Quotenmeter.de sprach mit dem «Ice Age – Kollision voraus!»-Ko-Regisseur Galen T. Chu darüber, weshalb die Trickfilmreihe in Deutschland besser ankommt als in den USA und darüber, welche Aufgaben ein Ko-Regisseur so hat.
Mit «Ice Age – Kollision voraus!» feiern Sie ihr Debüt als Ko-Regisseur bei einem Langfilm. Haben Sie vor diesem Karrieresprung Ratschläge von Ihren Blue-Sky-Studios-Kollegen erhalten, die bereits Regieerfahrung haben?
Nun, ich habe bei dem Film an der Seite von Mike Thurmeier gearbeitet, der bereits bei «Ice Age – Voll verschoben» Regie geführt hat und bei «Ice Age – Die Dinosaurier sind los» als Ko-Regisseur tätig war. Er hat also bereits große Erfahrung und ich konnte viel von ihm lernen. Mit anderen Regisseuren aus unserem Studio habe ich dagegen nicht eng zusammengearbeitet. Carlos Saldanha und Chris Wedge waren vollauf mit anderen Projekten beschäftigt, daher habe ich es voll und ganz Mike zu verdanken, dass er mich, als jemanden, der noch nie einen Langfilm inszeniert hat, in Form gebracht hat.
Sie haben die «Ice Age»-Filmreihe komplett begleitet – beim ersten Teil waren sie Animator, bei späteren Teilen waren sie unter anderem als leitender Animator tätig. Hat es Sie eingeschüchtert, nun bei Part fünf so viel mehr Verantwortung zu übernehmen?
Ja, aber ich war vor allem sehr dankbar und froh darüber, dass ich diese Chance erhalten habe, mich bei einem Langfilm zu beweisen. Zuvor durfte ich mit dem Kurzfilm «Surviving Sid» gewissermaßen schon erste Gehversuche als Regisseur unternehmen, und zwar zusammen mit Karen Disher, die damals die Chefin unserer Storyabteilung war. Dennoch war es eindeutig eine ganz neue Erfahrung, einen abendfüllenden Film mitzuverantworten. Und ich hoffe ehrlich, dass ich es nicht versaut habe. (lacht) Glücklicherweise hatte ich kompetente Leute an meiner Seite. Mike hat das, wie bereits gesagt, schon einmal gemacht und Lori Forte hat sämtliche «Ice Age»-Teile produziert. Es gab also einige Sicherheitsnetze, auf die ich mich verlassen konnte.
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Es war ein sehr fließender, organischer Prozess, und wir konnten so unsere Zeit effizienter nutzen.
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Galen T. Chu
Wie sah letztlich die Arbeitsteilung zwischen Ihnen und dem hauptverantwortlichen Regisseur Thurmeier aus?
Mike, unsere Produzentin Lori Forte und ich haben sehr eng zusammengearbeitet, insbesondere hinsichtlich der entscheidenden Aspekte des Films: Beim Drehbuch, dem Storyboard sowie dem Schnitt. Sobald wir Drei das Gefühl hatten, in diesen Bereichen auf der selben Wellenlänge zu liegen, sah es so aus, dass Mike und ich zwar durchaus auch gemeinsam zu Besprechungen gegangen sind. Vor allem haben wir unsere Kräfte aber aufgeteilt. So war es zum Beispiel so, dass ich an einem Tag aufgrund meiner Erfahrung im Animationsbereich eben diesen überblickt habe, während Mike mit der Lichtsetzung beschäftigt war. Es konnte genauso gut umgekehrt laufen, dass ich beim Licht war und Mike in einer anderen Abteilung der Produktion. Oder aber ich war in Los Angeles bei der Sprachaufnahme mit einem Sprecher, während Mike in einer anderen Stadt mit einem anderen Sprecher zusammengearbeitet hat. Es war ein sehr fließender, organischer Prozess, und wir konnten so unsere Zeit effizienter nutzen.
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Das liegt ganz klar an Otto. Er ist ein so beliebter Unterhaltungskünstler und sein Werk ist so tief in der deutschen Kultur verwurzelt, dass er zweifelsohne die Popularität der «Ice Age»-Filme beeinflusst hat. [...] Und natürlich liegt es auch an Scrat. [...] Ich schätze, dass es damit zu tun hat, dass er für einen sehr körperbetonten Humor steht, statt für Wortwitz, weshalb er alle Sprachhürden überwindet.
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Galen T. Chu darüber, weshalb «Ice Age» in Deutschland noch populärer ist als in den USA
Obwohl die «Ice Age»-Filme weltweit erfolgreich sind, so sind sie tendenziell außerhalb der USA noch ein Stück populärer – und insbesondere hier in Deutschland. Wie erklären Sie sich dieses Phänomen?
Was Deutschland angeht: Das liegt ganz klar an Otto! Er ist ein so beliebter Unterhaltungskünstler und sein Werk ist so tief in der deutschen Kultur verwurzelt, dass er zweifelsohne die Popularität der «Ice Age»-Filme beeinflusst hat. Generell glauben wir, dass der anhaltende Erfolg darin begründet liegen könnte, dass alle «Ice Age»-Filme von Familie handeln, was ein kulturübergreifendes Thema ist. Und natürlich liegt es auch an Scrat, der auf dem internationalen Markt sehr beliebt zu sein scheint. Ich schätze, dass es damit zu tun hat, dass er für einen sehr körperbetonten Humor steht, statt für Wortwitz, weshalb er alle Sprachhürden überwindet.
