Im Blätterwald: «BrainDead» muss mehr Köpfchen zeigen

Quotenmeter.de hat sich durch die Reviews zur Politsatire «BrainDead» gekämpft: Welche Aspekte der CBS-Serie punkten bei den Kritikern, welche lassen zu wünschen übrig?

Cast & Crew

  • Idee: Robert & Michelle King
  • Darsteller: Mary Elizabeth Winstead, Danny Pino, Aaron Tveit, Nikki M. James, Johnny Ray Gill, Jan Maxwell, Charlie Semine, Tony Shalhoub
  • Musik: David Buckley
  • Ausführende Produzenten: Robert King, Michelle King, Ridley Scott, David W. Zucker, Liz Glotzer
  • Produktionsfirmen: Scott Free Productions, King Size Productions, CBS Television Studios
“Washington D.C. wurde von ekelhaften Alienparasiten unterwandert, die dafür sorgen, dass sich unbescholtene Politiker wie extreme Freaks verhalten – wenn sie ihnen nicht gleich das Hirn aussaugen!“ Das klingt nicht nur nach einer abgedrehten Verschwörungstheorie, sondern stellt obendrein die Prämisse der neuen CBS-Serie «BrainDead» dar. Die Produktion mit «10 Cloverfield Lane»-Star Mary Elizabeth Winstead tat sich zum Start aus Quotensicht schwer (mehr dazu), und ein Blick auf den digitalen Blätterwald verrät: Auch die Fachpresse hat nur lauwarme Gedanken für die abgedrehte Serie übrig:

The Atlantic lobt wenigstens, dass die Serie „gleichermaßen pessimistisch wie schrullig ist“, wodurch die Autoren „von der unmittelbaren Notwendigkeit des Realismus befreit werden“. Dies wiederum verhelfe «BrainDead» zu einem Spagat zwischen treffender politischer Satire und Zugänglichkeit. Ebenfalls fiele positiv auf, wie nah die Autoren ihr Ohr am Puls der Zeit haben und beispielsweise durch Verweise auf die Clinton/Trump-Debatte der generell eher absurden Prämisse einen realen Anker verleihen. Gleichwohl ginge die Pilotfolge noch nicht tief genug, es käme das Gefühl auf, die Serie „kapiere das System, das sie verballhornt, nicht richtig“.

The Huffington Post urteilt in Bezug auf seine Politsatire-Familiendramedy-Horror-Sci-Fi-Mixtur indes, dass «BrainDead» „zu viel versucht, weshalb viel seiner Cleverness verloren geht“. Darüber hinaus wird kritisiert, dass die Aussagen der Pilotfolge zu beliebig wären: „Der Politbetrieb sei korrupt und zynisch, heißt es. Erzähl und was Neues, antworten wir.“ Einzig Hauptdarstellerin Mary Elizabeth Winstead sei ein Lichtblick in diesem neuen Format.

Auch bei Slate mischt sich Unmut in die Serienbesprechung. Die Sendung sei zwar „schmissig und pfiffig“, aber letztlich noch immer vergleichsweise substanzlos, auch daher, weil die grundlegende Prämisse Dinge zu sehr vereinfache: Dass ein von Alienparasiten heimgesuchtes Washington D.C. dem realen nahezu gleichen würde, ließe weniger aussagekräftige Seitenhiebe auf den Politzirkus zu als eine Serie darüber, wie sich die Menschheit selber zerfleischt.

Das Urteil bei A.V. Club fällt unschlüssig, aber mit guter Tendenz aus: «BrainDead» sei tonal unausgewogen, mit pointierten, aber Spitzen missen lassenden politischen Seitenhieben, bewusst albern-manischen Sci-Fi-Späßen und „mäßig erfolgreicher «Die Körperfresser kommen»-Schaurigkeit“. Die Pilotfolge leide zudem an einem Übermaß an Exposition, dafür seien aber die Ekeleffekte beeindruckend und die beiden Hauptfiguren seien dank der Chemie zwischen Aaron Tveit und Mary Elizabeth Winstead sowie deren komödiantischen Timing sympathisch sowie interessant. Konsequenterweise sei es ihr relativ bodenständiger Subplot, der am ehesten überzeuge.

Aufgrund der gelegentlichen Gewaltexzesse urteilt The New York Times: „«BrainDead» ist ein spaßiges Sommerexperiment, mit einem sprunghaften Ich-kann-nicht-glauben-dass-das-bei-CBS-läuft-Charme.“ Die Serie sei undifferenziert und ohne Tiefe, dafür wüssten quirlige Aspekte wie der Einsatz von Folkrock-Songs zu überzeugen.

Insgesamt müssen die BrainDead-Macher also noch an der Bissigkeit ihres Formats und an der tonalen Ausgewogenheit feilen, wollen sie die US-Kritiker begeistern – aber wenigstens weiß ihre zentrale Darstellerin zu begeistern.
15.06.2016 12:39 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/86226