Insbesondere beim Gesamtpublikum ist die gelbe Familie am Vorabend längst kein Garant mehr für gute Quoten. Zumindest die Mobilisierung der jüngeren Zielgruppe gelingt aber weiterhin ordentlich.
Das Momentum mag mehr auf der Seite von «The Big Bang Theory» sein, doch wenn es darum geht, welche Serie ProSieben langfristig am stärksten geprägt hat, sind doch
«Die Simpsons» ganz weit oben zu nennen. Seit vielen, vielen Jahren schon laufen neue und vor allem alte Abenteuer der gelben Familie auf dem Unterföhringer Sender, trotz diverser Wiederholungen garantieren sie ihm am Vorabend nach wie vor zumindest solide Zahlen - nachdem sie vor wenigen Jahren noch für wirklich herausragende gestanden hatten. Nach aktuellem Stand verlöre der Klassiker von Matt Groening auch im Jahr 2016 wieder ein wenig an Zugkraft, insbesondere beim Gesamtpublikum hat sie inzwischen einige Probleme.
Dabei verlief der Auftakt ins neue Kalenderjahr noch durchaus ordentlich. Nachdem Homer und Co. am Neujahrstag noch ihren Kater auskurieren durften, gelangten die beiden Samstagsepisoden auf sehr gute 12,8 und 13,2 Prozent der werberelevanten Zielgruppe bei jeweils knapp einer Million Fernsehenden. Doch schon hier lassen sich die insgesamt erzielten Werte problematisieren: Mit 1,04 bzw. 1,16 Millionen fielen die Reichweiten kaum höher aus als in der deutlich enger gefassten Zuschauergruppe der 14- bis 49-Jährigen, sodass sich die Marktanteile nur auf 4,8 und 4,7 Prozent beliefen. ProSieben hingegen kommt in der Regel auf rund einen halben Prozentpunkt mehr. Dennoch: Der Start in den Januar verlief sehr zufriedenstellend, was sich in einen starken Durchschnitts-Marktanteil von 12,7 Prozent für die erste vollständige Woche des neuen Jahres niederschlug.
Im weiteren Verlauf des Monats gingen aber sukzessive Körner verloren: Januarwoche zwei erreichte noch durchschnittlich 11,8 Prozent, Woche drei nur noch mittelprächtige 10,9 Prozent und Woche vier sogar nur noch leicht unterdurchschnittliche 10,2 Prozent. Überwiegend schafften die zumeist 14 Vorabend-Ausstrahlungen zwar selbst Ende des Monats noch den Sprung in die Zweistelligkeit, allerdings gab es hier auch gleich drei Folgen, die weniger als sieben Prozent einfuhren - und damit den Schnitt deutlich herunterzogen. An schlechten Tagen wurden hier insgesamt nicht einmal mehr drei Prozent aller potenziell erreichbaren Fernsehzuschauer erreicht, was zur «Simpsons»-Sendezeit an normalen Tagen etwa 0,7 Millionen waren - und am traditionell weitaus stärker frequentierten Sonntag in Richtung Millionenmarke ging.
Anfang Februar folgte dann eine Kehrtwende, die Marktanteile stiegen wieder ein wenig - was in der ersten Monatswoche vor allem drei Folgen zu verdanken war, die auf richtig tolle 14,1 bis 14,9 Prozent der Jüngeren zu verweisen hatten. Auf der anderen Seite gab es aber auch nach wie vor die eine oder andere Episode, die nicht mal die Zehn-Prozenthürde knackte. Und insgesamt? Da erreichten nur die stärksten Folgen überhaupt die Marke von zehn Prozent, was unterm Strich bedeutete, dass man hier verlässlich unterhalb des Senderschnitts rangierte. Ansonsten tat sich hier nicht sonderlich viel: Die wöchentlichen Durchschnittswerte lagen zumeist bei gut vier Prozent aller und rund elf Prozent der werberelevanten Konsumenten.
Im März überraschte die berühmte TV-Familie aus Springfield mit herausragenden Werten am Sonntagvorabend: in der ersten Monatswoche wurden mit 1,38 und 1,40 Millionen ungewohnt hohe Reichweiten verzeichnet, die beim Gesamtpublikum mit durchaus respektablen 5,6 und 5,2 Prozent einhergingen. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurde die Millionenmarke ebenfalls deutlich geknackt, sehr gute 13,5 und 13,1 Prozent waren die Folge. Schon eine Woche später war der Sonntag hingegen wieder das Sorgenkind des Formats, mehr als 7,9 und 8,1 Prozent waren hier nicht zu holen. Alles in allem schwankten die Werte ohnehin auch im März sowie der ersten April-Hälfte wieder, bewegten sich aber bei den Jüngeren verlässlich bei etwa elf Prozent.
Alles in allem erreichten die bereits jetzt deutlich mehr als 200 Vorabend-Ausstrahlungen im Jahr 2016 eine durchschnittliche Zuschauerzahl von 0,90 Millionen, was einem Marktanteil von 4,1 Prozent entsprach. Anlass zu lauthalsem Jubel ist ein solcher Marktanteil für ProSieben gewiss nicht, kommt man doch im Normalfall auf über fünf Prozent der Menschen ab drei Jahren. Auch im Vergleich zu den Vorjahren setzt sich hier ein Negativtrend fort: 2013 waren die Folgen ab 18:10 Uhr noch auf 5,2 Prozent Marktanteil gelangt, 2014 noch auf 4,7 und im vergangenen Jahr auf immerhin noch 4,4 Prozent.
Deutlich freundlicher lasen sich die Werte in der für die Werbewirtschaft besonders wichtige junge Zuschauergruppe zwischen 14 und 49 Jahren, wo zumindest 11,3 Prozent bei 0,75 Millionen auf dem Papier standen. Doch selbst hier rückt der Senderschnitt von zuletzt knapp unter elf Prozent durchaus näher: Nachdem es im Vorjahr noch gelungen war, die 11,7 Prozent von 2014 zu halten, sieht es momentan wieder nach einem kleinen Rückschlag aus. Das Kalenderjahr 2013 hatte übrigens noch mit wirklich guten 12,5 Prozent geendet. Es lässt sich also schon erkennen, dass «Die Simpsons» den einen oder anderen Fan mittlerweile als regelmäßigen Zuschauer verloren haben. Bedenkt man aber, dass man wöchentlich 14 Slots zu füllen hat und zusätzlich noch zur Primetime ran muss, sind die Werte nach wie vor respektabel. Fraglich ist aber, wie lange das noch so bleibt.