Zurück bleiben dürfte auf jeden Fall ein Image-Schaden. Wieso der Red-Bull-Sender jetzt doch fortgeführt werden soll...
Es ist eine der, wenn nicht gar
die Medienposse des Jahres 2016. Rund 30 Stunden lang war dem zu Red Bull gehörenden Privatsender Servus TV ein unrühmliches Ende verkündet worden. Wegen der angeblich geplanten Gründung eines Betriebsrats und weil der Sendung wirtschaftlich nicht mehr tragbar sei (Red Bull musste einer Mitteilung zufolge an die 100 Millionen Euro jährlich zuschießen), sollte der Sender in den nächsten Wochen vom Schirm gehen.
Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz wird in manchen Artikeln als impulsiv beschrieben. Das stellte er auch in diesen Tagen unter Beweis. Denn am Tag nach Bekanntwerden der Einstellung von Servus TV folgt die Rolle rückwärts. Unter der Schlagzeile "positive Wendung" versucht die Kommunikationsabteilung des Kanals zu erklären, wieso man doch wieder Lust hat, den besonderen Privatsender fortzuführen. Im Mittelpunkt steht dabei weiterhin der von manchen geäußerte Wunsch, einen Betriebsrat zu gründen. Hierzu hatte sich Mateschitz schon am Dienstag in einer österreichischen Zeitung klar geäußert. "Unabhängigkeit, Eigenständigkeit und Unbeeinflussbarkeit insbesondere durch politische Parteien, egal welcher Richtung, war von Anfang an ein tragender Pfeiler von Servus TV. Die Betriebsratsgründung hätte diese Werte insbesondere durch die Art und Weise ihres Zustandekommens – anonym, unterstützt von Gewerkschaft und Arbeiterkammer – nachhaltig beschädigt", sagte er am Dienstag.
Basierend auf gegenseitiger Akzeptanz und Respekt sowie dem Verständnis der jeweiligen Positionen und Standpunkte kam es zu einem konstruktiven Gespräch betreffend Servus TV zwischen Red Bull-Oberen, Arbeitskammer und Gewerkschaften. Dabei, so schreibt Servus TV, sei deutlich geworden, dass eine Mehrheit der Mitarbeiter einen Betriebsrat ablehne. Im Gespräch mit AK und ÖGB wurde diese Haltung der Belegschaft respektiert und damit bestehende Vorbehalte beseitigt. Die Fortsetzung der partei-politischen unabhängigen Linie wurde angeblich von allen Beteiligten begrüßt. Red Bull führe daher den Sender weiter, und die Kündigungen werden zurückgenommen. Betroffen gewesen wären rund 260 Mitarbeiter.
Die Verantwortlichen glauben, dass sie dadurch eine gute Basis und Strategie gefunden haben, um die jeweiligen Ziele - die überwiegend gemeinsame und im Weiteren ähnliche Ziele sind - zu erreichen. Völlig unerwähnt blieben in der am Mittwochabend verschickten Mitteilung die Zweifel, die 30 Stunden zuvor noch als haupt-ursächlich für die Einstellung genannt wurden. Nämlich die wirtschaftlichen Aspekte. Wie will Servus TV, das in Österreich nach vielen Jahren "nur" auf rund eineinhalb Prozent Marktanteil kommt und in Deutschland auf 0,2 Prozent annähernd profitabel werden?
Für die Servus TV-Belegschaft ist die Entscheidung sicherlich mit großer Erleichterung verbunden - und auch die Politik in Österreich dürfte aufatmen, hatte sie das kurzzeitige Aus des Senders doch mit großer Bestürzung entgegen genommen. Ohne Frage: Der 30-Stunden-Tod des Alpensender hat das bisher tadellose Image, das man sich durch höchste Qualität aufgebaut hat, (nachhaltig) beschädigt.