Dass die «Ghostbusters» nun von Frauen gespielt werden, rief überraschend misogyn-reaktionäre Gegenwehr hervor. Wie wird es erst werden, wenn aus James Bond einmal Jane Bond wird?
Die «Ghostbusters» werden jetzt von Frauen gespielt. So. Das muss man erst einmal sacken lassen. Die «Ghostbusters». Von Frauen. Pervers. Abstoßend. Wie man nur auf diese Idee kommen konnte. Diese politisch korrekten Schweine in Hollywood. Was kommt als Nächstes? Ein homosexueller Harry Potter?
Eine schwarze Hermione Granger? Eine Jane Bond? Wo ist die AfD, wenn man sie mal braucht? Gauland, steh uns bei, sonst zieht noch der Boateng neben mir ein! Nicht nur dass man im Genderwahn schon die Posten des Bundeskanzlers, des Präsidenten der Federal Reserve und des geschäftsführenden Direktors des Internationalen Währungsfonds mit Frauen besetzt hat. Jetzt auch noch die «Ghostbusters»! Die «Ghostbusters»!
Das Überraschende: Es gab nicht nur durchgeknallt-reaktionäre YouTube-Kommentare unter dem Trailer oder behämmerte Facebook-Posts, die sich so lesen wir der Blödsinn aus dem ersten Absatz dieses Artikels. Es gab sogar Rezensionen auf ansonsten seriösen Portalen, die, wenn auch etwas verklausulierter und mit einer etwas ausgereifteren sprachlichen Ästhetik, recht ähnlich klangen.
Es ist erstaunlich, welch rabiate Reaktionen es auch in einer pluralistischen Gesellschaft hervorruft, wenn Figuren, die bisher von Männern gespielt wurden, nun mit Frauen besetzt werden. Dass es Menschen gibt, die in diesem Zusammenhang tatsächlich von einer Vergewaltigung (oberflächlicher) Kindheitserinnerungen schreiben. Und die, wenn man ihnen vorwerfen würde, nur ein Haufen reaktionärer Idioten zu sein, das knallhart verneinen würden. Integration, gesellschaftlicher Fortschritt, jaja, alles schön und gut, aber die «Ghostbusters» sollen doch wenigstens Männer bleiben dürfen. Irgendwo muss auch mal gut sein. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.
Nicht nur erstaunlich oder überraschend, sondern erschreckend ist es, dass es offenbar eine laute Gruppe an Rezipienten – und nicht nur die Intelligenzallergiker und Empathielegastheniker aus der Unterschicht – gibt, die eine Komödie nicht deswegen kritisieren, weil sie nicht witzig oder zu albern ist, weil sie den angestrebten komödiantischen Ton nicht trifft, schlecht gespielt oder schlecht geschrieben ist, sondern allein deswegen, weil die Hauptfiguren einmal keine Klöten haben.
Mir graut schon vor dem Diskussionen ersetzenden Gepöbel, wenn James Bond irgendwann einmal weiblich sein wird. Oder schwarz. Oder schwul.
Denn, liebe Gender-Studies-Hasser, liebe AfD-Wähler, lieber Herr Gauland und lieber Herr Pretzell mit
Ihrer männlichen Stärke, Sie müssen jetzt ganz stark sein, denn auch das wird kommen. Progressive Gesellschaften zeichnen sich dadurch aus, dass Menschen, die Gruppen entstammen, welche nicht Teil der Mehrheit sind, (vulgo: Schwarze. Schwule.
Enter minority here.), oder die bis vor wenigen Generationen in einer klar marginalisierten Position lebten (vulgo: Frauen), auch in den kulturellen Produkten einer solchen progressiven Gesellschaft immer sichtbarer werden – erst recht in Dimensionen, die bisher die (weiße, männliche, heterosexuelle) Mehrheit wie selbstverständlich für sich beansprucht hat. Als die «Ghostbusters». Und als James Bond.
Jane Bond ist nur eine Frage der Zeit. Auch ein James Bond, der wenig sexuelles Interesse an einem Bond Girl hat, aber ein Auge auf einen Bond Boy wirft. Das Beruhigende an Reaktionären: Sie gewinnen manche Schlacht, aber verlieren ausnahmslos jeden Krieg. Auch wenn ein lauter Haufen misogyn-reaktionärer Typen dagegen anätzt, dass Kristen Wiig und Kate McKinnon die Nachfolge von Bill Murray angetreten haben.