Burkhard Weber: ‚Haben Dinge im Kopf, die es in Deutschland noch nicht gegeben hat‘

Das neue Sportproduktionszentrum von Sky soll ab 2017 gänzlich neue Möglichkeiten bieten. Zunächst steht aber die Saison 16/17 an. Mit welchen festen Köpfen Sky den Freitag- und Samstagabend bespielt, wer die Europa League verlassen muss und welche Meinung er zu «Sky 90» hat, verrät der Live-Sport-Chef von Sky im Exklusiv-Interview.

Zur Person: Burkhard Weber

Weber, geboren in Dortmund, begann seine TV-Karriere bei RTL in Luxemburg. Nach seiner Ausbildung wurde er unter anderem stellvertretender Sportchef und später Sportchef von RTL. Er moderierte Anfang der 90er auch die Bundesliga-Sendung «Anpfiff». Im weiteren Verlauf seiner Karriere war er Geschäftsführer der Probono Fernsehproduktion GmbH und der LYNX and friends GmbH. Seit Juli 2011 ist er verantwortlich für den Live-Sport von Sky Deutschland.
Herr Weber, wie üblich haben Sie in den vergangenen Wochen mit Ihren Redaktionskollegen ein Fazit der Bundesliga-Saison 15/16 bei Sky gezogen. Wie fiel es aus?
Sportlich hätte die Saison sicherlich spannender sein können. Dass die Bayern wieder einen Durchmarsch durch die Liga hatten, war für uns nicht wirklich ideal. Aber das können wir ja nicht beeinflussen. Dafür gab es aber andere spannende Tabellenregionen – Wie zum Beispiel die Champions League- und Euro League-Qualifikation und natürlich das Thema Abstieg. Im Großen und Ganzen sind wir mit dem Produkt, das wir gestaltet haben, absolut zufrieden. Und um den Bogen zur neuen Saison zu spannen: Wir wollen unser Programm weiter optimieren und da hilft uns aber natürlich auch eine spannende Saison.

Beeinflusst wurde das ja auch durch gleich zwei prominente Abgänge in der Experten-Riege. Stefan Effenberg bekam seinen ersten Bundesliga-Trainer-Job, Franz Beckenbauer hörte ganz spontan auf. Wie wollen Sie Ihre Experten-Riege nun für die kommende und die kommenden Spielzeiten aufstellen?
Für uns war das wie 2012 mit Matthias Sammer. Wir legen unseren Experten, die ein Angebot aus der Liga bekommen, wie jetzt bei Stefan Effenberg, keine Steine in den Weg. Klar ist aber, dass wir es schade finden, dass Stefan Effenberg nicht mehr für uns arbeitet. Wir haben mit ihm einen exzellenten Experten verloren. Und für Stefan Effenberg war es auch schade, dass sein erstes Trainer-Engagement nicht so verlaufen ist, wie er sich vorgestellt hat. Zu Franz Beckenbauer hatten wir damals eigentlich schon alles gesagt. Er ist nicht nur ein toller Experte gewesen, sondern auch ein großartiger Mensch. Ich habe ihn am Rande des DFB-Pokalfinals in Berlin zum Essen getroffen und habe großen Respekt vor seiner Entscheidung. So haben wir zwei hochkarätige Experten verloren. Andererseits: Trotz Eines Angebots von Eintracht Frankfurt ist uns Christoph Metzelder zum Beispiel erhalten geblieben.

Sie werden zudem mit Patrick Owomoyela, den Sie zuletzt auch als Moderator getestet haben, nicht weitermachen. Wieso?
Wir haben in der Regel Ein-Jahres-Verträge mit unseren Experten und setzen uns nach einer Saison zur Analyse zusammen. Auf Basis dieser Analyse haben wir entschieden, dass wir die Europa League künftig nicht mehr von einem Duo, sondern nur noch von Britta Hofmann präsentieren lassen. Sie ist da eine echte Bank und hat ihre erste Europa-League-Saison wirklich sehr, sehr gut gemeistert.

