Aaron Troschke: „Auf einmal bist Du weg vom Fenster, damit muss man klar kommen“

Bei Günther Jauch gewonnen, bei «Promi Big Brother» auch. Inzwischen ist Aaron Troschke viel im Web unterwegs – etwa in einem eigenen You-Tube-Channel. Jetzt hat der tüchtige Geschäftsmann einen automatischen Marktplatz für Influencer-Marketing gegründet.

Zur Person: Aaron Troschke

Der Berliner Aaron Troschke plauderte sich durch drei «Wer wird Millionär?»-Sendungen und gewann später bei «Promi Big Brother». Seinen YouTube-Kanal verfolgen über eine Viertelmillion Fans. Der 27-Jährige ist Mitgründer der Influencer-Marketing-Plattform und Agentur „ReachHero“.
Aaron Troschke, viele kennen Sie noch von «Wer wird Millionär?» – Was haben Sie mit den 125.000 Euro Preisgeld gemacht?
Mein Bruder hat ein Haus gebaut, dabei habe ich ihn unterstützt. Dann habe ich allen aus meiner Familie eine kleine Überraschung gemacht und noch etwas gespart.

Aber den bekannten Berliner Backshop haben Sie danach verkauft?
Genau, nach «Wer wird Millionär?» bin ich zur „Frank Elstner Moderatorenschule“ gegangen und habe meinen YouTube-Channel gestartet. Der Backshop war schon meine Leidenschaft, aber TV und Medien war noch eine viel größere Leidenschaft! Irgendwann habe ich gemerkt, dass alles auf einmal nicht mehr zeitlich passt, sodass ich mich vom Backshop trennen musste. Das passte aber alles, weil mein Bruder – mit dem ich den Backshop gemeinsam betrieben hatte – auch einen anderen Job in Aussicht hatte. Zuerst habe ich zwar noch versucht, den Laden allein zu managen, aber wenn Du ein aufrechter deutscher Staatsbürger bist und alle Mitarbeiter offiziell anmeldest, Steuern zahlst mit allem drum herum, dann ist es mit so einem kleinen Backshop kaum möglich, Gewinn zu machen. Also habe ich irgendwann gedacht: Augen zu und durch! Du verkaufst das Ding jetzt.

Wie war die plötzliche Bekanntheit für Sie?
Ich wollte ja immer zum Fernsehen und hatte mich früher schon bei VIVA beworben, die mich aber nicht wollten. Es war dann eine Genugtuung für mich, als die „B.Z.“ nach «Wer wird Millionär?» auf der Titelseite schrieb: VIVA wollte ihn nicht! - Da dachte ich: Haha, geil! (lacht) Ich finde das also total angenehm und komme gut damit klar. Ich musste aber auch lernen, dass der Hype irgendwann wieder zurückgeht. Auf einmal bist Du dann wieder weg vom Fenster, damit muss man auch klar kommen. Das ist nun mal so. Durch «Promi Big Brother» ging es wieder Berg auf mit einem neuen Hype. Ich konnte mich in der Szene ein bisschen mit Moderationen wie in der Webshow oder bei «Galileo» testen. Dann habe ich meinen YouTube-Kanal gestartet. Ich freue mich auch immer, wenn ich auf Events eingeladen werde. Ich kann sagen, ich verdiene mein Geld mit Spaß haben – das ist sehr schön!

Mit „ReachHero“ sind Sie mittlerweile Mitgründer einer Influencer-Marketing-Plattform und Agentur für YouTuber – Was muss man sich darunter vorstellen?
Wir sind ein automatischer Marktplatz für Influencer-Marketing. Ganz vereinfacht kann man sagen: Ebay für Werbung. Der Kunde schreibt dort sein Produkt aus - als Beispiel nehmen wir da mal Coca Cola. Die bringen beispielsweise ihre neue Coke Life raus, die weniger Zucker hat und natürlich super lecker ist (lacht). Die schreiben auf unserer Plattform alle Infos zum Produkt rein. Alle Influencer können sich dann dafür bewerben. Wenn Du also ein News-Format bei YouTube hast, trinkst Du das zum Beispiel während der News oder das Produkt steht einfach auf dem Tisch. Du kannst aber auch eine Vorstellung von dem Produkt machen oder die Cola die ganze Zeit in der Hand halten. Dafür bewirbst Du Dich auf unserer Plattform. Man kann aber auch sagen: Hey, ich mache ein Instagram-Bild, wo ich die Flasche zum Beispiel halte.

Und dafür bekommen die dann von dieser Marke Geld?
Ja, die Influencer sagen: Ich zeige die Coke und habe zum Beispiel eine halbe Million Views - dafür bekomme ich jetzt Summe XYZ. Coca Cola kann sich dann überlegen, ob die das machen oder nicht.

