Soap-Check: Zeit, dass sich nichts mehr dreht

Fünf Soaps mussten zuletzt ins direkte Duell gegen EM-Spiele. Verluste gab es für alle, jedoch überraschten einige Serien mit ordentlichen Einschaltquoten.

Quoten während GER-NIR

  • Ukraine-Polen (Sat.1): 0,6% / 0,8%
  • «Alles was zählt»: 1,9%
  • «GZSZ»: 6,3%
  • «Köln 50667»: 2,1%
  • «Berlin - Tag & Nacht»: 2,1%
Marktanteil 14-49
Die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich macht es den Daily-Soaps im deutschen Fernsehen nicht gerade einfach. In der vergangenen Woche haben wir uns im Soap-Check mit sämtlichen Daily-Soaps der Sender befasst – unabhängig von deren Sendezeit. Nun blicken wir auf jene Serien, die direkt gegen die 15 Uhr- und 18 Uhr-Spiele der EM antreten mussten. Fünf Seifenopern hatten es in den vergangenen zwei Wochen regelmäßig mit dem fußballerischen Treiben zu tun. Wir haben uns die Einschaltquoten von «Sturm der Liebe», «Alles was zählt», «GZSZ», «Köln 50667» und «Berlin – Tag & Nacht» angesehen – allesamt von zeitgleicher EM-Konkurrenz im Ersten, Zweiten und Sat.1 betroffen. Wer hat sich am besten geschlagen? Wer musste ordentlich Prügel einstecken?

EM? «Sturm der Liebe» hat ganz andere Sorgen


Am angenehmsten hatte es die ARD-Soap «Sturm der Liebe». Wenn die Serie aufgrund der EM-Übertragung im Ersten nicht gerade ausgefallen ist, musste sie sich nur zwei Mal ins direkte Duell mit den ZDF-Spielen um 15 Uhr begeben. Natürlich ist jedes Format gegen die Europameisterschaft mit Marktanteilen bis zu 40 Prozent hoffnungslos unterlegen, dennoch wehrte sich «Sturm der Liebe» mit 15,2 und 14,3 Prozent recht passabel gegen diese Übermacht. Natürlich reichte man hiermit nicht an die durchschnittlich 18,0 Prozent Marktanteil von Anfang Juni und 18,2 Prozent an Tagen ohne EM-Konkurrenz heran, jedoch lag die Soap deutlich im grünen Bereich. Da hat «Sturm der Liebe» deutlich mehr Sorgen, wenn es um 15 Uhr gar kein Spiel gibt. Dann tritt im ZDF wieder das kontinuierlich starke «Bares für Rares» an…

«AWZ» und «GZSZ»: Ein Tiefpunkt nach dem anderen


Bei RTL musste man sich durchgehend mit den EM-Partien messen: kaum ein Wochentag ohne 18 Uhr-Spiel, der zu Lasten der Soaps ging. Bis zum 10. Juni, an dem die Europameisterschaft begann, lag «Alles was zählt» bei den Umworbenen stets im zweistelligen Bereich, auch wenn die zweite Juniwoche mit eine der schwächsten des Jahres war. Doch im direkten Duell mit den EM-Spielen fiel die Einschaltquote bei den 14- bis 49-Jährigen auf enttäuschende 8,1 Prozent Marktanteil. Fünf Mal trat «AWZ» während des Turniers den Weg in die Einstelligkeit an – das geschah im gesamten Jahr bisher nur in drei Fällen. Während der EM verzeichnete die Soap die drei schlechtesten Werte 2016. Eingeschlossen der unsägliche, jedoch wenig überraschende Jahrestiefstwert während der Partie zwischen Deutschland und Nordirland: 1,9 Prozent Marktanteil bei den Umworbenen, nur 0,83 Millionen Interessierte. Trostpflaster für RTL: Die EM-Übertragung von Sat.1 war zur selben Zeit noch schwächer.

Auch «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» hat es während der EM hart getroffen. Der Beginn der RTL-Soap überschnitt sich mit zahlreichen 18 Uhr-Spielen und führte zu deutlichen Einbrüchen. Waren vor der Europameisterschaft Einschaltquoten nahe an die 20 Prozent selbstverständlich, sank der durchschnittliche Marktanteil von «GZSZ» in direkter Konkurrenz zu entsprechenden Spielen auf 12,7 Prozent. Auch die Reichweite sank im Mittel um gut eine halbe Million. Selbstverständlich verzeichnete auch die RTL-Soap einen absoluten Tiefpunkt gegen die Partie der deutschen Nationalmannschaft: 6,3 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe. Noch niedrigere Werte erzielte «GZSZ» seit 2014 nur drei Mal – natürlich während der Weltmeisterschaft in Brasilien.

