Von spektakulären Autostunts von familiärem Zusammenhalt

300 Folgen hat «Alarm für Cobra 11» auf den Buckel – und das muss gewürdigt werden. Der bei RTL zuständige Redakteur Nico Grein hat mit uns über das Erfolgsrezept der Krimiserie gesprochen und natürlich auch verraten, was Fans von der neuen Staffel und dem neuen Ermittler erwarten dürfen. Eine Reise durch 20 Jahre der «Cobra».

Eines der Erfolgsrezepte eines langlaufenden Formates ist es, sich immer wieder neu zu erfinden, ohne den Kern der Serie zu verlieren. Bei «Alarm für Cobra 11» ist uns das in den vergangenen Jahren hervorragend gelungen. Durch neue Partner, aber eben auch durch neue Geschichten und Erzählweisen. Die Partner von Semir Gerkhan haben in der Serie immer wieder neue Akzente gesetzt, jede Figur brachte seine eigene Tonalität mit.
RTL Redakteur Nico Grein, zuständig u.a. für «Cobra 11»
Blitzlichtgewitter in Köln – und einer, der ganz besonderes im Mittelpunkt stand: Erdogan Atalay, einer der bekanntesten TV-Ermittler des ganzen Landes. Mit seiner Action-Serie «Alarm für Cobra 11» hat er etliches überlebt. Gemeint sind damit nicht nur aberdutzende Autounfälle und spektakuläre Crashes mit anderen Gefährten, sondern auch Ermittler-Partner und die ein oder andere Krise im Bereich der deutschen TV-Serie. 20 Jahre hat «Cobra 11» nun mehr auf dem Buckel und seit Folge drei ist Atalay in der Rolle des Semir Gerkhan mit an Bord. Das sind somit 298 Episoden, denn der Staffelstart am Donnerstag ist Folge 300. Und die Macher wissen, was sie an ihm haben. „Unsere Zuschauer sind uns auch deshalb treu, weil ihnen Charaktere ans Herz gewachsen sind. Erdogan Atalay alias Semir Gerkhan ist seit 20 Jahren das Herz und die Seele des Formats. Er verleiht den spektakulären Geschichten eine emotionale Erdung“, sagt der bei RTL für «Alarm für Cobra 11» zuständige Redakteur Nico Grein.

Semir war zuletzt und wird auch künftig der zentrale Ankerpunkt der jeweils donnerstags gezeigten Action-Serie sein. Vielleicht ist seine Figur für das Format sogar wichtiger als es den Fernsehmachern lieb sein dürfte. Von einer Abhängigkeit will man in Köln dennoch nicht reden. „Eher ist Erdogan eine Bereicherung für das Format. Obwohl die Action ein wichtiges Element ist, wollen wir auch Figuren haben, die die Zuschauer berühren. Ansonsten wäre das Format völlig austauschbar“, meint Grein.

Apropos austauschen: Vinzenz Kiefer war nur zwei Jahre lang an der Seite von Erdogan Atalay als Ermittler zu sehen. Nach der längeren Ära von Tom Beck als Autobahnkommissar wollten die Macher von RTL damals eine ernstere Figur mit viel Tiefgang einführen. Alex Brandt war somit geboren – und vorbei waren die Zeiten, in denen nur absolut heitere Themen den Umgang der beiden zentralen Charaktere bestimmten. „Eines der Erfolgsrezepte eines langlaufenden Formates ist es, sich immer wieder neu zu erfinden, ohne den Kern der Serie zu verlieren. Bei «Alarm für Cobra 11» ist uns das in den vergangenen Jahren hervorragend gelungen. Durch neue Partner, aber eben auch durch neue Geschichten und Erzählweisen. Die Partner von Semir Gerkhan haben in der Serie immer wieder neue Akzente gesetzt, jede Figur brachte seine eigene Tonalität mit“, erklärt der RTL-Redakteur.

Fun Facts zu «Cobra 11»

  • Eigentlich war «Alarm für Cobra 11» als Eventreihe und gar nicht als Serie geplant.
  • Reiner Strecker, der im Piloten "Bomben bei Kilometer 92" die Rolle des Kommissars spielte, hatte nur für diesen unterschrieben. Dieser wurde rund ein halbes Jahr vor den acht Episoden der ersten Staffel hergestellt, weshalb Strecker nicht mehr zur Verfügung stand.
  • Über zehn Millionen Fans (46% Marktanteil) sahen den Auftakt zu «Cobra 11» damals.
  • Die ersten 31 Folgen kamen übrigens noch nicht komplett von action concept: Eigentlich produzierte Polyphon und action concept war nur für die Stuntsequenzen verantwortlich.
  • Anfangs spielten die Geschichten der «Cobra» in und um Berlin. Das hing mit einer anderen action-concept-Serie, nämlich «Der Clown» zusammen. Die Firma musste sich entscheiden, ob man ein Projekt abgibt oder beide nach NRW verlegt. Die Entscheidung fiel und das Autobahnkommissariat zog um.
  • Bis 1998, also über zwei Jahre lang, lief «Cobra 11» am Dienstagabend. Erst dann wechselte die Serie auf den Donnerstag.
Quelle: Cobra 11-Fanclub
Und nun stand auf dem Plan, dass der Partner von Semir wieder heller und witziger gezeichnet sein soll. „Wir wollen mit der «Cobra» wieder eine leichtere Tonalität anschlagen. Eine Entscheidung, die sich unmittelbar auf die Figuren und Charaktere der Serie auswirkt. Wir haben also einen Darsteller gesucht, der einerseits diese Leichtigkeit transportieren kann, aber auch emotionale Szenen überzeugend spielt“, erklärt Grein. Die Wahl fiel schließlich auf einen Schauspieler, den Action-Fans von RTL schon ganz gut kennen. Daniel Roesner, groß geworden bei «Verliebt in Berlin», zuletzt aber unter anderem im RTL-Action-Piloten «Turbo und Tacho» zu sehen. „Daniel hatte keinen Vorteil, vielleicht waren wir bei ihm sogar besonders kritisch. Wir wollten nämlich nicht «Turbo & Tacho» erneut erzählen, sondern wissen, welche Facetten er darüber hinaus mitbringt. Im Casting hat er uns mit seinem Spiel komplett überzeugt“, sagt Grein.