Über Honorare spricht man vermutlich nicht…?
Natürlich nicht! (lacht)

In Deutschland sind solche Product-Placements aber an der Grenze zur Schleichwerbung, oder?
Was ist Schleichwerbung? Wir haben eine Kennzeichnungspflicht, wie es auch Stefan Raab gemacht hat: Also dass da am Anfang und Ende steht: Unterstützt durch Produktplatzierung. In der YouTube-Info-Box steht das auch nochmal drin, dass das ein Kooperationsvideo ist. Die ganzen Beauty-Damen leben natürlich von solchen Produkt-Vorstellungen. Mittlerweile gehen die YouTuber auch offen und ehrlich damit um. Ich finde das Wort Schleichwerbung da immer nicht so super. Content-Werbung finde ich da besser.
Aaron Troschke
Naja, die Frage ist da immer: Was ist Schleichwerbung? Wir haben eine Kennzeichnungspflicht, wie es auch Stefan Raab gemacht hat: Also dass da am Anfang und Ende steht: Unterstützt durch Produktplatzierung. In der YouTube-Info-Box steht das auch nochmal drin, dass das ein Kooperationsvideo ist. Die ganzen Beauty-Damen leben natürlich von solchen Produkt-Vorstellungen. Mittlerweile gehen die YouTuber auch offen und ehrlich damit um. Ich finde das Wort Schleichwerbung da immer nicht so super. Content-Werbung finde ich da besser.

Als Nutzer ist es ja schon wichtig zu wissen, ob der YouTuber – der ja von Authentizität und Persönlichkeit lebt – ein Produkt „als Freund“ empfiehlt oder ob er das nur macht, weil dieser davon lebt…
Da muss man natürlich differenzieren: Wenn ein YouTuber ein Produkt nur empfiehlt, weil der die Euros sieht, ist es natürlich der komplett falsche Ansatz. Neulich war ich auf einer Manga-Messe, wo die sich alle verkleiden. Da musste ich mich natürlich auch verkleiden, sodass ich eine Kooperation mit einer Firma hatte, die mir das Kostüm gestellt hat. So habe ich ein tolles Kostüm, was ich sonst für viel Geld kaufen müsste. Da passt so etwas in den Content rein und der Zuschauer bekommt vermittelt: Ok, der Aaron hat das Kostüm von dem und dem Hersteller bekommen und wenn der Zuschauer später auch mal ein tolles Kostüm braucht, fällt ihm die Marke wieder ein. Das finde ich völlig legitim. Wenn ich aber eine App vorstelle, die ich sonst nie spiele und sonst auch nie Apps vorstelle, dann muss man natürlich überlegen, ob das richtig oder falsch ist. Das ist genauso wie im Fernsehen oder in der Zeitung – überall gibt es schwarze Schafe.

Bei Ihrem YouTube-Kanal machen Sie sich auch über andere YouTuber lustig und nehmen die Branche nicht so ernst. Auf der anderen Seite lebt Ihre Agentur aber davon – ist das nicht paradox?
Das ist definitiv ein zweischneidiges Schwert. Manche YouTuber können da auch nicht differenzieren. Bei meinem YouTube-Kanal ist mir das Wichtigste: Hauptsache, ich hab Spaß! Das heißt auch mal Leute stänkern! (lacht) Ich sage auch immer zu den YouTubern: Wenn wir telefonieren, müssen die unterscheiden: Ist es geschäftlich oder ist es Aaron privat? Zu 90 Prozent kriegen die das hin. Ich persönlich verstehe auch nicht, wie man sich zehn Stunden angucken kann, wie jemand ein Videospiel spielt. Privat verstehe ich das nicht – deswegen mache ich mich auch darüber lustig. Aber Leute gucken das, Leute finden das cool – also kann man diesen Markt bedienen und damit Geld verdienen. Wie viele Autoverkäufer verkaufen auch Autos, wo sie die Marke scheiße finden – aber wenn man die Nachfrage bedienen kann, wieso nicht?

Also ein guter Geschäftsmann…?
Ich war schon mein ganzes Leben sehr geschäftstüchtig, das stimmt! (lacht)

Ab 24. April moderieren Sie bei RTL II am Vorabend eine neue Clipshow namens «Wow of the Week». Wissen Sie schon, ob Sie bei der neuen «Promi Big Brother»-Staffel als Co-Moderator dabei sind oder sonstige TV-Projekte anstehen?
Olli Pocher hat mir zu diesem Thema mal was ganz Tolles gesagt: Aaron, von allem, was Dir angeboten wird, kommt ein Prozent durch! Und das stimmt. Ich sitze so oft in Verhandlungen und habe Testdrehs und so weiter. Und dann fällt das wegen irgendwelcher Sachen aus oder der Sender will gerade nicht. Es wird immer sehr viel geplant. Ich verstehe mich mit Sat.1 und Endemol, den Machern von «Big Brother», ganz gut. Ich wurde sogar von denen gefragt, wen ich in dem Format als neue Bewohner sehe. Es ehrt mich sehr, dass da meine Expertise gefragt ist! Aber ob ich dabei bin, weiß ich nicht. Die Frage ist auch immer, wie man mich da einbinden kann? So knackig zu moderieren, wie das Jochen Schropp macht, bekomme ich eh nicht hin! (lacht) Ob ich wieder eine Webshow mache, steht in den Sternen. Ich denke, «Promi Big Brother» wird dieses Jahr viel später kommen. Wenn ich diese Staffel produzieren würde, würde ich nicht in Konkurrenz zur EM gehen und auch nicht in Konkurrenz zu Olympia.

