Amy Poehler und Tina Fey lassen es als «Sisters» gehörig krachen. Doch ist der gemeinsame Kinoauftritt der beiden US-Comedystars genauso unterhaltsam wie ihre urkomischen Golden-Globe-Moderationen?
Filmfacts «Sisters»
- Kinostart: 11. Februar 2016
- Genre: Komödie
- FSK: 12
- Laufzeit: 118 Min.
- Regie: Jason Moore
- Drehbuch: Paula Pell
- Darsteller: Amy Poehler, Tina Fey, Ike Barinholtz, Maya Rudolph, James Brolin, Dianne Wiest
- OT: Sisters (USA 2015)
Amy Poehler und Tina Fey gehören zur weiblichen Speerspitze der US-Comedyszene. Nachdem sich beide zunächst als feste Mitglieder der Kultshow „Saturday Night Live“ einen Namen gemacht hatten, konnten sie gerade in ihrer amerikanischen Heimat mehrere Jahre lang große Erfolge mit ihren eigenen Comedy-Serien feiern – Fey mit der von ihr selbst kreierten Medien-Satire «30 Rock» (2006 - 2013) und Poehler mit «Parks and Recreation» (2009 - 2015).
Nachdem die beiden Formate ihren Abschluss gefunden und die zwei befreundeten Frauen die gemeinsame Golden-Globe-Moderation, für die sie von 2013 bis 2015 dreimal in Folge verantwortlich waren, wieder abgegeben haben, haben sie sich nun auch ein weiteres Mal für die große Leinwand zusammengetan. Die dabei entstandene Komödie «Sisters» erreicht jedoch nur in seltenen Momenten die Klasse von Feys und Poehlers TV-Auftritten.
Die frisch geschiedene Krankenschwester Maura (Amy Poehler) ist völlig fassungslos, als ihr ihre Eltern (Hollywood-Urgestein James Brolin und Oscar-Preisträgerin Dianne Wiest) berichten, dass sie ihr Haus verkaufen wollen. Als wäre dies noch nicht genug, soll auch noch Maura die undankbare Aufgabe übernehmen, ihrer launischen Schwester Kate (Tina Fey) die Neuigkeit zu überbringen. Da sie dies zunächst nicht fertigbringt, nimmt sie die arbeitslose Stylistin unter einem anderen Vorwand mit auf einen Abstecher zum Elternhaus, nur um entsetzt dort festzustellen, dass der Verkauf längst vonstatten gegangen ist.
Maura und Kate bleiben nur wenige Tage, um ihr früheres Kinderzimmer, das voller Erinnerungen steckt, leer zu räumen, bevor die neuen Besitzer einziehen wollen. Als sie wehmütig zur Tat schreiten, reift in ihnen ein trotziger Plan heran. Um ihre unbeschwerte Vergangenheit noch einmal aufleben zu lassen, beschließen sie, eine letzte ausschweifende Party mit ihren alten Schulfreunden im Haus zu feiern. Doch was als nostalgische Idee beginnt, steuert schon bald auf eine chaotische Eskalation zu.
Amy Poehler und Tina Fey als Hauptdarstellerinnen und neben «Austin Powers»-Regisseur Jay Roach obendrein als Produzentinnen, «Saturday Night Live»-Schreiberin Paula Pell als Autorin und «Pitch Perfect»-Macher Jason Moore auf dem Regiestuhl: Man möchte angesichts dieser vielversprechenden Vorzeichen meinen, dass bei «Sisters» in Sachen Gagdichte nicht viel schiefgehen konnte. Doch die Realität auf der Leinwand sieht in diesem Fall leider etwas anders aus. Durchaus positiv überraschend ist zunächst allerdings, wie vulgär die Komödie doch geraten ist. Die meisten der dem Jugendalter schon länger entwachsenen Figuren schmeißen mit Obszönitäten nur so um sich. Und auch die Situationskomik baut auf allerlei skurril-zotige Einfälle.
Das ist mit seinem für das Set-Up doch eher ungewöhnlich frechen Ton regelrecht erfrischend, schießt in zwei von drei Fällen aber schlichtweg übers Ziel hinaus. Während beispielsweise eine versehentlich rektal zweckentfremdete Ballerina-Spieluhr tatsächlich Humorpotential birgt, laden einige schlecht getimte Dialogzeilen und Geschehnisse wie eine völlig überflüssige Randsequenz, in der zwei uninteressante Figuren inmitten einer Menschenmenge aus heiterem Himmel ihren sexuellen Trieben nachgeben, zum Fremdschämen ein. Obendrein weicht die in Ansätzen löbliche Respektlosigkeit nach hinten raus einem überlang ausgewalzten, allzu versöhnlichen Ende.
Vor allem dank Amy Poehler und Tina Fey harrt man aber dennoch halbwegs unterhalten bis zu diesem aus. Auch wenn die Comedy-Powerfrauen in ihren Rollen die subtile Bissigkeit ihrer fast schon legendären Fernsehhighlights vermissen lassen, funktionieren sie gerade im Zusammenspiel reibungslos. Mit Leichtigkeit nimmt man dem eingespielten Duo die herzliche Schwesternbeziehung ab, die inmitten des vorherrschenden rauen Tons auch so manche charmanten Momente parat hält – nicht zuletzt da die streckenweise recht treffsicher vermittelte altersbedingte Sehnsucht nach dem im Endeffekt zum Scheitern verurteilten Heraufbeschwören unvergesslicher Jugenderlebnisse durchweg nachvollziehbar ist. Vom restlichen Ensemble dürfte eindeutig der leider etwas kurz kommende, dabei aber umso köstlichere Wrestling-Star John Cena als wortkarger, muskelbepackter Drogendealer die meisten Lacher auf seiner Seite haben.
Fazit: Trotz des geballten Talents vor und hinter der Kamera ist «Sisters» ein die meiste Zeit auf Gag-Sparflamme kochendes, unspektakuläres Späßchen für zwischendurch. Die äußerst spielfreudige Besetzung, allen voran die sich perfekt ergänzenden Hauptdarstellerinnen Amy Poehler und Tina Fey, sorgen bei entsprechender Toleranz für zotige Wortgefechte zwar für den einen oder anderen herzhaften Lacher, das Gros der Witze allerdings eher für gleichgültiges Schulterzucken.
«Sisters» ist ab dem 11. Februar in den deutschen Kinos zu sehen.