Sie haben vor zwei Jahren die Doku-Reihe «Insider» gestartet, von der in der Rückrunde deutlich weniger Folgen liefen. Schleicht das langsam aus?
Überhaupt nicht. Wie anfangs angekündigt, wollen wir pro Jahr zwischen sechs und acht Folgen machen. Das kann aber unterschiedlich auf Hin- und Rückrunde aufgeteilt sein. Für die nächste Zeit haben wir da spannende Projekte in Planung. Im September wird es den zweiten Teil unserer Ultras-Doku geben. Wir haben kürzlich schon „Der virtuelle Kick“ gezeigt. Es wird einen neuen Teil von «Projekt Profi» geben, wo wir vor einigen Jahren angefangen haben, vier damals 15- bis 16-Jährige Nachwuchsspieler zu begleiten. Einer ist dann auf Anraten seines Managements ausgestiegen, dabei sind jetzt noch Jonathan Tah, Raif Husic und Sinan Kurt. Im Dezember soll es da weitergehen, die Dreharbeiten laufen schon. Und wir hatten zwei Dokus über das Nachwuchsleistungszentrum von RB Leipzig und werden noch zwei weitere Teile machen, in denen wir drei Spieler hautnah begleiten dürfen, und zwar Terence Boyd, Neuzugang Timo Werner und Davie Selke. Die Folgen sollen im Dezember 2016 und April 2017 zu sehen sein.

Auf den nächsten Seiten lesen Sie: Was plant Sky mit dem Bundesliga-Freitag, wer wird sich künftig den Kommentatoren-Platz beim „Topspiel“ teilen und was ändert sich beim Champions-League-Rahmenprogramm?


Sie bekommen für die komplette Sky-Sportwelt ein neues Design. Das Logo und der neue Claim sind ja schon bekannt, aber sagen Sie doch mal: Wie nah ist’s am englischen Original?
Ja, es wird blau und rot und orientiert sich natürlich an der Sportwelt der englischen Kollegen. Das macht ja auch wirklich viel Sinn. Die Zuschauer erwartet ab Ende kommender Woche also ein anderer Look, neue Grafiken, neue Bauchbinden. Einen ersten Eindruck hat man ja schon im Supercup bekommen, wo wir unser neues Logo schon mal präsentiert haben. Diese Veränderungen sind keine Revolution, das Design aber wird sich sichtbar „internationalisieren“.

Neu ist auch, dass Sie den Freitag in der Bundesliga aufwerten – mit Didi Hamann als festen Experten und einer Art Vorschau auf die neun kommenden Spiele. Wie stellen Sie sich das genau vor?
Die Eckpunkte sind ja schon bekannt. Wir haben im Sommer auf unsere Übertragungen geschaut – natürlich auch auf das Topspiel am Samstag. Dort hatten wir in den vergangenen Jahren mit Metzelder, Matthäus und Hamann drei absolute Fachleute und hohe Relevanz am Tisch sitzen. Ich denke, das steht außer Frage. Allerdings hatten alle eine ähnliche Sichtweise, die eines ehemaligen Spielers. Ganz zu Beginn des Topspiel-Tisches hatten wir da schon mal Markus Merk und somit einen Ex-Schiedsrichter sitzen. So haben unsere Überlegungen begonnen – und so sind wir auch in Gespräche mit dem ehemaligen Eintracht-Vorsitzenden Heribert Bruchhagen gegangen. Ich denke, dass wir mit ihm eine weitere, eine andere Sichtweise auf das Bundesliga-Geschehen bekommen und bei bestimmten Themen noch mehr in die Tiefe gehen können. Ein echter Mehrwert. Überdies hatten Sie ja immer schon mal angeregt, auch den Freitag etwas neu zu kleiden. Wie Sie sehen, wir hören auf unsere Zuschauer (lacht).

Entsprechend bin ich der Überzeugung, dass unser neues Konzept mit Didi Hamann dem Freitagabend sehr gut tun wird.