Und auch Erdogan Atalay – und der muss es ja wissen – ist ziemlich überzeugt von der getroffenen Entscheidung. Über seinen neuen Kollegen Daniel Rosner sagt er: „Er bringt etwas sehr Schönes mit, denn er ist eine Art von Sunnyboy, ohne das plakativ zu meinen. Diese Eindimensionalität hat seine Figur nämlich nicht. Paul Renner bringt neben einer gewissen Bodenständigkeit auch sehr viel Sonne in die Serie. Und, ich muss es sagen: Daniel Roesner hat einen unfassbar tollen Körper. Ich denke immer, er spannt seinen Bauch an, aber das muss er leider gar nicht. Daniel bringt außerdem sehr viel Energie und Spaß mit ans Set, so auch seine Rolle.“

Beibehalten werden soll übrigens die Form des Geschichtenerzählens abseits des klassischen Falls der Woche. Hier hatte RTL zuletzt mit einer Geschichte rund um Semirs Familie und das Scheitern seiner Beziehung neue Dinge ausprobiert. „Vielen Fans hat die horizontale Erzählweise des Privatlebens gut gefallen, daher werden wir die Geschichte um Semirs Familie weitererzählen“, kündigt Grein an und fügt hinzu, dass es auch bei Paul Renner eine horizontale Storyline geben soll. „Wir haben uns bei den Krimifällen darauf konzentriert, in jeder Folge abgeschlossene Fälle zu erzählen, die aber durchaus Auswirkungen auf das Privatleben der beiden Helden haben“, sagt Grein.

Man ist bei RTL sichtbar stolz auf «Alarm für Cobra 11» - und das zu recht. Keine andere deutsche Serie eines Privatsenders ist auch nur annähernd so lange auf dem Schirm. RTL Nitro und RTL Crime haben derzeit die Ehre, alte Folgen zu wiederholen. Zumindest RTL Nitro fährt damit am Samstagabend jeweils sehr passable Quoten ein. „In den letzten 20 Jahren gab es viele Highlights. Sofort fallen mir die Stunts ein, die so ungewöhnlich waren, dass sie Kult wurden. So zum Beispiel der berühmte „Ankerstunt“ aus den Anfängen der Serie“, erinnert sich Grein.

Der Ankerstunt

Wahren Kultcharakter genießt die unter Fans als „Ankerstunt“ bekannte Sequenz aus den frühen Anfängen der Serie. Polizist Marcus Bodmar raste dabei mit seinem Streifenwagen in einen von einer Brücke herabhängenden Anker - das Fahrzeug wurde dabei vollständig in seine Einzelteile zerlegt. Aufgenommen wurde der Kultstunt übrigens am 12. Mai 1995 – also exakt ein Jahr bevor der Pilotfilm des Formats On Air ging.
Für den RTL-Redakteur ist das aber bei Weitem nicht die erste Erinnerung an das frühe «Cobra 11». „Ich erinnere mich gerne an die Folge „Tödliche Wahl“, in der es auf ein Duell zwischen Semir und seinem damaligen Partner Ben Jäger hinauslief“, sagt er und erwähnt auch die Folge „Auferstanden“, in der Mark Keller für eine Episode nochmal in seine Rolle des eigentlich schon totgeglaubten Ex-Partners von Semir, Andre Fux, schlüpfte. Und natürlich: „Auch der aktuelle Pilotfilm, die 300. Folge, wird mir lange im Gedächtnis bleiben“, schmunzelt Grein. Das Jubiläum begeht RTL am Donnerstag, 7. April 2016, zur besten Sendezeit.

Im Zuge des Jubiläums, sagt Grein, habe er sich viele alte Folgen der Serie angeschaut. „Und ja, rückblickend muss man auch mal Schmunzeln. Aber die Folgen haben den damaligen Zeitgeist getroffen und die Sehbedürfnisse gestillt. Obwohl sich Vieles im Laufe der Jahre weiterentwickelt hat, haben die beiden wichtigsten Säulen des Formats nach wie vor Bestand: Spektakuläre Autostunts auf der einen Seite, familiärer Zusammenhalt des Teams und Loyalität auf der anderen.“ «Cobra 11» ist im Land der Autofahrer, in Vettel-Country, einfach ein ähnliches Phänomen wie die Grillparty an einem lauen Sommerabend. Die Chancen also stehen gut, dass die Fotografen noch einige weitere Male auf den Auslöser drücken, wenn RTL und action concept zu Premierenfeiern einladen. Erdogan Atalay wird es freuen – Rekorde zu knacken gibt es für ihn schließlich noch einige.
07.04.2016 06:58 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/84741