Kleine Stars: 3Sat, oder: Wenn’s mal mehr sein darf

Darf’s denn auch mal etwas Anspruchsvolles sein?

Hard Facts


Der Vorbote von 3Sat ging Anfang 1984 auf Sendung, das ZDF etwa steuerte diesem sein neues Programm ZDF2 bei. Lange hielt man sich aber nicht On Air. Schon Ende 1984 entschieden die Verantwortlichen (darunter auch die Macher von ORF und SRF), dass man mit 3Sat ein neues Programm starten und ZDF2 beenden wird. Der Name ist leicht erklärt: 3 steht für die Zahl der beteiligten Länder, das Wort Sat rührt daher, dass der Kanal zunächst ausschließlich via Satellit zu empfangen war. In den ersten Jahren hatte die ARD übrigens noch nichts mit 3Sat zu tun – sie veranstaltete sogar einen eigenen Kulturkanal (Eins Plus), der jedoch im November 1993 die Lichter ausgeknipst bekam. Im Dezember 1993 stieg die ARD dann bei 3Sat ein, was eine umfangreiche Programmreform mit sich brachte. Auch der damalige ZDF Musikkanal wurde dann beendet – die Inhalte gingen in «Pop Around the Clock», eine der bekanntesten 3Sat Marken, über.

Quoten-Ecke


Den höchsten Zuspruch bekommt der Kanal übrigens in Österreich, wo der Marktanteil 2009 bei 1,9 Prozent lag. In der Schweiz wurden damals 1,2 Prozent gemessen, in Deutschland 1,1 Prozent. Seitdem haben sich die Werte kaum verändert. In den TV-Jahren 10/11 und 11/12 landete der Kultursender im Gesamtmarkt bei einem Prozent Marktanteil, eine Spielzeit später waren es leicht bessere 1,1 Prozent. Im Jahr 13/14 landete man wieder bei 1,0 Prozent, ehe man dann 14/15 wohl die zunehmende Fragmentierung zu spüren bekam. Die TV-Saison 14/15 war die schwächste seit vielen Jahren: Der Kulturkanal kam nicht mehr über 0,7 Prozent hinaus. Sowohl im Oktober 2014 als auch im Frühjahr 2015 wurden Monatsmarktanteile von gerade einmal 0,6 Prozent gemessen.

Umso erstaunlicher dann der Aufstieg zuletzt. Schon im September 2015 stand es um den Sender mit 1,1 Prozent Marktanteil insgesamt wieder deutlich besser, vergangenen November steigerte man sich sogar auf 1,2 Prozent. Im Weihnachtsmonat 2015 landete der Kanal dann bei 1,4 Prozent und somit dem höchsten Wert seit mehr als zehn Jahren. In der Zwischenzeit waren zwar 1,3 Prozent immer mal wieder erzielt worden, aber eben nie 1,4 Prozent. Auch 2016 lief bis jetzt gut: Mit einer Ausnahme erreichte man hier in jedem Monat 1,2 Prozent (April 1,1%), sodass das Fernsehjahr mit 1,2 Prozent und somit dem besten Wert seit Senderbestehen abgeschlossen wurde.

"3sat steht als Qualitätsangebot für Orientierung und Einordnung im digitalen Zeitalter. Der Erfolg bei den Zuschauern zeigt, dass sich das klare Marken- und Programmprofil mit den Schwerpunkten Kultur und Wissenschaft auszahlt", sagte ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut.

Kultur und Online? Geht nicht?


Zudem zeigt der Sender auch, dass kulturelle Sendungen auch auf Abruf durchaus gefragt sein können. Im ersten Quartal 2016 erreichten die rund 13.000 Videos in der 3sat-Mediathek nach ZDF-Angaben mehr als drei Millionen Sichtungen. Die Zahl der Facebook-"Freunde" stieg von 92.800 (2015) auf mehr als 120.000. Hatte 3sat bei Twitter im vergangenen Jahr rund 53.000 Follower, liegt deren Zahl nun bei fast 70.000.

Hinter den Kulissen


Gottfried Langenstein ist Vorsitzender der Geschäftsführung des Senders und zudem auch sonst sehr umtriebig. Er ist zudem auch Direktor für Europäische Satellitenprogramme beim ZDF und Vizepräsident des Kanals Arte. 2002 hatte sich Langenstein als Nachfolger für ZDF-Intendant Dieter Stolte beworben, unterlag damals aber Markus Schächter. Damals war er schon zwei Jahre bei Arte und 3Sat. Sein derzeitiger Vertrag endet 2017, dann wird er 63 Jahre sein. Gut möglich, dass er die Geschicke der Kultursender noch ein Weilchen länger leitet.

Was bringt die Zukunft?


Zugegeben: Die zuletzt gemessenen Quoten und die Tatsache, dass 3Sat seine Werte binnen eines Jahres quasi wieder verdoppelt hat, mögen verwundern. Die guten Werte kommen aber nicht von ungefähr – in der Tat hat sich auch die Qualität der gesendeten Programme wieder verbessert. Und hierin liegt nun auch die Crux: Hält man dieses Niveau, dann wird man 3Sat auch in der Saison 16/17 mit 1,1 oder gar wieder 1,2 Prozent über das Ziel bringen. Einfacher wird das Business jedoch nicht. Sky etwa hat die Marktlücke erkannt und schließt sie mit dem kommende Woche auch linear startenden Sky Arts – und Arte steht schon lange für hohe Qualität. Nur mit Mühe also wird man bei 3Sat weiter so große Erfolge feiern – unmöglich aber ist das freilich nicht.
19.07.2016 10:38 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/86743