Mit DMAX machte man im Hause Discovery sehr gute Erfahrungen. Dieser Erfolg sollte auch auf die weibliche Zielgruppe übertragen werden. Doch TLC kam verdammt schwer aus den Startlöchern.
Rund 40 Prozent Marktanteil generieren die Sender abseits der großen Vollprogramme Tag für Tag - Tendenz zunehmend. Der Markt der Kleinen ist längst ebenso attraktiv wie umkämpft. Und neue Sender stehen schon in den Startlöchern. In dieser Serie checken wir die Lage der "Kleinen" - und bieten einen Ausblick auf die Zukunft. In der zweiten Woche befassen wir uns mit einem Sender, der ein Erfolgsrezept quasi kopieren wollte – damit zunächst aber Probleme hatte. TLC.
Hard Facts
Eigentlich steht die Marke
TLC für „The Learing Channel“ – damit hat nun, bei aller Liebe, das Programm des deutschen Senders relativ wenig zu tun. Vielmehr kommt der Name aus Amerika, wo TLC schon seit 1980 auf Sendung ist. Gegründet wurde der Kanal in den Staaten sogar acht Jahre zuvor, allerdings noch unter anderer Kennung. Gehörten in Amerika wirklich anfangs Formate mit gewissem Lehrwert zum Programm, beheimatet der Sender inzwischen vor allem Reality-TV-Programme. In Deutschland startete das Programm im April 2014 – quasi als Nachzügler einer europaweiten Welle. In den Jahren zuvor war TLC auch in Ländern wie Polen, den Niederlanden, Großbritannien oder Spanien On Air gegangen.
Die größten Hits
International zählen Reality-Formate wie «Catwalk 30+» oder «Cake Boss» zu den bekanntesten Marken. Mit «LA Ink» und «Miami Ink» war TLC einer der Vorreiter der weltweit an Erfolg zunehmenden Tattoo-Formate. Auch die Serie «Breaking Amish», die inzwischen einen Ableger in Los Angeles hat, sorgte für viele Schlagzeilen. Betrachtet man vor allem die deutschen Zuschauerzahlen, dann ist die Show «Long Island Medium» - ein Format rund um eine Frau, die mit Geistern kommunizieren kann, besonders beliebt. Regelmäßig schauen hier um die 100.000 Zuschauer zu. Für Senderverhältnisse gut läuft zudem auch die Sitcom «Whitney!», die immer öfter ebenfalls an der Marke von 100.000 Zuschauern kratzt. Die Eigenproduktion «Deadly Sins» mit Andrea Sawatzki bescherte dem Sender schließlich teilweise über 200.000 Zuschauer und neue Rekorde. «Tödliche Verwandtschaft» übersprang zuletzt die Marke von einem Prozent Marktanteil.
Die jüngsten Flops
Die Geburt des Senders TLC war in der Tat eine ziemlich Schwere. So gelang es zu Beginn nicht einmal dem damals in die Schlagzeilen gerateten «Here Comes Honey Boo Boo» auf halbwegs ordentliche Werte zu kommen. Auch Eigenproduktionen des Kanals hatten bis dato kein leichtes Spiel. Jüngstes Beispiel: Die im Herbst gezeigte Sendung «Die Celiks», die quasi an der breiten Öffentlichkeit vorbeiging.
Hinter den Kulissen
Susanne Aigner-Drews ist in ihrer Funktion als Chefin der Discovery Networks Deutschland für TLC verantwortlich. Sie lenkt parallel dazu auch die weiteren Schiffe des Unternehmens, etwa den Männersender DMAX, der sich weiterhin prächtig entwickelt – und als jüngstes Kind der Discovery-Gruppe nun auch Eurosport.
Alles auf die Quote
Der Erfolg kam quasi erst mit einem Soft-Relaunch. Vor ziemlich genau einem Jahr – und somit zwölf Monate nach Senderstart – verlagerte TLC seinen Fokus nicht nur auf das Web, sondern legte den Schwerpunkt im TV auch vermehrt auf Crime-Formate. Der Sender gewann etwa Andrea Sawatzki für eine Serie namens «Deadly Sins». Den Weg ins Programm fanden auch US-Shows wie «Enthüllt! Jerry Springer deckt auf» oder «Secrets of American Housewives». Für das kommende Frühjahr ist eine eigenproduzierte Sendung mit Sky du Mont namens «Haunted – Seelen ohne Frieden» und somit der Gang ins Übernatürliche angesagt. Die Quoten jedenfalls sprechen in den 24 Monaten, die der Kanal nun hierzulande auf Sendung ist, eine sehr klare Sprache. Schon recht schnell, nämlich im Sommer 2014, gelangte der Kanal auf immerhin 0,1 Prozent Marktanteil insgesamt und 0,2 Prozent bei den klassisch Umworbenen. Danach aber stagnierten die Werte eine ganze Zeit. Auch noch im Herbst 2014 lag der Frauen zwischen 20 und 49 Jahren im Blick habende Sender bei lediglich 0,2 Prozent Marktanteil. Auf diesem Niveau blieb es dann auch bis zum Sommer 2015. Es folgten verschiedene Maßnahmen, die den Kanal aufpäppeln sollten. Mit „Alles Echt“ als neuem Claim und «Shark Tank», das man sich mit DMAX teilte, sollte neue Aufmerksamkeit generiert werden. Und es klappte: Im August 2015 stiegen die Werte bei den 14- bis 49-Jährigen erstmals auf durchschnittlich 0,3 Prozent – im September wurde dieser Wert prompt gehalten. Seit Anfang 2014 liegt TLC nun bei 0,4 Prozent durchschnittlichen Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Und im März 2016 wurden erstmals 0,3 Prozent im Gesamtmarkt erzielt.
Was bringt die Zukunft?
Dass TLC noch einen harten und steinigen Weg vor sich hat, um auch nur annähernd die Marke von einem Prozent zu erreichen und somit zu anderen Frauen-Sendern der dritten Generation aufzuschließen, ist klar. Die entscheidende Frage wird sein, ob es den Machern gelingt, auch einen Tick mehr Relevanz und somit einen eigenen Kern zu entwickeln. Auch DMAX, zweifelsohne das große Vorbild, lebt größtenteils von importierter TV-Ware, hat aber eine gute Handvoll selbst gemachter Formate ähnlicher Coleur, die dem Kanal das Profil schärfen. Der stetige Aufwärtstrend von TLC und die Tatsache, dass man die Marktanteile im ersten Jahr nach dem soften Reboot verdoppeln konnte, geben viel Mut. Unwahrscheinlich, dass der Osterhase 2017 dann 0,8 Prozent bei den Jungen mitbringen wird, aber: Dass die Tendenz weiter aufsteigend sein wird, davon ist auszugehen.