Abschied mit Schmerz: Was das Ende der ZDF-Vorabendserie so bitter macht und wieso sich mit Sicherheit niemand freut, die getroffene Entscheidung der Verantwortlichen aber wohl genau die richtige ist…
18 Jahre sind eine lange Zeit für eine Vorabendserie. Das Leben in den 90ern war noch ein Anderes. Das Vorprogramm der deutschen Sender auch. Die
«Küstenwache» hat viele Formate überlegt, einschließlich ebenfalls sehr lang laufender Dailys wie «Marienhof» oder «Verbotene Liebe». Kratzer im Lack hatte die in der Regel mittwochs gezeigte Reihe zuletzt aber Einige; und näher auf den Inhalt sollte man gar nicht erst eingehen, wenn man nicht über industrielle Fertigung einer Krimireihe sprechen mag. Bleibt also der Blick auf die Quoten und der dürfte wohl 2013 erstmals eine Grenze unterschritten haben, die das ZDF zum Nachdenken brachte. Die damals 16. Staffel holte im Schnitt nur noch 12,8 Prozent Marktanteil im Gesamtmarkt – weniger als zuvor. Zum Vergleich: 15,4 Prozent waren es in Staffel 14 gewesen, knapp 14 Prozent noch in der 15. Runde der Krimiserie.
Obwohl sich die zwischen Dezember 2013 und Frühjahr 2014 gezeigte 17. Staffel dann klar steigerte und wieder auf 13,2 Prozent beim Publikum ab drei Jahren kam, traf das Zweite die Entscheidung auch die «Küstenwache» einzustellen. Ab kommender Woche soll es ein frisches Format namens «Die Spezialisten» auf dem Sendeplatz richten. Aus Quotensicht war dieser Beschluss nicht verkehrt.
Nur zwei Folgen kamen in dieser Staffel auf mehr als 14 Prozent im Gesamtmarkt: Direkt der Auftakt zur neuen Runde im September und die vierte Folge Mitte Oktober. Nur eine Folge holte zudem mehr als vier Millionen Zuschauer – diese lief an einem Feiertag. Am 6. Januar schauten 4,24 Millionen Bundesbürger ab drei Jahren zu – das war dann damals einer der letzten Einsätze der Ermittler im Norden. Dazwischen sanken die Quoten immer wieder deutlich unter den ZDF-Senderschnitt.
So kam etwa die zweite Folge der Staffel, „Passagiere ins Nirgendwo“ nicht über 11,7 Prozent hinaus, drei Wochen später wurden gar nur 11,5 Prozent ermittelt. Die Folge „Schwarzgeld“ lief somit wahrlich ungewohnt mies – sie startete wegen eines zuvor gezeigten Specials allerdings auch erst um 19.45 Uhr und lief somit bis 20.30 Uhr. Mit einheitlichen Sendezeiten hatte es das Format ohnehin nicht so sehr. Von den insgesamt 18 Folgen der finalen Staffel begannen nur elf zur regulären Zeit, viele davon übrigens zum Staffelende hin, weil dann Fußball-Winterpause war. Von den ersten zehn Episoden gab es sechs Mal Verspätungen.
Würde man nur die Folgen in der Abrechnung berücksichtigen, die pünktlich um 19.25 Uhr begannen, dann läge der Staffelschnitt von Runde 18 nämlich bei 12,9 Prozent – immerhin ein bisschen höher. Aber sei es drum: Die Champions League ist beim ZDF beheimatet und deshalb startet die Vorabend-Serie am Mittwoch eben nicht mehr ganz einheitlich. Dazu passt auch, dass sich die finalen Quoten schließlich noch halbwegs fingen. Auf dem regulären 19.25-Uhr-Slot holte keine Folge weniger als 12,7 Prozent – was freilich aber auch weniger ist als noch vor Jahren.
Hinzu kommt, dass zu wenige Junge zum ZDF schalten, wenn die «Küstenwache» läuft. Maximal 5,2 Prozent wurden erreicht, minimal 3,3 Prozent. Zwar wird das Zweite nicht müde zu betonen, dass die Werte der Altersgruppe 14 bis 49 nur eine untergeordnete Rolle spielen, angesichts der Werbeplatzierung um kurz vor 20 Uhr und der Tatsache, dass es im ZDF ansonsten durchaus Bemühungen gibt, ein jüngeres Publikum an das Programm zu führen, dürfte auch dieser Wert eine Rolle bei der Einstellung gespielt haben.
Unrühmlich ging die Serie dann aber in dieser Woche zu Ende. Mit nur noch 10,4 Prozent wurde das schwächste Ergebnis seit rund drei Jahren ermittelt – damals aber liefen Re-Runs im Sommer. Erstausstrahlungen der Serie liefen bis dato nie mit so niedrigen Quoten.
Im Schnitt jedenfalls schauten nur 4,2 Prozent der 14- bis 49-Jährigen die 18 Folgen der finalen Staffel. Die Gesamtreichweite blieb gegenüber der Vorgängerstaffel fast unverändert. 3,57 Millionen Leute schauten zu – rund 40.000 weniger. Die Quote jedoch sank wieder merkbar. 12,7 Prozent Marktanteil gesamt sind kein Ergebnis, auf das mehr wirklich etwas geben kann. So bitter das Ende langjähriger TV-Formate auch ist; manchmal kommt es halt doch zur rechten Zeit.