Vor allem die Pressestelle des Senders hat viel zu tun. Ein Interview mit zwei jungen Medienmachern zensierten die PR-Berater des Senderchefs massiv.
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Ich denke nicht, dass Dienste wie „Spotify“ so viele Leute erreichen werden wie wir. Ich kann mich aber auch täuschen. Ich habe damals „Titanic“ in der Premiere gesehen und dachte, dass das ein riesiger Flop wird. Meine Prognose bedeutet also gar nichts. Ich denke aber, dass ein Epochenwechsel noch nicht bevorsteht.
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Robert Skuppin von radioeins im nicht-zensierten oder massiv veränderten Teil des Interviews mit jungpublik
Was will Robert Skupin, Programmchef des öffentlich-rechtlichen radioeins, das lange die Heimat von «Sanft & Sorgfältig» war, in diesen Tagen genau sagen? In einem kürzlich gesendeten Beitrag des Medienmagazins «Zapp» beschwerte sich der Radiomacher und erklärte, dass Spotify die Marktregeln nicht kenne. Er spielte darauf ab, dass sein Sender mit Spotify bei Playlists zusammenarbeite, Spotify ihm dann aber seine Aushängeschilder Schulz und Böhmermann abwerbe. Das aber stimmt gar nicht, wie die beiden bei ihrer Spotify-Premiere verrieten. Vielmehr seien die beiden aktiv auf den Dienst zugegangen, nachdem radioeins ihnen eine Honorarerhöhung wohl nicht gestatten wollte.
Wie Robert Skupin ein paar Tage und einigen Erklärungen der Moderatoren später über den Sachverhalt denkt, sollte eigentlich ein Interview zweier junger Medienjournalisten der Seite jungpublik.de klären. Und dennoch bleiben nach dem Interview mehr Fragen als Antworten. Wichtige Teile des Gesprächs wurden nachträglich nämlich von der Pressestelle des Senders zensiert, sodass Skupin Antworten auf Fragen wie „Im Interview mit «Zapp» sagten sie, dass „Spotify“ die Marktregeln nicht kenne. Was meinen Sie damit?“ komplett schuldig blieb.
Auch auf die Fragen, was sich ändern muss, dass ein solcher Wegkauf nicht mehr passiert und weitere Fragen zum Geschäftsmodell der Welt und von radioeins, wurden die offenbar gegebenen Antworten nachträglich von der Pressestelle zurückgezogen. In anderen Teilen des Gesprächs haben PR-Berater nachträglich die Antworten gänzlich geändert. Autorisierungen sind in der heutigen Medienbranche zwar absolut üblich, eine derartige Zensur aber ist äußerst selten.
„Richtig ist, dass vor dem Interview vereinbart wurde, nicht ausschließlich über den Wegkauf von «sanft & sorgfältig» zu sprechen, sondern auch über die allgemeine Konkurrenzsituation zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Privaten. Im Zuge der Autorisierung des Interviews wurden dann durch die rbb-Pressestelle diverse Antworten von Herrn Skuppin gestrichen - auch solche, die von der Absprache gar nicht oder nur marginal betroffen waren. Wir haben uns schließlich darauf eingelassen, alle Fragen und Antworten gänzlich zu streichen, in denen es um Jan Böhmermann und Olli Schulz geht. Doch auch darauf hat sich die Pressestelle nicht eingelassen", zeigten sich Frederik Mittendorff und Sina Aaron Moslehi im Gespräch mit Quotenmeter.de enttäuscht. Sie erklärten, das Interview noch vor Veröffentlichtung des ersten Teils von «Fest & Flauschig», dem neuen Format von Schulz und Böhmermann geführt zu haben. "Die Aussagen von Böhmermann und Schulz in der ersten Folge ihres neuen Podcasts dürften hier zusätzlich für Brisanz gesorgt haben. Vor allem Öffentlich-Rechtliche sollten sich nicht verstecken, wenn es um Kritik und Konkurrenz geht. Das tut die Pressestelle durch die Streichung der Antworten von Herrn Skuppin aber", meinen Mittendorf und Moslehi.
Die Pressestelle des rbb weist Zensur-Vorwürfe derweil weit von sich und nennt sie abenteuerlich. Man habe abgemacht, dass das Interview noch autorisiert werden darf, erklärte ein Sender des Senders. Und unter autorisieren versteht der Sender dann offenbar das komplette Löschen ungeliebter Fragen. Auch das kann man, by the way, abenteuerlich nennen.