Seit gut einer Woche berichtet Sat.1 täglich von den Geschehnissen im «Promi BB»-Haus - doch ganz so viele Menschen wie in den vergangenen beiden Jahren sahen dabei bisher nicht zu.
Nach einem heißen Sportsommer, in dem Sat.1 wie auch nahezu alle anderen großen Privatsender gegen die Fußball-Europameisterschaft und Olympia nur wenig zu melden hatte, gilt es nun im September, einen möglichst guten Start in die neue TV-Saison zu erwischen. Mit
«Promi Big Brother» hat der Bällchensender zum Saisonauftakt eines der heißesten Eisen ausgewählt, das man überhaupt im Köcher hat - schließlich garantiert das Reality-Format über zwei Wochen hinweg für weit überdurchschnittliche Marktanteile nach 22 Uhr und hat somit auch einen erheblichen Einfluss auf die Monatsbilanz des ausstrahlenden Senders. In Anbetracht dessen gilt das Motto "Versagen verboten!" - und an das hält man sich bislang auch zweifellos. Nur die ganz große Euphorie um den großen Bruder bleibt bis dato ebenfalls noch aus.
Die ersten Anzeichen hierfür gab es bereits im Rahmen der auf fast dreieinhalb Stunden Sendezeit aufgeblähten Auftaktfolge am 2. September zur besten Sendezeit: Mit durchschnittlich 2,28 Millionen Zuschauern und 9,9 Prozent Marktanteil platzierte man sich zwar minimal oberhalb der Einführungswerte des Vorjahres - wohl aber vor allem auch deshalb, weil sich die Programmverantwortlichen 2015 auf den Hexentanz einließen, ins direkte Duell mit dem Bundesliga-Auftaktspiel im Ersten Deutschen Fernsehen zu gehen. Die Auftaktwerte der ersten beiden Staffeln fielen hingegen weitaus stärker aus - auch in der besonders wichtigen werberelevanten Zielgruppe, wo 15,4 Prozent bei 1,18 Millionen auf dem Papier standen.
Denkzettel, Quoten-Schock und leichter Aufwind
Am Wochenende wechselte man dann auf den regulären Slot um 22:15 Uhr, verlor hier allerdings weiter an Zugkraft. Standen am Samstag immerhin noch 14,2 Prozent der 14- bis 49-Jährigen auf dem Papier, bekamen die Verantwortlichen tags darauf einen gepfefferten Denkzettel vom Publikum verpasst. Mit gerade einmal noch 11,3 Prozent lag man weit unterhalb des Niveaus, das man sich wohl nicht nur erhofft, sondern vermutlich auch schlichtweg erwartet haben dürfte nach den beiden Vorjahren - wo übrigens niemals weniger als 15,7 Prozent (2014) bzw. 14,4 Prozent (2015) generiert worden waren. Um schwächere Marktanteile ausfindig zu machen, muss man bis ins Jahr 2013 zurückblicken, wo zumindest drei Folgen noch etwas dürftiger performten. Beim Gesamtpublikum verfehlten derweil beide Ausgaben vom Wochenende mit 1,84 und 1,76 Millionen die Marke von zwei Millionen Zuschauern. Auch das war letztmals bei der Auftaktstaffel der Fall gewesen.
Das nonverbal kommunizierte Publikumsfeedback bis zu diesem Punkt war also ganz klar: Unterhalte mich, sonst schau ich dich nicht mehr. Und in der Tat passierte dann ab Montag auch etwas mehr als zuvor. Edona James wurde aus dem Haus geworfen und durch den ehemaligen 9Live-Moderator Robin Bade ersetzt, Cathy Lugner bekam Auszüge aus einem Interview ihres Richards vorgespielt - sogar eine gemeinsame Aussprache vor laufender Kamera sollte folgen. Und eine Folge stand ganz im Zeichen des Duell-Charakters: Gleich acht Bewohner traten in der Duell-Arena an. Diese Verkettung von spannenden Ereignissen bescherte der Show immerhin wieder klar bessere 13,1 bis 14,0 Prozent Marktanteil für die Folgen vier bis sechs, beim Gesamtpublikum lag man zwischen 10,7 und 11,7 Prozent bei jeweils rund zwei Millionen Fernsehenden. Die ersten drei Folgen hatten die Zehn-Prozenthürde noch stets knapp verfehlt.
