Die Experten: 8. August 2016
Sind die Einspielergebnisse von «Star Trek Beyond», «Ice Age 5» und «Independence Day 2» wirklich so schlecht? Sendet Sky Ticket in SD oder HD? Wann gibt es Nachschlag zu «The Middle» und «The Goldbergs»? Und wie funktioniert Quotenmessung in Deutschland im Detail? Diese und weitere Fragen beantworten für euch heute die Quotenmeter.de-Experten Björn Sülter, Sidney Schering und Fabian Riedner.
Peter: Ich habe gelesen, dass die neuen Filme von «Ice Age», «Star Trek» und «Independence Day» hinter den Erwartungen zurück bleiben. Wie schlecht sind die Ergebnisse wirklich? Was heißt das für die Zukunft? Wird es weitere Filme davon geben?
Sidney Schering: Die Frage danach, ob die wirtschaftlichen Erwartungen eines Films eingehalten werden, ist zuweilen knifflig zu beantworten – schließlich können die Erwartungen seitens der Filmemacher anders bemessen sein als die des Studios und die des Studios anders als die der Finanzexperten und der Aktionäre. Und dann wiederum darf man als Filmkenner gelegentlich hinterfragen, ob die Erwartungen innerhalb des Branchenzirkus nicht vielleicht zu hoch waren. Um dennoch einen Antwortversuch zu wagen:
Im Falle von «Ice Age – Kollision voraus!» haben die Regisseure und die Produzentin vor Filmstart ungewöhnlich kleine Brötchen gebacken. In Interviews wurde immer wieder kleinlaut betont, dass man keinerlei Prognosen über die Zukunft der Filmreihe wagen wolle, da man erst abwarten müsste, wie der Film denn an den Kinokassen laufen wird. Diese Bescheidenheit stellte sich durchaus als berechtigt heraus: In den USA ging der Film vollkommen baden, bislang hat er nicht einmal die 60-Millionen-Dollar-Marke durchbrochen. Alle anderen Teile landeten bei mindestens 160 Millionen Dollar allein in den Staaten. Im Rest der Welt liegt der fünfte «Ice Age» auch deutlich hinter den Vorgängern zurück, mit aktuell mehr als 235 Millionen Dollar Einspiel jenseits der USA (und einem noch ausstehenden China-Start) stellt jedoch der übermächtige Schatten der bisherigen «Ice Age»-Produktionen das international ärgste Problem der Produktion dar. Angesichts einer solchen Abwärtstendenz sind die Chancen auf einen sechsten Film zwar überschaubar, doch das letzte Wort sollten China und der Merchandising-Absatzmarkt haben.
Im Fall von «Independence Day: Wiederkehr» stellt ebenfalls das US-Ergebnis die Achillesferse dar. Abseits der Staaten gab Teil zwei um weniger als die Hälfte nach, während in den USA das Original mehr als das Dreifache seiner Fortsetzung eingespielt hat. Der vorab vollmundig versprochene dritte Teil darf damit praktisch vergessen werden – zwar steht «Independence Day: Wiederkehr» weltweit derzeit klar vor dem fünften «Ice Age», allerdings fehlt es diesem Franchise an einer derartigen Merchandising-Macht wie sie die Eiszeittiere genießen, wodurch die «Independence Day»-Weiterführung geringere Aussichten hat, nennenswert rentabel zu werden.
Um über «Star Trek Beyond» zu urteilen, ist es unterdessen noch zu früh – es stehen noch zu viele internationale Starts aus, um eine handfeste Aussage zu treffen. Fakt ist aber, dass der Film in den USA deutlich unter den beiden Reboot-Vorgängern anlief und in der zweiten Woche zudem ungewöhnlich stark an Zugkraft verloren hat. Aufgrund der Bedeutung des Franchises für Paramount Pictures sollten Fans dennoch nicht voreilig die Flinte ins Korn werfen – erst kürzlich hieß es aus Branchenkreisen, dass ein vierter Film „sehr wahrscheinlich“ sei, er eventuell aber mit strafferem Budget zu rechnen habe.
Eike: Kann mir jemand mal ganz genau erklären, wie die Quoten zustande kommen, die auch Quotenmeter immer vermeldet? Wer misst die? Womit? Bei wem wird gemessen? Ist das wirklich repräsentativ? Und warum misst man nicht wirklich alle, die wirklich Fernsehen? Geht das nicht?