Und dann gibt es ja noch das Gerücht, dass RTL im Sommer auch ein neues Promi-Format plant…
Ja, die wollen doch irgendwie Pärchen beobachten… ProSiebenSat.1 und RTL schenken sich da nichts! (lacht) Sollen die doch probieren und wer zuerst bei mir anfragt, der kriegt mich! (lacht) Ich finde dieses System, Leute zu filmen und zu beobachten, einfach mega unterhaltsam! Ganz viele sagen ja, Leute wie Claudia Effenberg, Natascha Ochsenknecht und Désirée Nick sind schlimme Persönlichkeiten. Ich habe die mittlerweile alle ins Herz geschlossen. Deswegen liebe ich solche Formate, weil Du die Leute dort anders kennenlernst. Natascha Ochsenknecht war da zwar nicht dabei, aber die habe ich neulich bei einem Dreh kennengelernt, die ist genauso cool!

Nach Ihrem «Promi Big Brother»-Sieg war der Einzug ins «Dschungelcamp» aber kein Thema?
Ich habe immer gesagt: Niemals «Dschungelcamp», weil ich nichts Ekliges essen würde. Das muss ich ganz ehrlich sagen. Ich will nicht bei meiner Hochzeit, dass meine Frau sagt: Jetzt küsse ich den Mund, der Schweinesperma gegessen hat – das will ich nicht! Jetzt war Jürgen Milski dabei - ein guter Freund, den ich sehr schätze. Der hat auch immer gesagt: Mach ich nicht, mach ich nicht! Der hat das knallhart durchgezogen, was ich total abgefeiert habe! Ich würde es aber nicht machen. Wieso auch? Ich kann auf YouTube das machen, wozu ich Lust habe. Ich habe – im Gegensatz zu manchen anderen «Dschungelcamp»-Teilnehmern – keine Geldprobleme. Ich brauche im Monat 1.000 Euro zum Leben und die kann ich mittlerweile sogar dank YouTube verdienen. Was will ich mehr? Ich brauche nicht die neueste Mercedes S-Klasse schieß mich tot! (lacht) Das brauche ich nicht. Ich bin mit meinem Golf V zufrieden. Das ist kein teures Auto. Da kann ich auch mal irgendwo gegen schrammen - ohne traurig zu sein, dass mein nagelneues Auto kaputt ist. „ReachHero“ läuft auch gut, was unter anderem daran liegt, dass ich selbst YouTuber bin. Daher verstehe ich die Probleme der YouTuber und die wiederum vertrauen mir.

Sie sind sowohl bei YouTube als auch im Fernsehen tätig. Wie sehen Sie da die Verzahnung – oder auch Konkurrenz?
Wenn ich dann auf YouTube ein geiles Video sehe, gucke ich automatisch die nächste Folge. Das bringt also auch dem Sender wieder etwas. Da müssen sich die Fernsehsender in Deutschland noch entwickeln. Da wird es eine Synergie geben.
Aaron Troschke
In meinen Augen sind viele TV-Sender einfach zu alt eingesessen. Die könnten YouTube so toll verbinden. Ein Top-Beispiel sind Jan Böhmermann und die «Circus Halli Galli»-Jungs - die machen das großartig! In den USA hauen Leute wie «Jimmy Fallon» ihre Sprüche auch bei YouTube raus. Es ist einfach so, dass ich es nicht schaffe, jedes Mal «Circus Halli Galli» zu gucken. Das kommt so spät und man muss ja auch schlafen! Wenn ich dann auf YouTube ein geiles Video sehe, gucke ich automatisch die nächste Folge. Das bringt also auch dem Sender wieder etwas. Da müssen sich die Fernsehsender in Deutschland noch entwickeln. Da wird es eine Synergie geben. Man kann zum Beispiel über «Berlin – Tag und Nacht» denken, was man will. Aber guck Dir mal von den ganzen Darstellern die Social-Media-Reichweiten an - das ist unglaublich! Es gibt Formate, die das geil machen. Ich frage mich aber, ob Daniel Hartwich oder Thore Schölermann die 7.000 Sendung moderieren müssen, oder ob man da nicht ein neues Gesicht wie einen YouTuber auszuprobieren sollte.

Vielen Dank für das Gespräch!
22.04.2016 07:34 Uhr  •  Benjamin Horbelt Kurz-URL: qmde.de/85088