Popcorn und Rollenwechsel: Journalisten, die keine gescheiten Fragen stellen können

… und Schauspieler, die damit umzugehen wissen. Eine Kolumne, präsentiert vom Marvel-Cast.

Pressetermine haben bei Filmschaffenden nicht zwingend einen guten Ruf. Und ich kann sehr, sehr gut verstehen, weshalb. Denn die versammelte Journalistenmeute kommt nicht immer besonders motiviert zu den Pressekonferenzen oder Gruppeninterviews. Und wieder andere sind ultrahochmotiviert dabei, Unsinn anzustellen. Eine Kollegin hat dahingehend meine Lieblingsanekdote erlebt: Bei einem Pressetermin zu «Taxi» mussten die Anwesenden vorab unterschreiben, Peter Dinklage nicht zu «Game of Thrones» zu befragen. Tja, was war wohl die allererste Frage, die gestellt wurde? Dumm nur für alle, die nach dem „Ich teste mal aus, was ich darf!“-Kerl dran waren, dass Dinklage das damit beantwortete, dass er auf dem Absatz wieder kehrtmachte.

Generell haben Hollywood-Stars mit ihren weltumspannenden Promotouren einige Lieder darüber zu singen, dass Pressevertreter mitunter sehr eigensinnige Süppchen kochen. Und die Marvel-Darsteller stechen da besonders hervor. Wo auch immer das Studio heimlich seine Haupt-Castmitglieder gezüchtet hat, es sind einige sehr charmante und redselige Zeitgenossen dabei herausgekommen, die offen über Leid und Freud dieser Touren sprechen. Die sie ja seit einigen Jahren in regelmäßigen Abständen in immer wieder recht ähnlicher Zusammensetzung hinter sich bringen. Und als solche haben sie den Dreh raus, Bände sprechend mit unmöglichen Fragen umzugehen.

Alles nahm seinen Anfang, als die titelgebenden Helden die «Marvel’s The Avengers»-Promotour zu bewerkstelligen hatten. Nachdem Scarlett Johansson schon bei der «Iron Man 2»-Promo feststellen durfte, dass sich Menschen bei ihr nur dafür interessieren, wie sie in ihren Anzug reinpasst, riss der Mimin nach einigen Tagen ihrer nächsten Reise im Namen der Black Widow der Geduldsfaden: Während Robert Downey Junior spannende Fragen über die Motivation seiner Figur beantworten durfte, ging es auch bei ihr weiter um Ernährung und Körperlichkeit. Nur dass sie sich bei der UK-Pressekonferenz auflehnte …



Fans nahmen dies zum Anlass, nach Änderung zu verlangen. Denn eines ist klar: Journalisten, die Männer und Frauen mit unterschiedlichem Maß messen, wird es in dieser Domäne wohl leider immer geben. Also müssen die Stars für Besserung sorgen. Über Tumblr wurde Mark Ruffalo gefragt, ob er innerhalb des Marvel-Casts nicht ein Umdenken lostreten und eine Mini-Revolution anzetteln könnte. Die Idee: Wann immer Johansson wieder eine lahme Frauenfrage gestellt bekommt, antwortet halt einer der Männer! Ruffalo willigte ein, und spielte das Spiel der 'Cosmopolitan' mit, die sich bei der «Avengers: Age of Ultron»-Tour auf einen Tausch der Geschlechter-Klischeerollen einließ:



Meine Branche hat seither nicht dazu gelernt. Als in Berlin ein Teil des «The First Avenger: Civil War»-Casts zugegen war, bekam Robert Downey Junior das ganze Paket an Fragen ab. Von nutzlosen Boulevardfragen, wo er denn mit dem Fahrrad hingefahren ist, als er von Paparazzi fotografiert wurde, hin zu spannenden Fragen mit Hand und Fuß über die politischen Fragen, die im Film mitschwingen. Der Rest der Anwesenden wurde nahezu ignoriert, und Emily VanCamp, die einzige Dame vor Ort, bekam die uralte, nutzlose Frage gestellt: „Wie war es, deinen Ko-Star zu küssen?“

Aber wo die Journalisten scheitern, brilliert Downey Junior: Die Berliner «The First Avenger: Civil War»-Pressekonferenz gehört zu den lustigsten, die ich je miterlebt habe, weil der Superstar mit Esprit und Verve die Pressemeute wissen lässt, dass doch auch mal andere Leute gute Fragen verdient haben …


02.05.2016 17:37 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/85326