Sebastian Hellmann ist seit Jahren das Aushängeschild für den Fußball bei Sky. Uns sagt er, wieso Marcel Reif für ihn so wichtig ist, was die neue Saison bringt und wie er mal total abschalten kann.
"Der Donnerstag ist mein Sonntag" - Arbeiten am Wochenende ist für Sky-Moderator Sebastian Hellmann ganz normal. Dafür ist ihm der Donnerstag heilig. Fast zumindest.
Sportrechte werden für Fernsehsender wichtiger und wichtiger: Große Events haben auch heute noch die Kraft, ganze Familien und Cliquen zum Live-Erlebnis vor den Fernseher zu holen. Doch auch hier befindet sich das Medium Fernsehen im Wandel: Rechte werden teurer und teurer und neue und innovative Player drücken auf den Markt. Eines haben alle gemeinsam: Ihre Sendungen lassen sie von Menschen machen, die ihren Sport leben, lieben und so emotional begleiten wie es sonst selten ist in der TV-Landschaft. Die, die lieben und leiden, wollen wir in dieser neuen Reihe zu Wort kommen lassen.
* * * * * * * * * * * * * * *
Mal vorgestellt...*
Wunsch-Position: „Linkes, defensives Mittelfeld. Auf jeden Fall irgendwo links. Ich bin linksfuß. Den rechten habe ich nur zum Stehen. Früher habe ich in der Tat immer links gespielt, weil mein linker Fuß meine einzige Waffe ist.“
Wunsch-Nummer: „Die 4. Ich bin irgendwann, als ich 18 war, mal gewechselt und habe die 4 bekommen. Eine andere Nummer gab es nicht. Ich habe das als Schicksal betrachtet.“
Wunsch-Trainer: „Es wäre interessant mal unter Thomas Tuchel und Jürgen Klopp zu arbeiten. Wir kennen sie alle aus Interviews und aus Erzählungen, wie sie in der Kabine sind. Ich würde das gerne direkt erleben. Ansonsten würden mir auch moderierende Trainer wie Heynckes oder Hitzfeld liegen. Beide sind aus meiner Sicht absolut herausragende Fußballlehrer.“
Wunsch-„Heimstadion“: „Tja, was soll ich sagen? Es kann nur die Bielefelder Alm geben. Wobei: Das Estadio Santiago Bernabéu in Madrid ist auch ein gigantischer Fußball-Tempel.“
Wunsch-Liga: „Das kann für mich nur die Bundesliga sein. Ich bekomme ja jetzt schon regelmäßig nach wenigen Tagen Heimweh.“
*Sebastian Hellmann auf die Frage, wie er antworten würde, wenn er ein gefragter Spitzenfußballer wäre
Es ist eine wahre Kölner Sport-Clique. Sie alle üben den gleichen Beruf aus. Man ist fast verleitet zu sagen: Sie teilen dasselbe Schicksal. Das klingt viel negativer als es ist. Aber Sportmoderator zu sein, heißt eben, dass an der Mehrzahl der Wochenende kein Couching ansteht, sondern Arbeiten – wenn auch in den schönsten Sportstadien dieses Landes. Zu dieser Sportclique in der Rheinstadt gehören ARD-Gesichter wie Tom Bartels, Claus Lufen, RTL-Moderator Florian König und eben Sebastian Hellmann. Seit 17 Jahren arbeitet der 48-jährige Bielefelder nun für den Bezahlsender. Er moderiert die großen Samstagabend-Topspiele, kommt dazu im Pokal und der Champions League zum Einsatz. „Wir teilen alle das gleiche Schicksal“, sagt er über seine Reporterkumpels. Er kennt sie schon länger als er beim Fernsehen arbeitet – alle haben einst gemeinsam studiert. Mit ihnen geht er regelmäßig auch selbst auf den Fußballplatz. Immer donnerstags trifft man sich für einen Spaß-Kick.
Donnerstag – das ist quasi ohnehin der heilige Tag des Sebastian Hellmann. „Der Donnerstag ist mein Sonntag“, meint er grinsend. „Es gelingt in der Tat manchmal, dass ich da dann keine Termine habe“, meint der 48-Jährige. Seine TV-Karriere begann 1996 bei RTL – Marcel Reif hatte ihn dorthin gelotst. Drei Jahre später ging Hellmann dann zum Bezahlsender Premiere, der heute Sky heißt. „Marcel Reif war immer eine wichtige Person für mich“, verheimlicht Hellmann den leichten Abschiedsschmerz nicht. Reif hatte im Mai sein letztes Fußball-Spiel für Sky kommentiert, will nun kürzer treten.
Ob Hellmann die Entscheidung überrascht hat? Ja und Nein, meint er. „Naja, Marcel Reif hatte schon vor über zehn Jahren gesagt, dass nach der WM 2006 Schluss sein soll . Mehr ginge ja nicht. Und hat dann doch weitergemacht, weil er so viel Lust und Spaß am Fußball hat.“ Aber es sei letztlich klar gewesen, dass Reif nun nicht noch einmal zehn Jahre hätte machen können. Hellmann selbst hat seinen Sky-Vertrag im Winter bis 2018 verlängert. Es sei keine große Sache gewesen – gehört er doch irgendwie schon zum festen Inventar des Kanals. „Beide Seiten wissen, was sie aneinander haben. Das macht die Dinge dann einfacher. Ich versuche mich immer im Sinne von Sky mit Leidenschaft einzubringen“, meint er und gibt sich zuversichtlich, dass er beim Sender in drei Jahren sein 20-jähriges Jubiläum feiern wird.
