Während sich unter den größten Sendern einzig das ZDF über Zugewinne freuen konnte, hielten die etwas kleineren Sender weitgehend die Stellung. RTL II verlor wieder etwas, kabel eins legte klar zu.
Es ist längst zum Regelfall geworden, dass am Ende jedes Monats König Fußball und der «Tatort» um die Spitze des Publikumsrankings konkurrieren. Im März ging der Punktsieg dabei eindeutig an das runde Leder: Die Länderspiele der deutschen Nationalelf gegen Italien und England waren mit 12,60 bzw. 11,34 Millionen Fernsehenden die mit weitem Abstand meistgesehenen Ausstrahlungen des Monats, dahinter folgte mit 9,78 Millionen das dramatische Champions-League-Spiel zwischen dem FC Bayern und Juventus Turin, das immerhin 9,78 Millionen generierte. Der stärkste «Tatort» gelangte auf 9,55 Millionen Interessenten, die drei weiteren Erstausstrahlungen kamen sogar "nur" auf 7,99 bis 8,78 Millionen. Ansonsten gelang es lediglich einigen «Tagesschau»-Ausgaben sowie den mit den Fußball-Übertragungen verwobenen Angeboten, mehr als sieben Millionen Menschen vor die TV-Geräte zu locken.
Ein hübscher Überraschungserfolg war für das ZDF der Dreiteiler «Ku'damm 56», der sich nach 5,57 Millionen zum Auftakt kontinuierlich auf bis zu 6,35 Millionen Zuschauer verbesserte - normalerweise ist die Tendenz derartiger Event-Programmierungen eher leicht rückläufig. Im Privatfernsehen genoss «Wer wird Millionär?» insofern auch diesmal wieder eine Art Monopolstellung, dass man es noch schaffte, mehrfach über fünf Millionen Zuschauer zu begeistern: Zwischen 5,48 und 6,25 Millionen lagen die drei Folgen diesmal. Sehr gut lief aber auch der Eventfilm «Duell der Brüder» mit immerhin noch 4,94 Millionen Fernsehenden und starken 14,9 Prozent Marktanteil - zumal der Streifen vor allem das junge Publikum fesselte und an Karfreitag spektakuläre 24,7 Prozent Marktanteil generierte.
Und was ging so bei den fünf restlichen großen Sendern? Beim Gesamtpublikum nicht allzu viel, bedenkt man, dass bis auf «Navy CIS» keine einzige Ausstrahlung auf mehr als drei Millionen Fernsehende gelangte. Beim für Privatsender besonders wichtigen werberelevanten Publikum war derweil einmal mehr ProSieben der Riese unter den Zwergen: Vor allem «The Big Bang Theory» und «Germany's Next Topmodel» sorgten verlässlich für begeisternde Werte im Abendprogramm, während Sat.1 hier nicht über 1,56 Millionen und 12,6 Prozent für die Premiere des Schweighöfer-Films «Vaterfreuden» hinaus kam. Bei VOX euphorisierte «Kitchen Impossible» die Massen und kam mit zwei weiteren Folgen auf spektakuläre 12,4 und 12,6 Prozent der 14- bis 49-Jährigen. Auch «Rizzoli & Isles» war abermals ein verlässlicher Erfolgsgarant - allerdings beim Gesamtpublikum fast noch etwas mehr als bei den Jüngeren.
Alle Zuschauer (März 2016)
ALLE ZUSCHAUER (M?RZ)
11,3
11,6
12,9
12,6
9,6
10,0
3,5
3,6
5,2
5,2
7,4
7,5
5,3
5,2
4,1
3,7
Marktanteile in % | März 2016 gegenüber Februar 2016
An der Spitze des Senderrankings waren die Kräfteverhältnisse diesmal noch klarer verteilt als in den Vormonaten: Das ZDF kam mit 12,9 Prozent auf seinen zweitbesten Saison-Wert nach den 13,2 Prozent vom Januar und schlug damit die Konkurrenz um Längen. Hauptverantwortlich hierfür war der Umstand, dass Das Erste deutlich an Zugkraft einbüßte und mit 11,3 Prozent beinahe wieder auf dem schwachen Niveau angelangt ist, das zu Saisonbeginn (10,9 und 11,2 Prozent) vorherrschte - bevor man sich bis Januar auf starke 12,2 Prozent verbessert hatte. Erst zum zweiten Mal nach dem Dezember wieder einstellig schnitt RTL ab, dessen Dschungelcamp-Hoch vom Januar sich erwartungsgemäß als temporär erwies und keinerlei nachhaltige Auswirkungen auf die Quoten hatte. Interessant: Die drei stärksten Sender Deutschlands präsentierten sich auf ähnlichem Niveau wie im Vorjahresmonat: Damals verbuchte das ZDF 12,8 Prozent, RTL 9,8 Prozent und Das Erste 11,8 Prozent.
