Gleich mehrfach überholte «Wer weiß denn sowas?» die ZDF-Vorabendkrimis in den vergangenen Tagen. Nur eine erstaunliche Momentaufnahme oder ist die «SOKO»-Vorherrschaft in ernster Gefahr?
Derzeitiges «SOKO»-Aufgebot (18 Uhr)
- Mo: «SOKO 5113»
- Di: «SOKO Köln»
- Mi: «SOKO Wismar»
- Do: «SOKO Stuttgart»
- Fr: «SOKO Kitzbühel»
Erst vor fünf Wochen hatten wir schon einmal den öffentlich-rechtlichen Zweikampf zwischen
«Wer weiß denn sowas?» und den
«SOKO»-Serien ausführlicher thematisiert. Schon da rückte die Vorabend-Quizshow mit Kai Pflaume der Konkurrenz auf die Pelle, lag allerdings doch noch recht deutlich hinter den mächtigen Krimiformaten. Unser Fazit damals:
"Alles in allem scheint es derzeit, als könnten Quiz und Krimi im öffentlich-rechtlichen Fernsehen problemlos koexistieren, ohne dass eines der beiden Konzepte das andere aus Sicht der Quoten kannibalisiert." Inzwischen hat sich die Situation jedoch verschärft: Die Mainzer verlieren weiter, die parallel dazu ausgestrahlte Quizshow scheint nicht zu halten - und ein nachhaltiger Machtwechsel deutet sich schon jetzt an.
Konkret gelang es dem Ersten am vergangenen Freitag erstmals, sich mit 2,69 Millionen Zuschauern vor «SOKO Kitzbühel» zu schieben, das zur gleichen Zeit nur auf 2,40 Millionen Zuschauer gelangte. Angenehmer Nebeneffekt: Mit 17,4 Prozent wurde ein neuer Marktanteilsrekord erreicht, der Mitbewerber kam auf für seine Verhältnisse enttäuschende 15,2 Prozent - und fiel beim jungen Publikum gar mit desolaten 1,9 Prozent völlig durch, während Pflaume zur gleichen Zeit sehr gute 7,8 Prozent bei 0,36 Millionen einholte. Am Montag knackte «SOKO 5113» erst zum zweiten Mal in diesem Monat die Drei-Millionenmarke und riss die Vorherrschaft mit 3,13 Millionen und 16,8 Prozent abermals an sich, wenngleich auch die ARD wieder auf sehr gute 15,4 Prozent bei 2,70 Millionen zu verweisen hatte. Wurde damit also ein nachhaltiger Machtwechsel verhindert?
Keineswegs, denn schon am zweiten Wochentag schafften Pflaume, Elton und Hoecker mit 3,01 Millionen einen neuen Zuschauerrekord und verwiesen den «SOKO»-Ableger aus Köln trotz ebenfalls respektabler 2,95 Millionen knapp auf den zweiten Platz. Etwas deutlicher waren sogar aufgrund des etwas früheren Starts sogar die Verhältnisse bei den Marktanteilen, wo Das Erste mit 17,1 gegenüber 16,0 Prozent triumphierte. Bei den Jungen gingen 0,41 Millionen Quizfans sogar mit 8,1 Prozent einher. Auf die Ekstase folgte aber abermals eine kleine Ernüchterung mitsamt eines klaren Machtwechsels am Mittwoch, bevor das Quiz mit seiner Donnerstagsausgabe dank 2,55 Millionen und 17,2 Prozent sogar ziemlich deutlich in Front lag. Der Grund dafür: «SOKO Stuttgart» erwischte einen sehr bedenklichen Tag und kam sogar nicht mehr über 2,28 Millionen und 14,6 Prozent hinaus.
Blickt man auf die Gesamtzahlen der beiden Inhalte der vergangenen vier Wochen, dann ist davon auszugehen, dass sich die ZDF-Verantwortlichen auch im Mai nochmal über eine Marktführung auf dem 18-Uhr-Slot werden freuen dürfen: Im Schnitt sahen gut 2,6 Millionen die «SOKO»s, während «Wer weiß denn sowas?» auf etwas weniger als 2,4 Millionen gelangt. Damit liegt noch etwa ein Prozentpunkt zwischen den öffentlich-rechtlichen Hauptprogrammen: Die ARD verzeichnete zuletzt etwa 15,5 Prozent, die Mainzer Mitbewerber 16,5 Prozent. Gleichwohl deutet sich auch abseits der mehrfachen Marktführung seit vergangenem Freitag an, dass die Quizshow in einem regelrechten Quotenrausch ist: Im April hatte sie im Schnitt noch gerade einmal 13,4 Prozent generiert.
Der Verlust der Marktführung alleine wäre für den Mitbewerbern zwar vielleicht nicht sonderlich erfreulich, aber wohl noch verschmerzbar. Deutlich problematischer ist allerdings der Umstand, dass man mittlerweile keineswegs mehr friedlich mit «Wer weiß denn sowas?» koexistiert, sondern aufpassen muss, nicht immer mehr Zuschauer an die Konkurrenz einzubüßen. Im vergangenen Monat sahen noch fast 18 Prozent aller Fernsehenden die Krimiserien, die Zuschauerzahlen betrugen im Schnitt über drei Millionen. Ein ähnlich deutliches Bild ergibt sich beim Vergleich mit dem Vorjahres-Mai: Damals lag zwar die durchschnittliche Reichweite zwar bei gar nicht so viel stärkeren 2,87 Millionen, doch der durchschnittliche Marktanteil bei sogar 18,6 Prozent.
Die Entwicklung ist auch deshalb bedenklich, weil es den «SOKO»-Ablegern traditionell so überhaupt nicht gelingt, auch nur ansatzweise befriedigende Zahlen beim jungen Publikum zwischen 14 und 49 Jahren einzufahren: Noch nicht einmal vier Prozent generiert man hier im Mittel, das ist selbst für ZDF-Verhältnisse sehr wenig - und ist auf einem Vorabend-Slot alleine schon deshalb überdenkenswert, da man hier ja auch Werbung schalten darf. Bislang standen die Serien nicht zur Debatte, weil sie beim Gesamtpublikum eben herausragend liefen. Aber Wiederholungen hin, noch immer klar überdurchschnittliche Werte her: Man muss auf der Hut sein auf dem Lerchenberg und den einen oder anderen Quotenimpuls setzen, sonst kann sich die Quotenspirale nach unten ratzfatz ihre schaurige Dynamik entfalten. Im Ersten sonnt man sich hingegen weiterhin im Glanze seiner weiter kontinuierlich wachsenden Quizshows. Da erscheint es fast schon als forciertes Geunke, wenn man darauf hinweist, dass anders als beim Gesamtpublikum «Wer weiß denn sowas?» bei den Jüngeren zuletzt eher bedächtig wuchs - und mit gut sechseinhalb Prozent im Mai "nur" auf Höhe der Sendernorm performte.