Bestwerte am Donnerstag, neue Tiefs am Freitag
Einen weiteren Aufschwung erlebte «Promi Big Brother» dann am Donnerstag, wo 2,11 Millionen Zuschauer mit neuen Marktanteils-Rekorden in Höhe von 12,4 Prozent des Gesamtpublikums sowie 16,0 Prozent der werberelevanten Zielgruppe einhergingen. Interpretatorisch gibt es hierfür zwei Erklärungsansätze: Einerseits lässt sich darauf schließen, dass nach den dynamischeren Folgen der Tage zuvor einige Zuschauer von sich aus den Weg zurück zur Show fanden. Ganz unschuldig an den neuen Rekorden dürfte allerdings auch das Vorprogramm nicht gewesen sein, denn schon zur Primetime wusste man mit dem Auftakt von «Blindspot» endlich einmal zu überzeugen, nachdem an den Vortagen ausnahmslos miese bis bestenfalls mittelprächtige Werte zu Buche gestanden hatten und erst das von Jochen Schropp (Foto) präsentierte Format den Weg aus der Quotenmisere nahm.
Erschreckend schwach war dann jedoch wiederum das Abschneiden für die gut dreistündige Primetime-Ausgabe am Freitag, die trotz der lukrativeren Sendezeit gegenüber dem Vortag sogar an Reichweite einbüßte und sich mit nur noch 1,96 Millionen Fernsehenden begnügen musste. Die Folge waren neue Saison-Tiefsstände von gerade einmal noch 8,2 Prozent des Gesamtpublikums - was sogar dem zweitschwächsten Wert in der Geschichte der Sendung entsprach - sowie 11,0 Prozent der Zielgruppe.
Zwischenfazit: Die Vorjahres-Staffeln sind kaum mehr in Reichweite
«Promi BB»-Quoten in den Vorjahren
- S1: 1,99 Mio. (9,1%) / 1,17 Mio. (13,4%)
- S2: 2,88 Mio. (14,0%) / 1,53 Mio. (18,5%)
- S3: 2,30 Mio. (12,1%) / 1,22 Mio. (17,0%)
Durchschnittliche Werte der jeweils ersten acht Folgen (von Freitag bis Freitag).
Unterm Strich gelangten die ersten acht Folgen von «Promi Big Brother» auf eine durchschnittliche Zuschauerzahl von 2,02 Millionen, was einem zweifelsohne noch immer sehr guten Marktanteil von 10,1 Prozent entsprach. Schließlich ist Sat.1 mittlerweile im Regelfall für gerade einmal noch gut sieben Prozent zu haben und tut sich gerade in den Abendstunden oftmals besonders schwer bei der Akquise des Gesamtpublikums. Auf der anderen Seite verbuchte die Sendung in den vergangenen beiden Jahren dann eben doch noch weitaus stärkere Werte: Im Vorjahr waren es 2,30 Millionen und 12,1 Prozent, 2014 hatte man gar 14,0 Prozent bei 2,88 Millionen generiert. Zumindest die eher enttäuschenden Werte der ersten Staffel konnten aber überboten werden. In der werberelevanten Zielgruppe fällt der Marktanteil bis hierhin mit 13,5 Prozent ähnlich aus wie im ersten Durchgang, die durchschnittliche Zuschauerzahl liegt mit 0,99 Millionen sogar unterhalb dieses Niveaus. Im Zweifelsfall hat man sich nun also doch deutlich eher nach unten in Richtung Durchgang eins zu orientieren, als dass man nach den Sternen der beiden Vorjahre greifen könnte.
Welche Quotenentwicklung nun für die zweite Staffelhälfte zu erwarten ist, lässt sich anhand der Vorjahres-Werte nicht eindeutig beantworten. Die auch inhaltlich enttäuschende erste Staffel hatte tendenziell noch ein wenig Publikumszuspruch verloren, die beiden deutlich stärkeren Nachfolge-Durchgänge sich hingegen mit den Folgen neun bis 15 sogar noch ein wenig gesteigert und über 19 Prozent der Zielgruppe erzielt. Im Wesentlichen wird es darauf ankommen, die Spannung aufrecht zu erhalten und so wenig Langeweile wie möglich aufkommen zu lassen. Dann dürfte auch die vierte Runde von «Promi Big Brother» als Erfolg gewertet werden - obgleich es schwer wird, nach den Versäumnissen der ersten Tage noch eine solch große Euphorie zu kreieren, dass man um Verluste gegenüber den Vorjahren herumkommt.
Wie gefällt euch die vierte «Promi BB»-Staffel bislang inhaltlich?