TNT Serie: Ohne Sitcoms fehlen die Quotenstars

Der Pay-TV-Sender tut sich noch sehr schwer, den Wegfall der Comedyserien zu kompensieren. Die hinzu gewonnenen Dramaserien sind bislang kein adäquater Ersatz.

Anfang Mai tat sich ein bisschen was auf dem Markt der Bezahlsender: TNT Glitz wurde eingestellt und durch das neue TNT Comedy ersetzt. Um dem Sendernamen entsprechende Inhalte anbieten zu können, wanderten die zuvor bei TNT Serie beheimateten US-amerikanischen Sitcoms rüber zur neuen Plattform, wofür man im Gegenzug einige Drama-Formate wie «Grey's Anatomy», «Scandal» oder «Pretty Little Liars» hinzugewann. Aus Sicht des etablierten Seriensenders war dies jedoch kein guter Deal, denn seither sind die Einschaltquoten gerade am Vorabend deutlich gesunken - denn unter den 45-Minütern entpuppte sich bislang nur «Grey's» als Gewinn.

Besonders deutlich schlug die Publikumsaversion gegen das neue Aufgebot gleich am ersten Tag des neuen Monats durch, als nur eine einzige Ausstrahlung überhaupt mehr als 0,01 Millionen Zuschauer verbuchte: Eine alte Folge von «McLeods Töchter», die um 10:50 Uhr auf 0,02 Millionen zu verweisen hatte. Auch die Plätze zwei und drei des Tages gingen an das Format. Angesichts dessen dürfte es eine Wohltat gewesen sein, dass am Donnerstag mit «Mord ist ihr Hobby» zumindest eine Ausstrahlung mit 0,05 Millionen im klar messbaren Bereich landete, während «Rizzoli & Isles» um Mitternacht immerhin 0,03 Millionen Menschen mobilisierte. Eine Woche zuvor hatte das verloren gegangene «Mom» noch das Treppchen im Alleingang bestückt, drei Folgen verzeichneten hier zwischen 18 Uhr und 19:05 Uhr jeweils 0,04 Millionen Interessenten.

Am Freitag war dann bereits eine spätabendliche Ausstrahlung von «Rizzoli & Isles» das Zugkräftigste, was TNT Serie so zu bieten hatte: 0,03 Millionen Menschen sahen hier zu, nächtliche Ausstrahlungen von «Columbo» und «Hart aber herzlich» positionierten sich mit je 0,02 Millionen unmittelbar dahinter. Zuvor hatte am Freitag noch «Two and a Half Men» am Vorabend bis zu 0,04 Millionen generiert, am Montag und Dienstag darauf kam die weltbekannte US-Sitcom sogar regelmäßig auf 0,05 bzw. 0,06 Millionen. Und ohne Charlie Harper? Sah es an den ersten beiden Tagen der neuen Woche reichlich dürftig aus, einzig eine alte «Cold Case»-Episode erreichte mit 0,04 Millionen eine nennenswerte Reichweite, sämtliche anderen Ausstrahlungen hatten sich mit maximal 0,02 Millionen zu begnügen.

Es waren also in erster Linie die Sitcoms, die mit zum Teil mehr als 50.000 Zuschauer die höchsten Quotensprünge gemacht hatten. Dass nun also «Mom», vor allem aber das omnipräsente «Two and a Half Men» nicht mehr ausgestrahlt werden können, ist schon ein kleiner Schlag für TNT Serie, das ohnehin keine wirklichen Quotenhits vorzuweisen hat und oftmals eher als Serien-Resterampe für Formate herhält, die mittlerweile zu schwach für die großen Sender sind. Immerhin: «Grey's Anatomy» kam bislang im Bestfall schon auf 0,03 Millionen Zuschauer, «Pretty Little Liars» erreichte am 8. Juni sogar überraschend starke 0,06 Millionen - in beiden Fällen wurden diese Werte allerdings zu nachtschlafender Stunde verbucht. Daran sieht man, dass es für den Sender im Prinzip keine echte "Primetime" gibt: Mal werden die höchsten Werte am Vormittag erzielt, mal am Vorabend und mal eben sogar in der tiefen Nacht.

Die hier aufgelisteten Reichweiten sind fraglos mit einer gewissen Vorsicht zu genießen, denn der aktuellen Praxis der Quotenmessung wird gerade bei Kleinstsendern mit Kleinstreichweiten immer wieder eine mangelhafte Validität vorgehalten. Die Gesamttendenz der Werte spricht dennoch klar dafür, dass die an TNT Comedy gegangenen US-Sitcoms einen erheblichen Verlust für TNT Serie darstellen, der zumindest bislang in der Breite noch nicht von den im Gegenzug erhaltenen Drama-Formaten kompensiert werden kann.
11.06.2016 15:00 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/86124