«taff»: Ein einsamer Hit inmitten der Comedy-Inflation

Das tägliche Magazin von ProSieben hält in diesen Wochen und Monaten sein konstant starkes Niveau - einzig im Zuge der Europameisterschaft gab es erwartbare Verluste zu beklagen.

Aktuelle «taff»-Moderatoren

  • Annemarie Carpendale (seit 2005)
  • Daniel Aminati (seit 2009)
  • Thore Schölermann (seit 2012)
  • Rebecca Mir (seit 2012)
  • Bonnie Strange (seit 2015)
  • Viviane Geppert (seit 2016)
Ein Format über 20 Jahre lang frisch genug zu halten, das es im ständigen Wettbewerb in täglicher Ausstrahlung bestehen kann - das gelingt wahrlich nicht vielen Formaten. Umso respektabler mutet es an, dass es gerade einem nach dem flexiblen und sprunghaften jungen Publikum strebenden Sender wie ProSieben geglückt ist und er nebenbei mit den «Simpsons» und «Galileo» zwei weitere feste Anker im Aufgebot hat, die ebenfalls schon seit den 90er-Jahren verlässlich für Erfolge garantieren. Und es spricht kaum etwas dafür, dass sich daran allzu schnell etwas ändern wird: Zwar haben sich die Werte nach dem Zwischenhoch im Mai, als gleich mehrere Folgen zwischen 17 und 19 Prozent des werberelevanten Publikums verzeichneten, zuletzt wieder auf etwas niedrigerem Niveau stabilisiert. Doch dieses "niedrigere Niveau" liegt eben noch immer weit oberhalb des Senderschnitts.

Konkret kann man hier von einem Bereich zwischen 13 und 16 Prozent sprechen, auf dem sich die Sendung derzeit in aller Regel bewegt. An besonders guten Tagen, wie zuletzt am Dienstag, den 5. Juli, kommen auch schon mal 16,6 Prozent bei 0,56 Millionen jungen Fernsehenden zustande, an etwas schwächeren hat man sich mit "nur" rund zwölf Prozent bei etwas weniger als einer halben Million 14- bis 49-Jährigen zu begnügen. Beim Gesamtpublikum ist das Interesse traditionell verhaltener, hier muss man sich mit soliden fünf bis sechs Prozent begnügen, weil kaum Publikum fernab der Kernzielgruppe hinzustößt. Letztmals mehr als eine Million Menschen sahen im März dieses Jahres zu, die Normalität liegt eher bei etwa 0,6 bis 0,7 Millionen.

Hier fügt sich «taff» allerdings auch in die demografischen Gegebenheiten an, die das gesamte Mittags- und Nachmittagsprogramm des Senders dominieren, denn auch und insbesondere die US-amerikanischen Comedyserien wie «The Big Bang Theory» oder «Die Simpsons» haben ihre Erfolge im Kern der jüngeren Zielgruppen zu verdanken. Wenn man von der oft gehörten These ausgeht, dass Magazine dieser Couleur eher "Dranbleib"- als "Einschalt"-Inhalte darstellen, also das Publikum eher bei der Stange halten als sich neues zu erschließen, dann müssten die Programmverantwortlichen eher bis 17 Uhr und nach 18 Uhr etwas an ihrem Aufgebot ändern, um mehr ältere Zuschauer um 17 Uhr zu erschließen - wovon allerdings mittelfristig kaum auszugehen ist.

Sogar im Zuge der Europameisterschaft hat sich das derzeit von gleich sechs Moderatoren (siehe Infobox) abwechselnd präsentierte Format weitgehend schadlos halten können. Zwar rutschte man fünf Mal in die Einstelligkeit ab, weniger als 7,4 Prozent kamen dabei allerdings nie zustande. Der Slot um 17 Uhr stellte sich hierbei allerdings auch als recht dankbar heraus, da man sich zu keinem Zeitpunkt gegen Live-Fußball zu behaupten hatte, sondern "nur" gegen die - wenngleich dennoch stets beachtlich frequentierte - Vor- und Nachberichterstattung der ausstrahlenden Sender. Ein besonderer Grund zur Freude dürften die immerhin 9,0 Prozent am Dienstag, den 21. Juni gewesen sein, immerhin lief parallel dazu das Warm-Up zum deutschen Vorrunden-Spiel gegen die Nordiren, das alleine schon über die Hälfte aller 14- bis 49-Jährigen anlockte, die ab 17 Uhr fernsahen.

Was die Gesamtsituation anbetrifft, unter der die «taff»-Redaktion derzeit arbeiten kann, lässt sich von einer angenehmen Grundentspanntheit sprechen. Weder gäben die Einschaltquoten Anlass zur Besorgnis noch drängt derzeit ein Player auf den Markt, der Anlass zur Sorge gäbe - und ob nach dem verheerenden «Club»-Flop für RTL II so schnell wieder jemand mit ähnlichen Inhalten das Duell suchen wird, erscheint doch mehr als fraglich. Es spricht also aktuell nichts dafür, das den Fans oder Verantwortlichen der Sendung irgendeine tiefere Sorgenfalte aufs Gesicht zaubern müsste. Ein Status Quo, bei dem viele Fernsehmacher neidisch werden dürften.
16.07.2016 15:00 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/86845