Sportcheck: Virtuell oder real? Die Bundesliga räumt ab

Der FC Ingolstadt ist Bundesliga-Meister. Wäre das Realität, dann wäre die Sensation perfekt. Es ist aber...Virtualität. Außerdem: Erfolgreiche Jugend und starke Eishockey-Adler.

Spruch der Woche


„Der absolute Wahnsinn! Danke an alle, die ihr Herzblut in dieses Projekt gesteckt und uns unterstützt haben. Wir werden eine große Fußball-Party feiern." SC Reichersbeuren-Vereinsvorstand Sebastian Bartsch. Sein Klub, derzeit in der B-Klasse spielend, hat am Samstag das "Spiel des Lebens" von Sky gewonnen. Im September rückt der Bezahlsender mit etlichen Kameras und seinen Experten an und überträgt wieder ein Amateur-Spiel.

Trauer im Schwabenland, Jubel bei ARD und Sky


Sporthighlights der kommenden Woche

  • Eishockey-WM: Vorrundenspiel mit deutscher Beteiligung: Montag, 19 Uhr; ab Mittwoch Viertelfinals. Finale: Sonntag, 22. Mai, 19.30 Uhr (Sport1 live)
  • Mittwoch, 20.45 Uhr: UEFA Europa League. Finale: Liverpool - Sevilla (Sport1 und Sky live)
  • Donnerstag, 20.30 Uhr: Fußball, Relegation zwischen 1. und 2. Bundesliga: Frankfurt - Nürnberg (Das Erste und Sky live)
  • Freitag, 19.10 Uhr: Fußball, Relegation zwischen 2. und 3. Liga: Würzburg - Duisburg (Das Erste live)
  • Samstag, 18.00 Uhr: Englischer Fußball. FA Cup Finale: Crystal Palace - ManU (Eurosport1 live)
  • Samstag, 20.00 Uhr: DFB-Pokal-Finale zwischen Dortmund und FC Bayern (Das Erste und Sky live). Zuvor schon im Ersten. Finale der Frauen zwischen Sand und Wolfsburg (ab 14.30 Uhr)
  • Sonntag, 13.15 Uhr: Basketball Playoffs, 1. Halbfinale (Sport1 / Telekom live)
Rum ist sie – die Bundesliga-Saison; und bis auf die Frage, ob Nürnberg wirklich ins Oberhaus aufsteigt und die Eintracht aus Frankfurt wirklich nach unten muss, sind auch die letzten verbliebenen Fragen geklärt. Am Samstag um 17.20 Uhr stand fest, dass Stuttgart den Gang in Liga zwei antreten muss. Freiburg hingegen darf wieder hoch und trifft ab Ende August dann auch auf Leipzig. Beide Teams hatten ihren Aufstieg schon vor Tagen klar gemacht. Sky hatte am Wochenende wieder seine große Neuner-Konferenz im Angebot, die angesichts von 1,49 Millionen Zuschauern richtig stark lief. Das Top-Ergebnis des 33. Spieltags wurde somit noch einmal locker überboten. Die Quoten jedoch fielen nicht so gut aus wie eine Woche zuvor. Denn:

Schon am 33. Spieltag lief es für den Pay-TV-Sender wie geschmiert: 1,37 Millionen Menschen schauten damals bei bestem Frühlingswetter zu – in der klassischen Zielgruppe kratzte man an der 20-Prozent-Marke, landete letztlich bei 19,7 Prozent. Die Marktführung war damals nicht zu nehmen. Am 34. Spieltag, der bei deutlich kühleren Temperaturen stattfand, was die TV-Nutzung am Samstagnachmittag allgemein in die Höhe trieb, wurden 11,1 Prozent Marktanteil insgesamt und 15,7 Prozent bei den Umworbenen gemessen. Trotzdem Top-Werte für Sender Sky.

Freuen durfte sich am Samstag auch noch Das Erste, dessen «Sportschau» auf 27,0 Prozent Marktanteil kam. Irgendwie schon erstaunlich, dass in einer Zeit von Live-Ticker, Live-Radio und Sportbars noch 5,40 Millionen Menschen auf die "heilige Kuh" der Bundesliga-Highlight-Berichterstattung zurückgreifen. Interessantes Detail am Rande, das aber die veränderte TV-Nutzung am Wochenende unterstreicht: 1,07 Millionen Zuschauer mehr als am 33. Spieltag schauten ab 18.00 Uhr im Ersten zu - die Quote im Gesamtmarkt fiel dennoch um einen Prozentpunkt niedriger aus.

Der anstehende Trainer-Wechsel auf Schalke, Stuttgarts Abstieg und natürlich die Meister-Bayern gaben dem «Doppelpass» bei Sport1 genug Gesprächsstoff für seine über zwei Stunden lange Runde. Ab elf Uhr durchbrach die Sendung am Sonntag dann seit Längerem mal wieder die Marke von einer Million Zuschauern. Ermittelt wurden 1,09 Millionen (8,1%). Bei den 14- bis 49-Jährigen punktete die Show vom Münchner Flughafen mit 6,2 Prozent Marktanteil. Es sollte übrigens nicht der einzige Quotenhit für Sport1 an diesem Sonntag sein...