Weitgehend im Niemandsland des Rankings turnt nach wie vor Sat.1 herum, das mit 7,4 Prozent keinerlei Anstalten macht, sich der Zweistelligkeit wieder anzunähern. Zum fünften Mal in Folge wurde nicht einmal mehr die Acht-Prozenthürde erklommen, die im vorherigen Fernsehjahr noch mehrfach klar überboten wurde - so übrigens auch im März 2015, als noch 8,3 Prozent des Publikums die Inhalte des Bällchensenders verfolgten. Weiterhin quasi auf Augenhöhe rangieren ProSieben und VOX, was im direkten Vergleich zum Vorjahr eine gute Nachricht für letzteren Sender sein dürfte: Damals war man den Unterföhringern noch um einen halben Prozentpunkt unterlegen. Zwischen den beiden kleinsten Sendern der Top Acht tut sich hingegen wieder eine größere Lücke auf: Während RTL II leicht an Zugkraft verlor, setzte kabel eins ein Ausrufezeichen und verbuchte mit 4,1 Prozent erstmals seit Juli vergangenen Jahres wieder mehr als 3,9 Prozent.
Keine allzu deutlichen Gewinner gegenüber dem Vormonat, erdrutschartige Verluste konnten die Kanäle auch weitgehend verhindern - klingt, als sei auch der kumulierte Marktanteil im März nicht großartig höher oder geringer ausgefallen als im Februar. Und in der Tat: Mit 59,3 Prozent lag man nur leicht hinter den 59,4 Prozent zurück. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liest sich das Ergebnis hingegen gleich mal deutlich weniger erfreulich: Damals wurden doch noch recht deutlich bessere 60,6 Prozent generiert. Und den höchsten Anteil daran, dass die Differenz nicht noch drastischer ausfiel, hatte diesmal kabel eins, das nämlich vor einem Jahr gerade einmal 3,6 Prozent des März-Publikums auf sich vereinen konnte.
14- bis 49-Jährige (März 2016)
14- BIS 49-JÄHRIGE (M?RZ)
6,5
6,6
6,0
5,6
12,8
13,4
5,6
6,1
7,0
6,9
8,8
8,9
10,9
10,8
5,4
5,0
Marktanteile in % | März 2016 gegenüber Februar 2016
The same procedure as every month: Ja, RTL dominierte in der klassischen werberelevanten Zielgruppe auch diesmal wieder das Feld und verbuchte nun wahrlich nicht sonderlich euphorisierende, aber doch recht solide 12,8 Prozent Marktanteil. Zweimal in dieser TV-Saison hatte man bereits deutlich schlechter abgeschnitten: Im November und Dezember mit nur 12,3 und 11,7 Prozent. Um etwa zwei Prozentpunkte schwächer präsentierte sich ProSieben, das mit 10,9 Prozent weiter sehr konstant performt - in den sechs Monaten zuvor hatte man ebenfalls nur zwischen 10,7 und 11,1 Prozent geschwankt. Im Vergleich zum Vorjahres-Monat tat sich derweil bei beiden Sendern nicht allzu viel: RTL steht diesmal etwas besser da, denn vor Jahresfrist hatte man sich mit 12,6 Prozent zu begnügen, ProSieben lag damals bei 10,9 Prozent. Ein deutlicher Rückschlag war erst für das Angebot von Sat.1 hinzunehmen: Hatte man damals noch recht respektable 9,7 Prozent erreicht, musste man sich diesmal mit wenig euphorisierenden 8,8 Prozent begnügen.
Weiter hinten setzt VOX seinen guten Lauf fort, der sich bereits im Dezember und Februar angedeutet hatte: Sehr ordentliche 7,0 Prozent standen auf dem Papier, den Öffentlich-Rechtlichen war man damit klar überlegen. Das Erste erreichte mit nur 6,5 Prozent seinen schwächsten Wert seit Oktober, nachdem man zuletzt immer wieder mehr oder minder stark an der Sieben-Prozentmarke gekratzt hatte. Das ZDF steigerte sich von wahrlich schwachen 5,6 auf immerhin 6,0 Prozent, was bereits einer der besten Werte dieser TV-Saison entsprach - nur zweimal hatte man in den sechs vorherigen Anläufen bei mehr als 5,6 Prozent gelegen. Gar nicht mal so gut lasen sich die 5,6 Prozent von RTL II, der Referenzwert von 6,1 Prozent war allerdings auch schon der bisherige Saison-Höhepunkt. Gegenüber dem März 2015 gibt es allerdings noch mehr Grund zum Schlucken: Damals wurden noch sehr viel stärkere 6,4 Prozent eingefahren. Da gleichzeitig kabel eins deutlich zulegte, kommen sich die beiden kleinsten Sender hier wieder sehr nahe.
Alles in allem erreichten die "Big Eight" im Schnitt 63,0 Prozent der 14- bis 49-jährigen Zuschauer, was ähnlich wie beim Gesamtpublikum einem leichten Minus gegenüber dem Vormonat entsprach, als noch 63,3 Prozent generiert wurden. Auch gegenüber dem Vorjahres-März ging es wieder ein Stück weit bergab, damals wurden noch 63,9 Prozent erreicht. Der Fairness halber sei allerdings erwähnt, dass in Zeiten der Fragmentierung ein Rückgang um weniger als einen Prozentpunkt fast schon eher eine kleine Erfolgs- denn Schreckensmeldung für die großen Sender des Marktes darstellt.