Da wir von Scrat sprechen: Einige seiner Szenen in «Ice Age – Kollision voraus!» haben mich sehr an «Gravity» erinnert – war es geplant, mit ihm eine Parodie auf diesen Film zu verwirklichen, oder sind die Ähnlichkeiten eher zufällig?
(überlegt) Wann haben Sie sich bei den Scrat-Szenen denn an «Gravity» erinnert gefühlt?
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Die Idee, dass Scrat das UFO aus dem ersten «Ice Age» findet und damit in den Weltraum reist, hatten wir schon lange. Eine direkte Parodie auf «Gravity» zu machen, oder auf «Interstellar» und «Der Marsianer – Rettet Mark Watney», die ebenfalls im Zusammenhang mit den Scrat-Passagen erwähnt werden, kam uns nie in den Sinn. Zumindest nicht bewusst.
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Galen T. Chu
Bei einigen der Szenen, die auch schon im Kurzfilm respektive im Trailer zu sehen waren: Sobald Scrat im All ist und sich mal wieder für ihn alles zum Schlechten wendet … Kaum ist Scrat außerhalb des UFOs, erinnern mich einige der Abläufe und Kameraeinstellungen an «Gravity», nur halt comichaft überzeichnet.
Die Idee, dass Scrat das UFO aus dem ersten «Ice Age» findet und damit in den Weltraum reist, hatten wir schon lange. Eine direkte Parodie auf «Gravity» zu machen, oder auf «Interstellar» und «Der Marsianer – Rettet Mark Watney», die von Anderen ebenfalls im Zusammenhang mit den Scrat-Passagen erwähnt werden, kam uns nie in den Sinn. Zumindest nicht bewusst. Es kann natürlich sein, dass wir unterbewusst einige Einstellungen an diese Vorbilder angelehnt haben. Aber wir haben nie gezielt einen Bild-für-Bild-Vergleich gemacht und uns gesagt: „Lasst nun unsere Version dieser Kamerafahrt machen, damit schlaue, filmerfahrene Leute die Parallelen entdecken.“ (lacht) Wir haben aber eine «Planet der Affen»-Anspielung im Film, die wir uns bewusst ausgedacht haben!
Welche «Ice Age»-Figur ist eigentlich am schwierigsten zu animieren?
(denkt lange nach) Ich gebe Ihnen zwei Beispiele, denn die beiden kann man aus unterschiedlichen Gründen als die kniffligsten Figuren betrachten. Das erste Beispiel ist ein ganz aktuelles, es ist nämlich eine der neuen Figuren: Shangri-Lama. Er ist sehr schwer zu animieren, weil er ein Joga liebendes Lama und daher sehr flexibel ist. Und je mehr man eine Figur krümmt und verformt, desto anspruchsvoller wird das Rigging – also die Artikulation, die die Animatoren notwendigerweise nutzen, um ihn in seine Joga-Positionen zu bringen und ihn wieder zu entknoten. Das machte ihn zu einer sehr schwierigen Figur. Ebenso schwer war es, die Scrat-Szenen zu animieren, denn wir benutzen weiterhin das Scrat-Modell aus «Ice Age 2». Das ist also noch von 2004/2005, weshalb unter Scrats Oberfläche nicht gerade topaktuelle Hochleistungstechnik schlummert, die es uns erlaubt, ihn in diese wilden, an Tex-Avery-Cartoons erinnernden Posen zu quetschen. Ich muss wirklich meinen Hut vor allen ziehen, die an den Scrat-Szenen gearbeitet haben, dass es ihnen gelungen ist, noch so viel Leistung aus diesem alten Rig rauszuholen – erst recht, weil wir Scrat in diesem Film Dinge antun, die wir ihm nie zuvor angetan haben!
Wie kommt es denn, dass weiterhin dieses alte Scrat-Modell Verwendung findet, und nicht etwa ein neues, modernes erstellt wurde?
Das Scrat-Modell aus «Ice Age 2» wurde so erstellt, dass es sehr leicht zu erlernen ist, damit umzugehen. Mit ihm kann man sehr schnell arbeiten, und es ist vielseitig und flexibel genug für die meisten unserer Bedürfnisse. In den Situationen, in denen das Modell doch an die Grenzen seiner Möglichkeiten stößt, konnten die Animatoren zudem dank neuer Technologien das alte Modell nach Bedarf sozusagen ummodellieren, ohne dass Scrat danach nicht mehr wiederzuerkennen gewesen wäre. Dass wir Scrats Modell nicht ausgetauscht haben, liegt kurz gesagt daran, dass wir glücklich mit dem sind, das wir haben, und immer bessere Optionen erlangen, es gegebenenfalls unseren Wünschen anzupassen.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
«Ice Age – Kollision voraus!» ist ab dem 30. Juni 2016 in vielen deutschen Kinos zu sehen – in 2D und 3D.