Hat sich die siebenwöchige Wissensoffensive am späteren Montagabend ausgezahlt oder zeigte sich das Publikum dem Vorurteil entsprechend als eher infoavers? Wie erging es dem Neustart-Quartett?
Im Segment der Information agiert das Privatfernsehen zumeist eher zurückhaltend: Zu selten entpuppen sich Reportagen und Dokumentationen als Quotengaranten, zu stark sind die öffentlich-rechtlichen Sender als Hauptkonkurrenten hier etabliert, zu häufig werden die Genres als Nischenangebote stigmatisiert. Dass es auch anders gehen kann, bewies ProSieben in den vergangenen sieben Wochen: Gestärkt durch «The Big Bang Theory» schickte man gleich vier Neustarts ins Rennen, die mitunter wahrlich nicht schlecht performten. Gut genug, um einen möglicherweise anstehenden Info-Hype herbeizureden, fällt die Gesamtbilanz dann aber doch nicht aus.
«Uncovered» und «10 Fakten»: Starke Mischung mit problematischem Ausklang
Quoten der Wissensoffensive (Teil 1)
- «Uncovered»: 1,03 Mio. (5,1% / 11,2%)
- «10 Fakten»: 0,74 Mio. (6,3% / 12,1%)
Durchschnittliche Werte der jeweils vier Folgen.
Vom 11. Juli bis 1. August durfte zunächst Thilo Mischke in
«Uncovered» um 22:05 Uhr den Info-Bereich einleiten, dem die Unterföhringer auch hinsichtlich der Sendezeit eine gewisse Flexibilität einräumte: Die kürzeste Folge dauerte nur bis 23:15 Uhr, die dritte nahm hingegen fast anderthalb Stunden Brutto-Sendezeit in Beschlag. Und die Bilanz kann sich durchaus sehen lassen: Schon die ersten beiden Folgen gelangten mit 11,7 und 10,3 Prozent Zielgruppen-Marktanteil bei jeweils etwa eine Million Fernsehenden auf Höhe des Senderschnitts, die dritte Ausgabe jedoch wusste mit 14,4 Prozent bei insgesamt 1,29 Millionen sogar erstmals so richtig zu begeistern - ob es am vor allem bei jungen Menschen stets interessiert verfolgten Thema Drogen lag? Das schöne Gesamtbild trübte dann jedoch die vierte und letzte Folge zur "Macht der Gewalt", die deutlich auf 0,80 Millionen Fernsehende und nur enttäuschende 8,3 Prozent Zielgruppen-Marktanteil zurückfiel.
Im Anschluss daran sollte
«10 Fakten» den Abend ausklingen lassen - eine Art Ranking, die sich mit jeweils zehn spezifischeren Themen der zuvor gezeigten Doku noch einmal etwas vertiefter auseinandersetzte. Das klappte vor allem in Woche eins herausragend gut, als mit 7,5 Prozent Gesamt- sowie 15,1 Prozent Zielgruppen-Marktanteil bei 0,84 Millionen die Marktanteile von «Uncovered» sogar deutlich überboten wurde. In der Folge passte man sich der jeweiligen Form des Lead-Ins dann allerdings deutlich stärker an, nichtsdestotrotz wurden in der dritten Präsentationswoche mit 0,88 Millionen und 8,1 Prozent des Gesamtpublikums neue Rekorde erzielt - anders als in der Zielgruppe, wo "nur" 14,0 Prozent auf dem Papier standen.
«Inside» und «Follow us!»: Viel Luft nach oben - nach unglücklicher Programmierung
Quoten der Wissensoffensive (Teil 2)
- «Inside»: 0,95 Mio. (4,3% / 8,5%)
- «Follow us!»: 0,51 Mio. (3,7% / 7,2%)
Durchschnittliche Werte der jeweils drei Folgen.