Neues auszuprobieren sei aber grundsätzlich schon wichtig. So bekommt Hellmann in der anstehenden Bundesliga-Saison in seinen Sendungen am frühen Samstagabend einen neuen festen Experten. Dietmar Hamann, der zwei Jahre an der Seite von Hellmann, Lothar Matthäus und Christoph Metzelder an Bord war, wird künftig regelmäßig am Freitagabend zu sehen sein, das Bundesliga-Wochenende eröffnen und so „den Freitagabend aufwerten“, wie Sky es nennt. Heribert Bruchhagen, der über Jahre hinweg die Geschicke von Eintracht Frankfurt leitete, wechselt die Seiten und wird ab der kommenden Saison das Bundesliga-Geschehen erstmals auf der Medienseite begleiten. „Er wird eine ganz andere Sichtweise in unsere Sendung bringen. Bisher hatten wir ja drei Spieler als Experten, alle einzuordnen irgendwo im defensiven Mittelfeld“, unkt Hellmann. Bruchhagen aber könne mit seinen Sichtweisen immer wichtiger werdende Thematiken wie Transfers und andere Finanz-Themen abbilden. Sky werde somit auch dem Punkt gerecht, dass sich die finanziellen Gegebenheiten der Bundesliga heutzutage ganz anders darstellen als noch vor fünf oder zehn Jahren. „Er wird uns einen Einblick hinter die Kulissen liefern. Diesen Bereich abzudecken, wird der Sendung gut tun“, zeigt sich der 48-Jährige überzeugt.
Ohnehin brennt in ihm schon wieder das Feuer für die kommende Saison. „Ich bin sehr gespannt, welche Rolle Schalke spielen wird mit neuem Trainerteam. Ich glaube, es wird eine gute Saison für die Königsblauen. Der Umbruch beim BVB ist freilich riesig. Götze wäre aber ein guter Move der Dortmunder., meint der Sky-Moderator. Carlo Ancelotti wird ein großes Thema sein. Natürlich wird Bayern vermutlich auch mit ihm wieder Erster sein. Aber ich denke schon, dass es mindestens eine Mannschaft geben wird, die das Rennen an der Spitze spannend hält“, sagt Hellmann.
Bis die Saison am 26. August eröffnet wird, steht aber erst noch einmal Urlaub an. Vier Wochen frei am Stück gönnt sich der 48-Jährige nun. „Eigentlich ein absoluter Luxus“, lacht er. Dafür hatte er bisher noch nicht allzu viel Freizeit. Hellmann war im Juni und bis Mitte Juli für den DFB bei der Europameisterschaft in Frankreich unterwegs, moderierte dort Events des Verbands. Vier Wochen mal völlig raus zu sein aus dem Alltag, sei daher nun wichtig, um die Batterie wieder aufzuladen. „Das reicht dann aber auch. Dann wird die Fußball-Pause lang genug gewesen sein“, sagt er, zumal er auch während der laufenden Spielzeit immer versucht, Zeit für Hobbys abseits des Sports zu finden.
Das Schrauben an Autos oder Motorrädern ist eine der großen Leidenschaften des Journalisten. Er kürzlich hat er sich einen alten Ford Granada Coupe gekauft, den er nun „von A bis Z herrichten muss.“ Damit könne er sich wirklich total ablenken. „Vielleicht fahre ich dann auch mal bei meinem Kumpel Florian König in der Boxengasse vorbei“, scherzt er. Mit Sicherheit aber in Bielefeld. Hellmanns Familie wohnt noch in der 330.000-Einwohner-Stadt. Es ist auch kein Geheimnis, dass Hellmanns Fußball-Herz für die dortige Arminia schlägt. „Ich kann das einfach sagen, weil ich für Sky in der zweiten Liga nicht im Einsatz bin. Ich bin dort geboren und in diesem Punkt eben ein echter Fußball-Romantiker.“ Ginge es nach ihm, er würde für die Arminia sofort den Aufstieg als großes Saisonziel ausgeben. In Wahrheit dürfte sich der Zwölfte der Vorsaison wieder eher nach unten in Liga 2 orientieren. „Wenn wir zuhause ein bisschen geschmeidiger spielen würden, wäre sicher mehr drin“, meint Hellmann.
Selbst ins Stadion, also auf die Bielefelder Alm, kommt der 48-Jährige nur selten. Erstaunlich oft würde Bielefeld samstags spielen – dann, wenn Hellmann sich auf seine Topspiele vorbereitet. Entsprechend ist er immer auch schon vor Ort, wenn die Sky-Kult-Konferenz am Nachmittag beginnt. „Davon bekomme ich aber meistens 80 Prozent im Fernsehen mit.“ Hellmann schaut das Sky-Aushängeformat dann in einem „Büro-Truck“, in dem er sich mit seinen Kollegen auf die Sendung vorbereitet – und zur Vorbereitung gehört auch dazu, über die Spiele am Nachmittag Bescheid zu wissen. Fußball aber mal so richtig gemütlich auf dem Sofa zu schauen? „Hätte auch was“, grinst Hellmann. Aber: Samstag ist nun mal kein Donnerstag.