Alle Spiele live – zusätzlich On Demand abrufbar, das ermöglicht die Telekom jetzt den Eishockey-Fans in der Republik. Die Liga wartet mit neuen Zahlen zur Attraktivität ihres Sports auf. Was Eishockey fortan kostet und welche Menschen durch die künftigen Übertragungen führen.
Eishockey in Deutschland - Zahlen & Fakten
- Zuschauerentwicklung im Stadion Saison 14/15 zu 15/16: 2,65 -> 2,75 Mio.
- Durchschnittswert: 6.520 -> 6.756
- 19,9 Mio. Deutsche sind an Eishockey interessiert – 5,1 Mio. sind besonders interessiert.
- Neun DEL-Klubs spielen in Deutschlands Metropolen und in hochmodernen Multifunktionsarenen
*Alle Daten sind Telekom-Angaben
Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) hat ein neues Zuhause – und dort wird die Sportart so umfangreich präsentiert wie noch nirgendwo vorher. Bis 2012 liefen je ein Spiel pro Spieltag im Pay-TV bei Sky – der Abo-Sender war über viele Jahre lang die Heimat des dynamischen Kufensports. Am Ende aber waren die Zuschauerzahlen zu niedrig, die Produktion zu teuer. Die Liga suchte ihr Glück bei Servus TV, das mit einer teils unfassbar aufwändigen Produktion mit an die 20 Kameras, die Sportart hierzulande pushen wollte – nicht zuletzt auch, um das konzerneigene Team, die Red Bulls aus München, ins rechte Licht zu rücken. Die Zuschauerzahlen, meist um die 150.000, blieben aber unter den eigenen hohen Erwartungen zurück, sodass seitens Servus TV kein Interesse mehr bestand, den Deal fortzusetzen.
Gut, dass die Basketball-Bundesliga vor zwei Jahren den neuen DEL-Weg ebnete. Sie verkaufte alle Rechte an die Deutsche Telekom, die widerrum mit teils kleinem Aufwand alle Spiele aus den Hallen streamte. Laut Sportmarketingchef Henning Stiegenroth hätte man dort über 100.000 Zuschauer erreicht, die Zahl der registrierten Kunden für das Basketball-Angebot liege bei rund 120.000, bei steigender Tendenz. „Das ist eine ansprechende Größe“, meinte Stiegenroth. So wird es nun auch bei der Deutschen Eishockey Liga passieren, die der Telekommunikationsriese am Dienstagmittag als „schnell und actionreich“, „authentisch und glaubwürdig“ und „emotional und faszinierend“ anpries. Und durchaus: Einige Aspekte sprechen wirklich für das große Angebot: Etwa die Tatsache, dass die 14 DEL-Klubs quasi aus jeder Ecke kommen. Angefangen ganz oben mit den nachgerückten Pinguins aus Bremerhaven bis rüber Richtung Osten mit den Eisbären Berlin und runter nach Bayern mit den Standorten München, Augsburg und Nürnberg.
Ligachef Gernot Tripcke sprach von stetigem wirtschaftlichem Wachstum und verwies dabei auf das durch Umfragen attestierte große Interesse von rund 20 Millionen Deutschen an der Sportart Eishockey. Das soll durch eine bessere Arbeit im Bereich der „neuen Medien“ noch befeuert werden. Tripcke kündigte am Dienstag in Zusammenarbeit mit der Telekom eine neue Eishockey-Webpräsenz an, die „das Home of Hockey für alle Fans werden soll“. Die neue Domain telekomeishockey.de soll die bisherige Domain del.org auch ersetzen. Man wolle hier seine Kräfte bündeln, erklärte DEL-Chef Tripcke.
Die Telekom also wird, beginnend ab dem 16. September, alle 364 Hauptrundenspiele in die Wohnzimmer bringen und dann im Frühjahr jeweils in der heißen Play-Off-Phase auch am Puck bleiben. Zwischen Anfang März und Ende April werden zwischen 32 und 55 Play-Off-Partien komplett abgedeckt bei der Telekom ausgestrahlt. 90 Minuten nach Abpfiff werden alle Partien auch On Demand zum Abruf verfügbar sein, zudem gibt es anwählbare Highlight-Clips. Für Jedermann in Deutschland werden außerdem ab acht Uhr des kommenden Tages die Highlight-Clips ansehbar sein. Die Telekom lässt die Spiele mit zwischen sechs und zehn Kameras direkt vor Ort produzieren. Kommentatoren, Experten und Regie sind bei jedem Spiel in der Halle vor Ort. Geplant ist eine gewisse Priorisierung, vielleicht sogar die Etablierung eines „Games of the Week“, das dann mit größerem Produktionsaufwand gefahren wird, erklärte Henning Stiegenroth, der Leiter des Sportmarketings der Deutschen Telekom.
