Sonntagsfragen an Sebastian Hellmann (Teil II)

Der zweite Teil des Interviews mit Sebastian Hellmann in den «Sonntagsfragen». Bitte beachten Sie, dass wir das Interview bereits vorletzten Donnerstag geführt haben, deswegen stand der Ausgang der Bundesliga-Partie Bayern München - Bielefeld noch nicht fest.



Während Sie früher im Wechsel mit Monica Lierhaus moderiert haben, präsentieren Sie die Premiere-Samstags-Konferenz seit dieser Saison an jedem Spieltag. Wie sieht denn ein normaler Samstag bei Ihnen aus?

Das hängt davon ab, wo das Topspiel stattfindet. Ich wohne in Köln, wenn das Topspiel in Dortmund stattfindet, fahre ich dort mit dem Auto hin. Wenn ich nach München muss, dann fliege ich. Wir treffen uns dann gegen 12 Uhr im Stadion und halten dort dann eine intensive Redaktionsbesprechung ab. Die dauert etwa eine dreiviertel Stunde. Um halb zwei wird geprobt. Da werden alle Positionen durchgegangen - am Spielfeldrand, im Studio und so weiter. Da wird der Ablauf unserer Sendung simultan nachgestellt. Um halb drei bin ich dann mit allem fertig, dann sammeln wir uns noch ein bisschen und um drei beginnt dann die Übertragung. Die Sendung dauert dann bis 18:30 Uhr, dann ist «Alle Spiele, alle Tore» zu Ende. Gegen 19 Uhr wird noch mal nachbesprochen, was gut war, was sehr gut war und was nicht so gut war. Anschließend geht’s wieder zum Flughafen oder in’s Auto.



Eine Frage, die mich als Fußballfan jetzt interessiert: Kann man denn den Fußballsamstag dann überhaupt genießen?

Ja, schon. Ich muss mir aber um 18:30 Uhr, wenn die Sendung zu Ende ist, manchmal erst noch mal überlegen, wie die Mannschaften überhaupt gespielt haben und mir die Spiele dann noch mal in der Wiederholung anschauen, damit man dann alles auch wirklich gesehen hat. Während die Sendung läuft, wird natürlich auch viel kommuniziert, so dass man da von den Spielen nicht jede Szene mitbekommt.



Ich habe mal irgendwo gelesen, dass Sie Bielefeld-Fan sind.

Das stimmt. Ich habe jedes Spiel von meinem fünften bis zum 15. Lebensjahr auf der Alm gesehen. Das prägt natürlich.



Wenn ich Ihnen jetzt sage, dass ich Bayern Fan bin…Wie geht denn das Spiel am Sonntag aus?

(lacht)Ich gehe fest von einem Heimsieg aus. Nein, ich freue mich zwar immer, wenn Bielefeld gewinnt, würde aber auf ein Unentschieden tippen. Bielefeld ist in der Rückrunde nicht so gut gestartet, wie sich das alle vorgestellt haben, aber sie sind auch nicht so schlecht. Vielleicht erlauben sich die Bayern ja einen kleinen Ausrutscher und das Spiel geht 1:1 aus.



Es wird darüber nachgedacht, die Bundesliga von 18 auf 20 Vereine aufzustocken. Gerade bei Ulli Hoeneß stößt der Plan auf wenig Gegenliebe. Von „Mehrbelastung“ wird gesprochen. Wie sehen Sie diese Thematik?

Es hat alles Vor- und Nachteile. Ich kann Ulli Hoeneß da auch verstehen, andererseits spielen alle anderen großen Ligen auch mit 20 Vereinen. Wie groß die logistische Umstellung sein würde, kann ich jetzt noch nicht absehen. Das Thema ist ja auch noch relativ frisch. Da wird intensiv diskutiert werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass es 20 Vereine sein werden, aber wenn die Mehrheit dagegen ist, dann bleibt’s halt bei 18 Vereinen. Aber es gäbe sicherlich 20 Vereine, die viel Spaß machen würden in der ersten Liga. Wenn das in anderen Ligen gut funktioniert, wieso nicht auch bei uns? Aber so ist das ja immer: Die ersten Neun sagen „Super“, die zweiten Neun sagen „Schwierig“. Ich hätte auf jeden Fall Spaß dran.