Licht und Schatten bei RTL II


«Köln 50667» erstaunte in den direkten Duellen mit dem König Fußball am 16. Juni mit einer der besten Quoten des laufenden Jahres. Gegen die Partie der deutschen Gruppe C Ukraine – Nordirland fuhr die Reality-Soap starke 9,7 Prozent Marktanteil ein. Doch insgesamt sah das Bild etwas getrübter aus, auch wenn «Köln 50667» sich noch recht gut schlug. In Konkurrenz zum Fußball erzielte die Serie im Schnitt 6,2 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe. Während der regulären Saison generierte die Soap auch nur ein bis drei Prozent höhere Marktanteile. Aber natürlich wollen wir an dieser Stelle nicht den Jahrestiefstwert während des Deutschland-Spiels verschweigen: 2,1 Prozent.

Etwas schlimmer erwischte es das nachfolgende «Berlin – Tag & Nacht», das während laufender EM-Spiele im Schnitt ein Drittel seines Marktanteils verlor. Während «Köln 50667» am Tag des Deutschlandspiels den bisherigen Negativ-Rekord im Jahr 2016 nur knapp unterbot, lag «Berlin – Tag & Nacht» mit 2,1 Prozent über drei Prozentpunkte unter dem bisherigen Tiefstwert. Insgesamt verzeichnete die Reality-Soap in direkten Duellen mit der EM nur 6,5 Prozent Marktanteil, lag damit aber noch deutlich über dem Senderschnitt von RTL II. Die gute Nachricht: An konkurrenzfreien Tagen berappelte sich «Berlin – Tag & Nacht» problemlos und erzielte wieder starke Werte zwischen neun und zehn Prozent.

Die einzig gute Nachricht für alle fünf Serien: Seit dem heutigen Dienstag ist die Odyssee vorbei. Die restlichem EM-Spiele finden nur noch um 21 Uhr statt. Endlich können die Soaps wieder zum Normalzustand zurückkehren.

Was sonst noch war:


«Sturm der Liebe» hautnah erleben: Fans der Serie haben seit dem 24. Juni die Möglichkeit, zwei Wochen lang im Berliner Einkaufszentrum Alexa in die Realität des Fürstenhofs einzutauchen. Der Londoner Augmented Reality Hardware-Anbieter 3rock bietet Besuchern einen „Augmented Magic Mirror“ an, mit dem man den Stars der Soap ganz nah kommen kann. "Wir freuen uns, dass wir zusammen mit unserem Partner 3rock vollkommen neue Wege in Sachen digitaler Kommunikation beschreiten können", so «Sturm der Liebe»-Produzentin Bea Schmidt. Wer sich ein konkreteres Bild machen möchte: Die Aktion wird auf der Homepage des Ersten und der Facebook-Fanseite der Soap begleitet.

In Lüneburg fand in der vergangenen Woche wieder der große «Rote Rosen»-Fantag statt, bei dem viele Darsteller der Serie anwesend waren. Die Stadt Lüneburg freut sich natürlich, dass man eine Serie beheimate, die mindestens bis 2019 noch in der niedersächsischen Hansestadt gedreht werden soll – so NDR-Intendant Lutz Marmor gegenüber der Landeszeitung für die Lüneburger Heide. Insgesamt 3.600 Fans versammelten sich, um unter anderem mit der neuen Hauptdarstellerin Cheryl Shepard Selfies zu machen oder in einer Auktion auf Soap-Requisiten zu bieten. Bilder und Videos gibt es hier.

Abschied nehmen müssen derweil die «Köln 50667»-Fans von Inka Teubert. Schauspielerin Iris Aschenbrenner steigt Ende Juni aus der RTL II-Soap aus – ihr Charakter Inka wird bei einem Autounfall sterben. „Ein total komisches Gefühl. Ich fühle mich jetzt immer noch komisch, wenn ich privat Autofahre. Das war so realistisch“, bilanziert die 35-Jährige ihre letzten Aufnahmen. An der Crew habe ihr Abschied jedoch nicht gelegen: „Das Team war mega-nett.“ Der Grund für ihren Ausstieg aus der Reality-Soap: „Ich fühle mich geistig auf Dauer unterfordert. Ich will mich weiterentwickeln, ich will aufsteigen. Und das kann ich bei 50667 nicht!“, so Iris Aschenbrenner gegenüber der Bild-Zeitung.
28.06.2016 14:00 Uhr  •  Robert Meyer Kurz-URL: qmde.de/86467