Stiegenroth betonte, dass Eishockey nicht zuletzt wegen der Fanstruktur prima zur Telekom passe. „Die Eishockey-Zielgruppe ist quasi die Kern-Zielgruppe der Telekom. Das durchschnittliche Alter eines Eishockey-Fans liegt bei etwa 40 Jahren“, erklärte er am Dienstag. Wichtig sei seinem Unternehmen aber gewesen, die Produktion des deutschen Eishockey nicht zuletzt durch die volle Abdeckung aller Spiele „auf ein neues Niveau“ zu heben. Angeboten wird sie neben den klassischen Kanälen bei Entertain auch auf einer neuen OTT-Plattform, die kompatibel mit praktisch allen Endgeräten ist. Die Eishockey-Sendungen sollen unter anderem über den Fire TV, Google Chromecast, Smartphones und am PC ansehbar sein.
Die redaktionelle Verantwortung liegt bei der Firma thinXpool rund um Ex-«ran»-Veteran Albrecht Schmitt-Fleckenstein. Für ihn kein Neuland. Seine Firma betreut seit zwei Jahren auch die BBL und produzierte seit 2012 die DEL für Servus TV. Entsprechend tauchen bei der Telekom auch viele bekannte Stimmen aus. Das populäre Kommentatoren-Duo Rick Goldmann und Basti Schwele sind ebenso weiter an Bord wie auch Patrick Bernecker. Sein Comeback am Eishockey-Mikro feiert zudem Günter-Peter Ploog, der vor vielen Jahren schon die Eishockey-Sendungen von Premiere prägte. 2014 saß er bei den Olympischen Winterspielen bei Eishockey-Spielen für das ZDF am Mikro.
Zu den Experten von Telekom Eishockey zählen die einstigen DEL-Profis Sven Felski, Andi Renz, Patrick Ehelechner und weitere. Die ganz exakten Planungen zur redaktionellen Ausgestaltung laufen noch. So konnte Henning Stiegenroth zwar verraten, dass man sich Gedanken gemacht habe, irgendwann eine Konferenz anzubieten. Vor allem der Freitagabend würde sich empfehlen und die Telekom habe sich bei Liga total! mit der persönlichen Konferenz schon einen Namen gemacht, Versprechungen diesbezüglich konnte er aber noch nicht abgeben. Die von Servus TV bekannten und beliebten Cable Guys würde die Telekom künftig „selektiv anbieten“, hieß es.
Telekom Eishockey: Die Preisgestaltung
- Für Entertain-Kunden: Ohne zusätzliche Kosten
- Festnetz- und Mobilfunkkunden mit Laufzeitvertrag und Internetzugang: 24 Monate kostenfrei, danach 4,95 Euro pro Monat
- Nicht-Telekom-Kunden: 9,95 Euro pro Monat bei Abschluss eines Jahres-Abos, 16,95 Euro bei Abschluss eines Monats-Abos
Wer Telekom-Kunde ist und beim Unternehmen Festnetz und Internet hat, bekommt die Eishockey-Übertragungen zunächst für zwei Jahre geschenkt, Entertain-Kunden werden die Sendungen sogar immer ohne zusätzliche Kosten sehen. Für Nicht-Telekom-Kunden fallen bis zu 16,95 Euro pro Monat an, bei längerer Vertragsbindung wird es billiger. „Das ist ein faires Pricing“, sagte Stiegenroth, bei dem jeder Fan eines Vereins auf seine Kosten komme. Ein Follow-Your-Team-Ticket, das nur alle Spiele eines bestimmten Klubs freischaltet, ist derweil nicht geplant. Auch weil der Preis für Zuschauer, die nur die Spiele ihrer Mannschaft sehen wollen würden, schon ziemlich gut sei, wie Stiegenroth meinte.
Neben dem Telekom-Angebot wird auch Free-TV-Sender Sport1 ein Spiel pro Woche übertragen, in der Regel sonntags um 16.30 Uhr. Details zur dortigen Übertragung will der Spartensender erst in den kommenden Tagen präsentieren. Gegenüber Quotenmeter.de hat der Sender schon bestätigt, dass Moderator Sascha Bandermann im Free-TV Ankerpunkt der Übertragungen wird.