Einen deutlich schwereren Stand hatten dann ab dem 8. August die Neustarts
«Inside mit Stefan Gödde» und
«Follow us! Das ProSieben-Reportermagazin», die sich nur jeweils dreimal ausprobieren durften - und das dann auch noch stets zumindest partiell in direkter Konkurrenz zur Olympia-Liveübertragung von ARD und ZDF. Insbesondere in die für die Etablierung eines neuen Formats stets sehr wichtigen Auftaktwoche stellte sich dies als äußerst schwerwiegendes Quoten-Hemmnis heraus: Um 22:05 Uhr sahen gerade einmal 0,83 Millionen Menschen Göddes Reise nach Russland, die Folge waren miese 3,7 Prozent Gesamt- sowie 7,9 Prozent Zielgruppen-Marktanteil. «Follow us!» hatte anschließend sogar noch größere Probleme und kam mit gerade einmal 3,3 und 6,6 Prozent bei 0,46 Millionen sehr schlecht weg.
Ein wenig dürfte man bei ProSieben angesichts dieses Horror-Starts dann wohl aufgeatmet haben, als sich «Inside» in Woche zwei soeben über die Millionenmarke rettete und mit 4,5 bzw. 9,6 Prozent Marktanteil der Sendernorm zumindest einigermaßen nahe kam. Erneut gelang es dem anschließenden Reportermagazin allerdings trotz der vermeintlich dankbareren Konkurrenzsituation noch nicht einmal, an diese Werte anzuknüpfen: Mehr als 4,0 und 7,8 Prozent bei 0,54 Millionen waren auch diesmal nicht zu holen. Keine Ausrede gab es dann am 22. August, denn während «Inside» hier gegen die Nachberichte zur ARD-Ausstrahlung des DFB-Pokals anzutreten hatte, konnte «Follow us!» anschließend befreit aufspielen. Doch trotz der überwiegend wahrlich nicht unschlagbaren Mitbewerber kam man abermals nicht über miese 3,9 und 7,1 Prozent bei 0,52 Millionen Fernsehenden hinaus, nachdem zuvor schon nicht allzu rosige 4,6 und 9,3 Prozent bei 1,03 Millionen verzeichnet worden waren.
Fazit
Errechnet man das durchschnittliche Abschneiden aller vier gezeigten Formate, fällt das Gesamturteil der Wissensoffensive ziemlich durchwachsen aus: Im Normalfall sahen 0,82 Millionen Menschen die jeweiligen Sendungen, womit 5,0 Prozent des Gesamtpublikums zu Buche standen - und damit ziemlich genau das, was ProSieben derzeit so als Senderschnitt ausweisen kann. In der werberelevanten Zielgruppe jedoch wurde der Senderschnitt angesichts von nur 10,1 Prozent bei 0,65 Millionen knapp verfehlt. Doch wie bereits anhand obiger Infoboxen ersichtlich ist, divergiert der Erfolg der einzelnen Formate recht stark: «Uncovered» und «10 Fakten» etwa bildeten ein in jeder Form als solide bis gut zu bezeichnendes Duo, während «Inside» und «Follow us!» anschließend deutlich größere Probleme hatten, ihr Publikum zu finden - allerdings auch unter klar schwierigeren Rahmenbedingungen.
Ein Gesamturteil über die abgelaufenen sieben Wochen zu fällen, ist damit nicht ganz leicht. Im Juli noch sah die Info-Welt für den Sender weit positiver aus, als die allermeisten Medien-Analysten und wohl auch Programmplaner gedacht hätten, dann allerdings war ein deutlicher Verschleiß zu erkennen, der nicht nur auf Olympia zurückgeführt werden kann. Im Hinblick auf eine Fortsetzung haben Thilo Mischke und sein Team wohl deutlich bessere Karten als jenes um Stefan Gödde. Am schwersten aber haben es wohl die Reporter von «Follow us!», denn trotz der für die Marktanteile einer Sendung zumeist dankbareren Sendezeit nach 23 Uhr fielen hier die Werte unterm Strich am schwächsten aus -
und auch inhaltlich war die Sendung nun sicherlich kein Meilenstein des informativen und investigativen Journalismus.