Gleich vier Showformate duellieren sich am Samstagabend im deutschen Free-TV. Wo aber hängen die Trauben wie hoch? Und könnte eventuell ein Krimi deshalb der große Überflieger werden?
Showduelle im deutschen Fernsehen sind ja nichts ungewöhnliches – vor allem nicht am Samstag. Das rührt beispielsweise daher, dass RTL in diesem Jahr samstags streng genommen fast immer auf Unterhaltungsformate zur besten Sendezeit gesetzt hat – mit einer Ausnahme: Gegen das DFB-Pokalfinale am 21. Mai packten die Kölner lieber «Dirty Dancing» aus. Somit ist es zwangsweise so, dass andere Sender mal gegen RTL antreten müssen, schließlich gilt der Samstag hierzulande nach wie vor als
der Showtag schlecht hin. An diesem Wochenende wird es aber extrem. Weil nicht nur RTL auf großer Bühne zu unterhalten versucht, sondern auch Das Erste, ProSieben und RTL II, treten gleich vier Showformate gegeneinander an. Und es sind dabei nicht irgendwelche Shows, sondern in allen vier Fällen Formate mit spannendem Hintergrund.
Schau mir in die Augen!
Da wäre etwa RTL zu nennen, wo Oliver Geissen ab 20.15 Uhr zum Hypnose-Format
«Schau mir in die Augen – Promis unter Hypnose» lädt. Drei Stunden lang will Mentalist Jan Becker bekannten Köpfen eben diesen „verdrehen.“ Voraus ging dem Format ein Zank hinter den Kulissen. Denn eigentlich hatte RTL eine Hypnose-Show mit Tower Productions angekündigt, war sich dann aber mit den Kreativen nicht einig geworden. Die wollten eine serielle Show mit mehreren Episoden und ohne prominente Mitwirkung, RTL aber wollte ein zunächst einmaliges Event, vor allem mit Prominenten. Der Sender setzte sich durch und lässt seine Vorstellungen nun von Endemol Shine Germany verwirklichen.
Der Quotendruck ist dabei recht hoch. Oliver Geissen moderiert quasi im Schatten seiner eigenen Musikreihe. In diesem Jahr bestückte RTL den Großteil der Samstagabende mit der Casting-Show «Deutschland sucht den Superstar» und holte damit im Schnitt
4,10 Millionen Zuschauer und 20,9 Prozent Marktanteil. In der Spitze wurden gar 27,8 Prozent Marktanteil generiert, niedriger als 15,7 Prozent war die Quote der Sendung nie. Abseits der Sänger überzeugte Ende März zudem noch «Die 100» mit 15,3 Prozent. Einzig im Mai (gegen DFB-Pokal, Champions League und «ESC») hatte es RTL schwerer – hier wurden zwischen 8,2 und 14,3 Prozent bei den klassisch Umworbenen ermittelt. Rechnet man diese Werte mal heraus, so hängt die Messlatte für das neue Format recht hoch. Soll «Schau mir in die Augen» ähnlich erfolgreich werden, müssten sich die Marktanteile um die 20-Prozent-Marke bewegen… Kaum zu schaffen, oder doch?
Kick it like ProSieben
Nicht ganz so groß ist der Quotendruck bei ProSieben – oder etwa doch? Hier will der Sender die einst von Stefan Raab eingeführte Tradition fortsetzen, vor einem großen Fußballturnier schon einmal ein Spaßturnier zu veranstalten. War es bei Raab immer ein «Autoball»-Event, gibt es nun
«Das ProSieben Länderspiel», in dem eine deutsche Mannschaft (unter anderem mit Thomas Helmer und Mario Basler) gegen eine Weltauswahl antritt. Frank Buschmann kommentiert, das Duo Sedlaczek/Schölermann moderiert. Produziert wird die Sendung von Endemol Shine Germany, das somit quasi gegen sich selbst antritt, ist man doch auch für das neue RTL-Hypnose-Format zuständig.
ProSieben hat in diesem Jahr bisher elf Mal samstags Shows gezeigt – rechnet man «Galileo Big Pictures» mit dazu. Das Live-Debüt von «Schlag den Star» holte dabei mit 18,5 Prozent den besten Marktanteil, dahinter liegt «Die beste Show der Welt» mit 17,1 Prozent. Klar wird somit, dass ProSieben etwas hat einbüßen müssen, seitdem Stefan Raab in TV-Rente ist. «Teamwork» (10,8%), «Mein bester Feind» (10,3%) und eine «Big Pictures»-Ausgabe (9,3%) vom 26. März belegen die hinteren Showränge bei ProSieben.
13,3 Prozent Marktanteil holte ProSieben somit im Schnitt mit seinen Shows. Das könnte das «Länderspiel» schaffen, bedenkt man, dass die Spaßveranstaltung Völkerball kürzlich auf knapp 15 Prozent kam.