Fabian Riedner: Die Einschaltquoten werden in Deutschland von einem Zusammenschluss von ARD, ZDF, ProSiebenSat.1 und RTL erfasst und gemessen. Diese Aufgabe übernehmen die GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) und die AGF (Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung). Die 5.000 Haushalte mit ihren rund 12.500 Teilnehmern haben eine spezielle Quotenbox, auf der sie sich für die TV-Nutzung an- und abmelden können. Das ist im Rahmen der Free-TV-Sender genau, jedoch bei kleinen Sendern wie Motorvision sehr schwierig. Von den 5.000 Haushalten sind nur etwa 500 Haushalte in der Lage Motorvision zu empfangen. Aus diesem Grund will Sky ein eigenes Panel aufbauen.
Theoretisch wäre es möglich, dass in Deutschland alle Haushalte via Internet oder dem Rückkanal gemessen werden. Praktisch ist dies allerdings unmöglich, da viele Bürger allein aufgrund einer Überwachungssituation dieses Kabel wohl auch wieder kappen würden. Sender wie ProSieben würden ebenfalls davon profitieren, da die Zuschauer besonders technikaffin sind.
Interessant ist die Verbreitung von RTL II YOU, denn diesen Sender kann man nur als Stream anschauen. Daher weiß RTL II ganz genau, wie viele Menschen wie lang schauen.
Philipp: Wann erscheint die 2.Staffel von «The Goldbergs» auf DVD?
Björn Sülter: Die erste Staffel ist ja erst im Mai auf Deutsch erschienen – hier gilt es, die Absatzzahlen, bzw. die Reaktion des Anbieters abzuwarten. Generell würde man davon ausgehen, dass die zweite Staffel sogar gute Chancen auf ein Release noch in diesem Jahr hätte, um in einen regelmäßigen Flow zu kommen, was den Versatz zu den ausgestrahlten Staffeln angeht. Für ein definitives Statement ist es aber noch zu früh.
Dieter: Gibt es schon Informationen über Darsteller der neuen «Star Trek»-Serie? Oder gibt es eine grobe Schätzung wann diese öffentlich werden?
Björn Sülter: Da warten sicher viele Fans drauf - der Castingprozess läuft und es wird sicherlich irgendwann in den nächsten Wochen erste Infos geben. Schließlich will man ab September mit dem Drehen beginnen. Tony Todd (der den alten Jake Sisko in der DS9-Episode "The Visitor" spielte) hat sich ja schon zweimal ins Gespräch gebracht - bestätigt ist jedoch nichts. Heather Kadin, die zusammen mit Showrunner Bryan Fuller, Alex Kurtzman, Trevor Roth und Rod Roddenberry als Executive Producer fungiert, sagte vor Kurzem zum Casting: "Discovery will feature female, minority, and LGBTQ (steht für: Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer) characters as modern television does not accurately represent those groups in television shows featuring predominantly-caucasian casts." Es bleibt also spannend.
Yannick: Warum wurde von «The Middle» erst eine Staffel auf DVD veröffentlicht?
Björn Sülter: Bei vielen Serien wird auf diese Weise getestet, ob es überhaupt einen Markt für den Stoff auf DVD oder BluRay gibt. Mit einer inzwischen vier Jahre langen Pause seit Release der ersten Season darf man aber nicht von weiteren Staffeln auf diesem Vermarktungsweg ausgehen.
Martin: Können Free-TV-Sender Serien wie «Fear the Walking Dead» (Amazon) und «Star Trek: Discovery» (Netflix) auch irgendwann ausstrahlen? Laufen die Rechte irgendwann ab oder können die Streaming-Dienste dies bei der Rechtevergabe blockieren?
Björn Sülter: In Verträgen kann man ja so ziemlich alles festlegen. Dennoch sieht man ja: «Fear the Walking Dead» wird demnächst bei RTL II seine Free-TV-Heimat finden – bei «Star Trek: Discovery» hält sich Netflix ob der Inhalte des Vertrages mit CBS verständlicherweise (noch) bedeckt - es ist aber davon auszugehen, dass irgendwann auch eine Free-TV-Ausstrahlung erfolgt - nur nicht sehr zeitnah.
Tim: Ich wollte fragen, ob ihr Infos habt, ob beim neuen Service «Sky Ticket» die Inhalte in SD oder in HD sind?
Björn Sülter: Die Inhalte werden komplett in SD und HD angeboten. Der Kundenservice sagt dazu: „Wir bieten unseren Kunden die Inhalte von Sky Ticket je nach Verfügbarkeit in HD- oder SD-Qualität an. Die Auflösung ist zudem abhängig von der Bandbreite, anhand derer die Bildqualität beim Streaming automatisch hoch- oder runterskaliert wird."
Das war es für diese Woche. Bitte senden Sie Ihre Fragen, Anmerkungen und Hinweise über das untere Formular ein.