Wir wollen da einfach noch authentischer, noch nahbarer werden. Der Truck wird nicht wie ein Studio verkleidet, alles ist so, wie es ist. Der Zuschauer soll ein bisschen mitgenommen werden hinter die Kulissen der großen Fußball-Zauber-Welt – dorthin, wo unsere Sendung vorbereitet wird und entsteht.
Sky Live-Sport-Chef Burkhard Weber über den neuen Vorlauf der Bundesliga-Freitagssendung
Gehen wir ins Detail: Sie wollen den Freitagabend, der nun schon um 19.30 Uhr beginnt, mit einer Art Wochenend-Vorschau starten…
Genau. Michael Leopold wird fester Moderator am Freitagabend und meldet sich aus unserem Sky-Truck vor dem Stadion. Wir wollen da einfach noch authentischer, noch nahbarer werden. Der Truck wird nicht wie ein Studio verkleidet, alles ist so, wie es ist. Der Zuschauer soll ein bisschen mitgenommen werden hinter die Kulissen der großen Fußball-Zauber-Welt – dorthin, wo unsere Sendung vorbereitet wird und entsteht. 20, 25 Minuten lang geht es dann um die Highlights des anstehenden Spieltags. Wir schauen da schon mal auf die Top-Partien und -themen vom Samstag und Sonntag, auf Derbys und mehr. Da trinken die beiden vielleicht noch einen Kaffee, empfangen Gäste, bevor sie dann zusammen ins Stadion und an den Spielfeldrand gehen. Es geht uns hier ein bisschen darum, etwas Ursprüngliches wieder zurück zu bringen. Wir wollen mal mit einem klassischem Flip-Chart arbeiten, auf dem man taktische Dinge erklärt. Das ist Mal ein anderer Gedanke in einer Zeit, in der Taktik eigentlich immer mit noch aufwändigeren Animationen dargestellt wird. Ich freue mich drauf.

Zusätzlich haben wir freitags einen festen Kommentatoren-Pool: Marcus Lindemann, Martin Groß und Jonas Friedrich werden sich hier abwechseln. Und als Field-Reporter wechseln wir zwischen Jan Henkel, Patrick Wasserziehr und Peter Hardenacke.

Wo wir schon bei festen Teams sind: Wer wird den Platz von Marcel Reif am Samstagabend beim Topspiel einnehmen?
Wir besetzen da nach dem Leistungsgedanken. Entsprechend soll das ein Ansporn für aufstrebende Kollegen sein. Nächste Saison teilen sich Kai Dittmann und Wolff Fuss den Platz. Auch hier haben wir ein festes Field-Reporter-Team.

Heißt, das Konzept des „Fachbeauftragten“ beim Topspiel für einen Verein geht weiter?
"Fachbeauftragter", das Wort gefällt mir sehr gut. Wir haben einen Dreierpool, aus dem wir immer zwei einsetzen. Weil Peter Hardenacke nun den Freitag macht, sind am Samstag Yannick Erkenbrecher, Stefan Hempel und Ecki Heuser an Bord. Verlässliche Gesichter auf bestimmten Sendeplätzen sind für uns einfach wichtig. Dazu kommt am Samstagabend natürlich noch Sebastian Hellmann als Moderator des Tischs. Während der 90 Spielminuten hoffen wir noch auf einen neuen Service, über den wir gerade mit der DFL sprechen. Alle drei Experten – also Matthäus, Metzelder und Bruchhagen – sollen neben dem Kommentator sitzen und bei passender Gelegenheit auch während des Spiels zu hören sein. Wir wollen da sehr vorsichtig sein und die Zuschauer nicht überfordern, aber die Meinungen von ihnen bei wichtigen Szenen durchaus hören.

Arbeiten Sie am Samstagnachmittag dann wie gewohnt weiter?
Richtig, die Moderatoren bleiben die Gleichen. Wir werden am Samstagnachmittag aber versuchen, selten bis gar nicht mehr mit unseren klassischen Experten zu arbeiten, sondern uns externe Gäste einladen. Ex-Spieler, Ex-Funktionäre, mal einen Journalisten. Und wir wollen den Fokus noch mehr auf die wichtigen Spiele des Nachmittags legen. Heißt: Dortmund gegen Schalke wird, sofern es am Samstagnachmittag stattfindet, einen größeren Rahmen bekommen.

Auf der nächsten Seite: Welche Pläne hat Burkhard Weber mit «Sky 90», das ab der Saison 17/18 zu jetziger Sendezeit mit dem späten Sonntagsspiel kollidieren würde…


Darf man davon ausgehen, dass Sie am Übertragungskonzept am Sonntag dann erst etwas zur Saison 17/18 ändern, wenn das zweite Spiel von 17.30 Uhr auf 18 Uhr rutscht?
Nicht zuletzt, weil wir dann auch unser neues Sportproduktionszentrum haben, werden wir viele neue Möglichkeiten haben, technisch und redaktionell. Wir haben Dinge hinsichtlich der Moderation von Fußball-Sendungen im Kopf, die es in dieser Form in Deutschland bisher noch nicht gegeben hat. Insofern bleibt am Sonntag in der nun startenden Saison alles beim Alten.