«TV total Autoball» im Jahr 2012 hatte 17,8 Prozent erreicht, im Jahr 2014 schauten noch 15,5 Prozent der 14- bis 49-Jährigen zu. Das war allerdings der niedrigste Wert dieser Showreihe. Somit bleibt unter dem Strich gesagt: Kommt das Fußball-Event mit Sedlaczek, Schölermann und Buschmann auf annähernd 14 Prozent Marktanteil, dann wird man in Unterföhring ziemlich zufrieden sein.
Mach’s nochmal, Beatrice – aber besser
Auf der großen Showbühne mitmischen darf auch Beatrice Egli, einst Siegerin von «DSDS» und jetzt ein gefragter Star. Auch das soll es geben. Doch die Voraussetzungen sind nicht die Besten. Als sie mit ihrer Sendung
«Die große Show der Träume» im August 2015 erstmals die Primetime des Ersten stürmte, war das ein ziemlich laues Lüftchen. 2,59 Millionen Zuschauer sorgten im Gesamtmarkt für gerade einmal 11,3 Prozent. Zur Quotenbesserung sind diesmal unter anderem Glasperlenspiel, Roland Kaiser, Matthias Reim sowie Klubbb 3 eingeladen. Doch ob Egli damit an die anderen Erfolge am Samstagabend wird heranreichen können?
Im Ersten hängen die Trauben freilich massiv hoch. Angefangen mit dem «Eurovision Song Contest», der vor zwei Wochen auf starke 9,33 Millionen Zuschauer kam und somit das erfolgreichste Showprogramm des Jahres ist. 6,39 und 5,71 Millionen Menschen erfreuten sich zudem schon an Kai Pflaumes «Klein gegen Groß», Silbereisens Fest der Besten reichte da fast heran und holte 5,64 Millionen Menschen vor die Bildschirme. Die ARD-Show mit den bisher niedrigsten Reichweiten war eine «Frag doch mal die Maus»-Ausgabe im April, die auf 4,26 Millionen Zusehende kam. Insgesamt liefen am Samstagabend im Jahr 2016 im Ersten bis dato zwölf Showformate, die
5,46 Millionen Menschen ab drei Jahren in ihren Bann zogen. Positiv beeinflusst wird das Ergebnis natürlich vom starken Musikcontest vor zwei Wochen. Für Beatrice Egli gilt aber die Erkenntnis, dass es schier unmöglich scheint, annähernd auf vier Millionen Zuschauer zu kommen, die sonst absolut üblich für große ARD-Shows sind. Daher sei milde angesagt: Auch dreieinhalb Millionen Zuschauer wären für sie schon etwas zum Träumen.
Blond und exotisch
Zum Träumen gibt es auch etwas bei RTL II – nämlich die Live-Hochzeit von Daniela Katzenberger. Nach erfolgreicher Doku-Soap mit teils an die zehn Prozent Marktanteil folgt nun also Katzenbergers letztes Kapitel vor der Sommerpause – ab Herbst sind längst neue Folgen mit der Kult-Blondine geplant. RTL II ist im Showsektor ohnehin ein Neuling, probierte zuletzt mit «Oberaffengeil» am Sonntag ein Format dieses Genres aus – und riss mit 4,1 Prozent bei den Jungen wahrlich keine Bäume aus. Die Katzenberger-Sendung ist somit das Format mit dem großen Fragezeichen. Die Erwartungen von RTL II dürften so niedrig nämlich nicht sein. Im Jahr 2016 belegt der Film
«Die Welle» die Top-Position beim Sender am Samstagabend; allerdings mit gerade einmal 6,4 Prozent, gefolgt von
«Morgen ihr Luschen» mit 5,9 Prozent. Ganz unten steht die Serie
«The Closer», die man kurzzeitig probierte, aber nach Marktanteilen von nur um die zwei Prozent schnell wieder einstampfte. Bedenkt man, dass ein Großteil der Samstags-Programme des Senders in diesem Jahr zwischen drei und viereinhalb Prozent Marktanteil holten, dürfte der Zielkorridor für Frau Katzenberger in etwa auf diesem Level liegen – wenn auch am oberen Ende dessen.
Oder darf’s doch ein Krimi sein?
Spannend bleibt auch, ob so manche Zuschauer angesichts von vier Shows gleichzeitig nicht doch auf Fiktionales zurückgreift. Da bietet zum Beispiel das ZDF eine interessante Alternative. Nach eineinviertel Jahren Pause kommt nun die zweite Folge einer neuen Krimireihe mit Anja Kling und Lisa Tomaschewsky. Das, was einst als «Die Wallensteins» begann, geht nun als
«Dresden Mord» weiter. Und hier ist die Messlatte auch recht klar: 5,68 Millionen Deutsche sahen einst das Debüt der Reihe und bescherten dem ZDF im April 2015 starke 19 Prozent. Daran wird sich der zweite Teil des Krimis messen lassen müssen.