter der Network Movie-Produktion liegt ein recht sehenswertes Jahr, das mit 6,97 Millionen Zuschauern und 22,2 Prozent Marktanteil am 31. Januar begann und mit 6,08 Millionen Personen sowie 20,2 Prozent endete. Beide Folgen hielten sich auch bei den Jüngeren in der quotentechnischen Zweistelligkeit.
Formate wie
«Marie Brand»,
«Kommissarin Lucas» und
«Bella Block» steuerten 2015 jeweils eine neue Folge bei. Während erstgenanntes Format am 14. März mit 6,93 Millionen Zuschauern und 21,9 Prozent erfreuliche Werte generierte und auch «Kommissarin Lucas» mit 6,29 Millionen Interessenten sowie 21,2 Prozent am 25. April ordentlich lief, machten sich beim bald endenden «Bella Block» Abnutzungserscheinungen bemerkbar. Ihre neue Ausgabe am 4. April unterhielt 5,78 Millionen Zuschauer. Besonders bedenklich lief es in der jungen Altersgruppe mit 6,8 Prozent, einem für Samstagskrimi-Verhältnisse sehr niedrigen Wert. Wechselhaft präsentierte sich schließlich noch
«Der Kommissar und das Meer», das am 21. März mit 6,86 Millionen Interessierten und 22,2 Prozent ins Jahr startete, danach aber am 29. August auf 4,56 Millionen Zuseher abgab und schließlich am 12. Dezember noch einmal 5,53 Millionen Personen unterhielt. Wie bei «Bella Block» und «Kommissarin Lucas» schnitten die neuen Folgen bei den 14- bis 49-Jährigen deutlich schlechter ab als die neuen Reihen.