In diesem Zusammenhang gefragt: Planen Sie auch dann noch mit «Sky 90», das seinen Sendeplatz dann ja verlieren wird und sehen Sie da jetzt schon neue Impulse nach einer auch etwas schwächeren Saison vor?
Woran messen Sie schwächer oder besser? An Quoten? An Gästen? An Themen?

Ohne Frage: Die Themenlage war auch schon mal eine bessere als in der zurückliegenden Saison.
Ich glaube, dass es in jeder Saison gute und weniger gute Sendungen von «Sky 90» gab. Was stimmen mag: Vor fünf Jahren war «Sky 90» noch anders. Aber Veränderungen sind wichtig. Auch hier wollen wir den Fokus etwas schärfen. Wenn‘s – zum Beispiel – beim HSV brennt, dann machen wir auch mal 90 Minuten nur zu einem Thema.

Ich habe keinen Zweifel, dass «Sky 90» auch zukünftig fester Bestandteil unseres
journalistischen Programms sein wird.
Sky-Live Sport-Chef Burkhard Weber
Halten Sie an «Sky 90» fest, wenn ab 2017/2018 um 19.30 Uhr der Ball in Liga 1 noch rollt?
Ich habe keinen Zweifel, dass «Sky 90» auch zukünftig fester Bestandteil unseres journalistischen Programms sein wird. Aber es gibt zig Möglichkeiten, wie wir das machen können. Wir können um 19.30 Uhr beginnen – dann parallel auf einem anderen Sender. Möglichkeiten haben wir. Oder wir starten um 20 Uhr. Oder ganz woanders. «Sky 90» ist für mich ein großes journalistisches Aushängeschild für unsere Company und eine Sendung, zu der die Gäste sehr gerne kommen, weil sie die Zeit bekommen, ihre Gedanken ausführlich darzustellen.

Bleibt noch der Montag. Ab kommendem Sommer haben Sie die zweite Liga dort exklusiv, heuer noch parallel zu Sport1. Sie haben vor vier Jahren ihre Mädels-Runde eingeführt, was erst einmal zu steigenden Quoten führte. Jetzt aber ist das Trio weg und die Sendung kürzer.
Sie nehmen die Antwort ja vorweg. Es ist richtig, dass wir anfangs deutlich steigende Zuschauerzahlen hatten. Aus Sicht der Quoten ist die vergangene Saison am Montagabend nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Offenbar ist diese – durchaus aufwändige – Form der Präsentation beim Zuschauer nicht mehr überzeugend genug angekommen.

Entsprechend haben wir uns für eine Reduzierung des Aufwands entschieden.

Vermutlich für ein Jahr, da Sie den Montagabend in Liga 2 ab kommendem Sommer exklusiv haben.
Dann werden die Karten neu gemischt.

Für die kommende Champions League-Saison gibt es ein neues Konzept in der Nachberichterstattung. Es sieht vor, die Spiele ohne deutsche Beteiligung erst im Anschluss an «Alle Spiele, alle Tore» ausführlich zu betrachten. Welche Idee steckt dahinter?
Wir haben uns hier für ein anderes Konzept als bisher entschieden. Grundsätzlich wollen wir im Champions League-Umfeld den Fokus noch stärker auf die deutschen Teams legen. Entsprechend behandeln wir im Nachlauf bis 23.30 Uhr mit unseren wechselnden Moderatoren Sebastian Hellmann, Jessica Kastrop und Michael Leopold und ihren Gästen erst einmal schwerpunktmäßig die deutschen Spiele. Da dürfen es dann auch zwei, drei Interviews oder Analysen mehr sein. Ab 23.30 Uhr folgt dann ein kompaktes und unmoderiertes «Alle Spiele, alle Tore» mit den Highlights aus allen Spielen. Es ändert sich also nur die Verpackung – denn auch bisher war der Champions League-Abend immer um Mitternacht zu Ende.

Danke für das Interview.
18.08.2016 10:40 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/87552