Alle Zuschauer (Fernsehjahr)
ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
11,6
11,6
12,5
12,7
10,2
10,2
3,4
3,9
5,1
5,2
7,6
8,1
5,3
5,5
3,8
3,7
Marktanteile in % | Sep. 2015 – Mär. 2016 gegenüber Sep. 2014 – Mai 2015
Zwei Monate vor Ende der TV-Saison darf man wohl die vorsichtige Prognose wagen, dass die Sender auf dem Treppchen ihre Vorjahres-Ergebnisse wohl zumindest weitgehend werden halten können. Beim ZDF stehen die Zeichen der Zeit derzeit noch auf leichten Verlusten, allerdings haben die Mainzer derzeit das Momentum auf ihrer Seite: Kamen sie nach dem Dezember nur auf 12,1 Prozent, haben sie sich mittlerweile wieder auf 12,5 Prozent gesteigert. RTL hat den Umstand, schon relativ sicher von einem zweistelligen Ergebnis ausgehen zu dürfen, vor allem seinem starken Januar zu verdanken: Ohne ihn läge man nicht bei 10,2 Prozent, sondern ganz genau auf der Kippe zwischen Ein- und Zweistelligkeit. Von solchen Problemen kann Sat.1 derweil nur träumen: Nachdem der Bällchensender in den vergangenen Saisons relativ solide performte, scheint er diesmal den nächsten großen Satz nach unten anzutreten: Mit gerade einmal noch 7,6 Prozent ist man weit, weit entfernt von der ursprünglichen Zielsetzung, wieder in Richtung Zehn-Prozentmarke anzugreifen.
Bei ProSieben und VOX tut sich in dieser Saison wohl relativ wenig, während RTL II klare Signale vom Publikum in Richtung Neuausrichtung gesendet bekommt. Der Abstieg von 3,9 Prozent auf nach derzeitigem Stand 3,4 Prozent wird deftig ausfallen, zumal in diesem Fernsehjahr noch kein einziges Mal mehr als 3,6 Prozent zu Buche standen. Für kabel eins hingegen sieht es so schlecht nicht aus: Die rote Laterne wird wohl weitergereicht, ein kleines Plus ist als zusätzliches Leckerli durchaus im Bereich des Denkbaren. Und das ist in einer Zeit, wo die großen Sender mit nach derzeitigem Stand 59,5 Prozent wohl erstmals weniger als drei Fünftel des Publikums erreichen dürften (in der Vorsaison wurden noch 60,9 Prozent verzeichnet), ein sehr feines, kleines Leckerli.
14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)
14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
6,6
6,6
5,8
6,0
13,4
13,4
5,7
6,2
6,7
6,9
9,0
9,6
10,9
11,1
5,1
5,3
Marktanteile in % | Sep. 2015 – Mär. 2016 gegenüber Sep. 2014 – Mai 2015
Noch klarer als beim Gesamtpublikum fallen die Kräfteverhältnisse in der klassischen Zielgruppe aus: RTL dürfte sich erneut an die Spitze setzen und darüber hinaus auch zumindest nach vielen verlustreichen Jahren diesmal keinen allzu deutlichen Absturz hinlegen, ProSieben holt unangefochten Silber, wird allerdings im April und Mai nochmal einen Zahn zulegen müssen, möchte man die 11,1 Prozent aus dem Vorjahr wiederholen und für Sat.1 geht es eigentlich nur noch um Schadensbegrenzung, denn mit derzeit 9,0 Prozent wird man mit Sicherheit nicht mehr an die 9,6 Prozent aus der Vorsaison heranreichen - zumal die stärksten Monate des Senders im ersten Drittel der Saison lagen.
Dahinter ist das Feld deutlich umkämpfter, ja zwischen Das Erste und VOX lässt sich noch immer nicht wirklich absehen, wer am Ende die Nase vorne haben wird. Für die private Alternative scheint allerdings ein abermaliger Verlust unumgänglich, auch wenn man im Februar und März doch mal wieder sein Quoten-Potenzial unter Beweis stellte. Nach ohnehin schon mauen 6,0 Prozent zuletzt sieht es ganz so aus, als müsste das ZDF weitere Einbußen verkraften und mit unter sechs Prozent des jungen Publikums auskommen. Ähnlich deutlich wie beim Gesamtpublikum fallen die Verluste von RTL II aus, das nach derzeitigem Stand sogar auf den vorletzten Rang zurückfallen kann. Interessant: Während kabel eins sich insgesamt eher leicht nach oben tendiert, ist der Zuspruch des jungen Publikums moderat rückläufig. Mit nur 5,1 Prozent dürfte man der abermaligen roten Laterne kaum noch entkommen können. Alles in allem werden die großen Sender bei den 14- bis 49-Jährigen wohl etwa zwei Prozentpunkte einbüßen: Nach 65,1 Prozent 2014/15 stehen derzeit nur noch 63,2 Prozent auf dem Papier.