Martin Reinl: ‚Ein bisschen mehr Kultur und Phantasie kann im Fernsehen nicht schaden‘

Comedian und Puppenspieler Martin Reinl spricht im Interview mit Quotenmeter.de über Vorurteile gegenüber seiner Kunstform, die neue RTL-Castingshow «Puppenstars» und seine weiteren Pläne mit Wiwaldi.

Zur Person: Martin Reinl

Martin Reinl wurde im Oktober 1975 geboren und steckt hinter (bzw. unter) solchen TV-Persönlichkeiten wie dem ARD-Moderator Wiwaldi, dem alten Zirkuspferd Horst-Pferdinand, den Super-RTL-Stars Haselhörnchen und Woozle Goozle sowie der deutschen Version von «Sesamstraße»-Liebling Elmo.
Es mangelt wahrlich nicht an Puppenspielern und -figuren, die ein jüngeres sowie älteres Publikum ansprechen - von der ursprünglichen «Muppet Show» hin zu René Marik oder Ihrer «Wiwaldi Show». Und dann gibt es Werke, die sogar nur für Erwachsene gedacht sind, «Avenue Q» oder «Meet the Feebles» beispielsweise. Dennoch scheint mir in Deutschland noch immer das Vorurteil vorzuherrschen, Puppencomedy sei primär was für Kinder. Wo denken Sie, kommt dieses Bild her?
Kinder springen relativ schnell auf Puppen an und lassen sich direkt auf diese Phantasiewelt ein. Einen Erwachsenen scheint es immer etwas Überwindung zu kosten. Dadurch schiebt man dieses Genre immer gerne erstmal den Kindern zu. Wir sind allerdings zunehmend dabei, dieses System aufzubrechen und versuchen klarzumachen, dass man auch Spaß an Puppen haben kann, wenn man bereits volljährig ist und Bartwuchs hat. Da hat sich glücklicherweise in den letzten Jahren viel getan. Ähnlich ist es ja auch bei Animationsfilmen, die heute von jung UND alt geliebt werden.

Was bräuchte es Ihrer Meinung nach, um das deutsche Publikum über die mögliche Bandbreite des Puppenspiels aufzuklären – ist «Puppenstars» allein da schon die Antwort?
Die «Puppenstars» sind sicher nicht allein die "Antwort", sondern höchstens ein "Anfang"! Puppen- und Figurentheater ist ein Genre, das - obwohl es mehrere hundert Jahre alt ist - immer noch so gut wie unentdeckt vom Fernsehen ist. Und ein bisschen mehr Kultur und Phantasie kann im Fernsehen nicht schaden.

Wie sind Sie an die Juror-Stelle bei «Puppenstars» gelangt?
Mit dem Taxi. (lacht)

Wie haben Sie sich auf ihre Aufgaben als Juror vorbereitet? Braucht es überhaupt Vorbereitung, um Juror zu sein?
Ich habe erstmal gelernt, aufrecht und gerade zu sitzen. Ich bin es als Puppenspieler eher gewohnt, UNTER dem Tisch zu sitzen.

Erwarten Sie von den «Puppenstars»-Teilnehmern, dass sie ihre Puppen auch selber bauen können?
Wenn Sie eine Suppe kochen wollen, müssen Sie nicht zwangsweise das Gemüse selbst anbauen. Aber es macht natürlich mehr Eindruck.
Martin Reinl
Nicht zwingend. Wenn Sie eine Suppe kochen wollen, müssen Sie nicht zwangsweise das Gemüse selbst anbauen. Aber es macht natürlich mehr Eindruck. Es gibt großartige Puppenspieler und –Künstler, die hinreißende Ideen, aber beim Puppenbau zwei linke Hände haben. Umgekehrt gibt es auch Künstler, deren Nummern vielleicht noch etwas holprig sind, die aber selbstgebaute phantasievolle Figuren mitbringen.

Was ist in Ihren Augen der wichtigste Aspekt, um ein guter Puppenkünstler zu werden?
Ich möchte als Zuschauer vergessen, dass ich es mit Puppen zu tun habe. Ich muss in eine andere Welt gerissen werden, in der ich den Puppenspieler nicht mehr wahrnehme. Ein Puppenkünstler muss sich komplett zurücknehmen können und im gleichen Moment eine Rampensau sein.

Werden in «Puppenstars» vornehmlich Comedy-Puppenkünstler gesucht oder könnte auch ein „ernster“ Performer die Show als Sieger verlassen?
Im Gegenteil. Puppen müssen nicht immer zwangsläufig komisch sein. Sie müssen uns emotional berühren und dürfen uns auch zum Weinen bringen.

Welche Karriereziele stehen für Sie noch aus? Können wir beispielsweise eines Tages mit einem Wiwaldi-Film rechnen?
Das Projekt „Spielfilm“ ist tatsächlich etwas, was ich immer noch im Hinterkopf mit mir rumtrage und gerne eines Tages realisieren möchte.
Martin Reinl
Das Projekt „Spielfilm“ ist tatsächlich etwas, was ich immer noch im Hinterkopf mit mir rumtrage und gerne eines Tages realisieren möchte. Ansonsten hoffe ich, dass nicht zuletzt durch die «Puppenstars» noch viele spannende Projekte für die Puppenwelt in Entwicklung kommen. Ideen hab ich genug.

«Die Puppenstars» ist ab dem 29. Januar 2016 immer freitags ab 20.15 Uhr bei RTL zu sehen. «Die Wiwaldi Show» beendet ihre aktuelle Staffel am 28. Januar 2016 um 23.30 Uhr im Ersten.
28.01.2016 12:09 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/83438