Am Sonntag dann ging es um Alles in der zweiten Liga; ebenfalls ab 15.30 Uhr standen neun Partien an, live übertragen ebenfalls von Sky. Rund 520.000 Menschen sahen den Abstieg des FSC Frankfurt und des SC Paderborn - und die vielleicht etwas überraschende Rettung von Düsseldorf. 3,5 Prozent Marktanteil wurden ermittelt. Gegenüber dem 33. Spieltag gewann Sky somit also rund 50.000 Fans hinzu. Im Free-TV kam «Hattrick» bei Sport1 am Vorabend auf im Schnitt 0,65 Millionen Zuseher gesamt und gute zwei Prozent bei den Jungen. Auch das führte dazu, dass der Spartensender diesen Sonntag mit tollen 2,1 Prozent Marktanteil bei den Umworbenen abschloss.

Und dann gab es noch eine Premiere beim Bezahlsender. Das sich auf dem Vormarsch befindende Daddeln, heute gerne auch ESport genannt, feierte Premiere beim Kanal. Ab 19 Uhr spielten die besten Daddler um die Wette, oder genauer gesagt um die Deutsche Meisterschaft in der Virtual Bundesliga (VBL). Rund drei Stunden lang begleitete Jonas Friedrich, für Sky sonst beim „echten Fußball“ im Einsatz, das Geschehen. Und am Ende war der FC Ingolstadt deutscher Meister - zumindest Konsolen-Meister. Gesteuert wurden die virtuellen Schanzer übrigens von einem erst 16-Jährigen aus Oberbayern. Und auch wenn viele Anzeichen dafür sprechen, dass ESport im Fernsehen einer der kommenden Trends wird, faktisch belegbar ist das auch weiterhin nicht. Volle Hallen bei großen ESport-Events zum Trotz stieß die VBL bei Sky auf relativ wenig Gegenliebe. Wie viele Menschen sich die drei Stunden lange Sky-Sendung ansahen, war nämlich nicht messbar.

Zu Buche standen somit weniger als 5000 Zuschauer - und auch Quoten, die 0,0 Prozent betrugen. Vielleicht muss der ESport seine zahlreichen Fans von den großen Hallen also erst noch in die eigenen Wohnzimmer und somit vor den Fernseher locker.

ESport auf dem Vormarsch: Ein Trend der Zukunft
ESport wird bald auch im TV die Massen anlocken.
36,0%
Dieser Trend liegt zeitlich noch weit entfernt.
21,0%
Nein, das wird sich im TV nicht durchsetzen.
43,0%



Heiß auf’s Eis?


Seit zehn Tagen wird in Russland um die Eishockey-Krone gekämpft. Weltmeisterschaften sind in der Kufensportart jedes Jahr angesagt, immer nach den Play-Offs, also im Mai. Die deutsche Mannschaft startete dabei eher verhalten ins Turnier, kam gegen Frankreich nicht über einen Punkt hinaus und unterlag Finnland ziemlich klar mit 1:5. 350.000 und 300.000 Leute sahen beide Partien am ersten Turnier-Wochenende beim Spartensender Sport1, der die wichtigen Spiele mit Kommentator Basti Schwele, Experte Rick Goldmann und Moderator Sascha Bandermann bestückt. Dabei hat Sport1 freilich keinen Einfluss auf die Spielansetzungen und dürfte nicht unbedingt happy gewesen sein, dass das unglaublich wichtige dritte Gruppenspiel gegen die Slowakei am Dienstagnachmittag um 15.15 Uhr angepfiffen wurde.

0,29 Millionen Eishockey-Fans schalteten im Schnitt ein – also nicht wirklich weniger als am Wochenende zuvor, was klar als Erfolg gelten dürfte. Bleibt nur die Frage: Wie viele hätten zu besserer Zeit zugeschaut? Auch wenn die folgende Zahl keine direkte Antwort auf diese Frage ist: Bei der Niederlage gegen Kanada am Donnerstagabend ab 19.15 Uhr verzeichnete der Kufensport beim Spartensender im Schnitt 0,47 Millionen Zusehende. Und mit jeder weiteren Leistungssteigerung nahm auch das öffentliche Interesse zu. Am Freitagabend holte Sport1 mit der Partie der Deutschen gegen Weißrussland schon 0,56 Millionen Zuschauer. Der Last-Minute-Sieg der Deutschen am Sonntagnachmittag gegen die USA bescherte dem Kanal dann die bisher besten Werte des Turniers. Rund 0,59 Millionen Menschen ab drei Jahren sahen den Puck über das Eis sausen.

Sport-Box


Sender Sport1 tat sich – abseits der Eishockey-WM – in der vergangenen Woche durch weitere Übertragungen von Sport-Events hervor, die medial nicht die ganz große Aufmerksamkeit genossen. Da wäre zum Beispiel das Halbfinale um die U19-Meisterschaft im Dortmunder Signal Iduna Park. Ab 20 Uhr spielte die BVB-Jugend darin gegen – schau an – den Nachwuchs des TSV 1860 München, Markus Höhner, sonst bekannt durch seine Kommentare der Europa League, begleitete die Jungspunde. 0,38 Millionen Menschen Menschen schalteten im Schnitt ein – ein gutes Ergebnis für den Sender.

Somit war der Nachwuchsfußball gefragter als am Tag drauf ein Doppelpack aus der Handball-Bundesliga. Ab 18.55 Uhr trafen dort zuerst Madgeburg und Kiel aufeinander, später dann noch Leipzig und die Rhein-Neckar-Löwen. 0,25 und 0,24 Millionen Menschen entschieden sich für die beiden Handball-Partien. Das ist kein absolut überragendes, aber immer noch ein zufrieden stellendes Ergebnis.
16.05.2016 09:48 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/85559