«Neo Magazin Royale»-Zensur erfolgte in Absprache mit Böhmermann

Die Entfernung der Schmähkritik auf den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan aus der ZDF-Mediathek wurde vom Sender gemeinsam mit dem «Neo Magazin Royale»-Satiriker beschlossen.

Ausgerechnet am 1. April schlug die Entscheidung des ZDF hohe Wellen, die Wiederholung der jüngsten «Neo Magazin Royale»-Ausgabe im linearen Fernsehen sowie die in der Mediathek abrufbare Version der Folge zu kürzen. Der Schere fiel eine Passage zum Opfer, in der Böhmermann darauf einging, dass die türkische Regierung Anstoß an einem «extra 3»-Beitrag genommen hat und die Löschung des Videos aus dem Web forderte. Der Moderator erklärte, dass satirische Kritik an der Arbeit einer Person zu den Grundrechten einer Demokratie gehöre, während beleidigende, persönliche Schmähkritik auch in Deutschland keinen rechtlichen Schutz genieße. Es folgte ein türkisch untertiteltes unter die Gürtellinie gehendes Gedicht voller Beleidigungen, um zu unterstreichen, wo der Unterschied zwischen Gepöbel und dem «extra 3»-Video liegt.

Dass dieser Part der aktuellen «Neo Magazin Royale»-Ausgabe erst am 1. April gelöscht und von Seiten des Senders die mangelnde Qualität als Grund für diesen Entschluss angegeben wurde, stiftete im Netz zunächst Verwirrung – bis sich dieser Schritt am 2. April weiterhin als geltend herausgestellt hat. Es war also kein Aprilscherz, was wiederum in den Medien unzählige Thinkpieces zu diesem Thema provozierte. Im radioeins-«Medienmagazin» erklärte nun ZDF-Sprecher Alexander Stock das Handeln des Senders und gab zu Protokoll, weshalb Böhmermanns Schmähgedicht zunächst abgesegnet wurde.

„Es gab hier unterschiedliche Einschätzungen am Abend und am nächsten Tag“, so Stock. Weiter sagt er: „Das hat sich ja gezeigt und man kann das vielleicht auch nachvollziehen, wenn man sich die Presseberichterstattung heute anschaut, da findet man ja auch ein breites Spektrum an Einschätzungen und Haltungen zu dieser Art von Qualität.“ Böhmermann Intention, die Differenzen zwischen Satire und Beschimpfung aufzuzeigen, fand man „im Kern“ gut. Jedoch sei man letztlich mit der Umsetzung unzufrieden gewesen. „Das, was dort gemacht worden ist in Form dieses Gedichtes, das war für uns dann doch der Schritt zu viel und das war der Grund, die Passage, so wie sie war, aus der Sendung herauszunehmen und auch aus den Wiederholungen und den Ausspielwegen im Onlinebereich“, fasst Stock das weitere Handeln des Senders zusammen. Er versichert darüber hinaus: „Und diese Entscheidung, die haben wir übrigens auch gemeinsam mit Jan Böhmermann so getroffen.“
04.04.2016 09:49 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/84740