Warum sollte jeder Fußballfan einen Premiere-Dekoder besitzen?

Besser informiert kann man nicht sein. Wer die Konferenz einmal gesehen hat… Ich kenne niemanden, auch wenn jemand nicht so fußballbegeistert ist, der unsere Live-Konferenz gesehen hat und gesagt hat, dass das langweilig war. Mehr Action geht ja nicht. Zwei Stunden richtig nettes Fußballadrenalin, das man einfach genießen kann. Ich find’ es ganz ehrlich schade, dass ich das eigentlich nie kann. Ich habe in meinem Leben vielleicht fünf Mal die Konferenz „richtig“ gesehen und würde das gerne häufiger tun. Aber das geht ja nicht, weil ich da selber ja immer arbeite.



In weniger als 500 Tagen startet die Fußball-WM in Deutschland. Schon jetzt steht fest, dass nicht alle Fans Karten bekommen werden. Auch da sitzt man mit Premiere in der ersten Reihe…

Das ist das allerbeste. Man muss sich nicht überlegen, wer wo und auf welchem Sender spielt, ob ARD, ZDF oder RTL überträgt. Man holt sich einfach einen Premiere-Dekoder und schaut alle Spiele bei uns. Wir haben auch da wieder den Vorteil der Konferenz, das kann ja kein anderer Sender machen. Die Konferenz ist eigentlich das, was den Zuschauern im Moment am meisten Spaß macht: Schnell wechseln, viele Spielszenen sehen, man lernt viele neue Fußballer kennen, wo man denkt, „ach der Owomoyela, der spielt bei Bielefeld“. Bei der WM wird das in manchen Phasen sehr spannend sein. Bei den letzten Gruppenspielen, die parallel laufen, zum Beispiel, wenn man dann schauen kann, wer weiterkommt. Dann schießt die andere Mannschaft ein Tor und plötzlich steht die im Achtelfinale. Das ist natürlich ideal.



Hat die Konferenz höhere Zuschauerzahlen als die Einzelspiele?

Das ist ganz unterschiedlich. Je nach Spieltag. Die Konferenz wird schon von Vielen geguckt. Da gibt’s dann aber auch ganz eingefleischte Fans, die sagen, dass sie sich nur ihr Spiel anschauen ohne wissen zu wollen, wie’s in anderen Stadien steht. Die schauen sich dann im Anschluss «Alle Spiele, alle Tore» an. Diesen Kitzel wollen schon einige noch haben. Ganz viele sagen aber auch, dass sie um 17:30 Uhr schon mal vorinformiert sein wollen, um sich die Szenen dann noch mal anzuschauen.



Machen Sie aktiv auch Sport?

Ja, Fußball. Wir spielen immer dienstags und donnerstags in Köln mit den Kollegen vom WDR, ARD, RTL, Sat.1…Das ist immer eine ganz bunte Mischung. Und da werden dann immer die unterschiedlichen Meinungen auf dem Fußballfeld ausgetragen. Ganz viele haben schon mal irgendwo zusammengearbeitet. Wir waren früher alle bei der ARD, dann waren viele bei RTL, viele bei Sat.1 und irgendwann hat jeder mal mit jedem gearbeitet und so spielen wir seit 15 Jahren auf einem Kleinfeld an einer Schule in Köln - immer mit den gleichen Jungs.



Auf welcher Position spielen Sie da?

Naja, das ist ja fünf gegen fünf. Also hinten wie vorne. Aber eigentlich bin ich eher für’s Torschießen zuständig.



Ich schicke Jürgen Klinsmann mal vorbei..

(lacht) Genau.



Haben Sie beruflich noch Ziele?

Ich fühle mich im Sport sehr wohl. Wenn alles so weiterläuft bin ich sehr zufrieden. Toi, Toi, Toi, wenn ich bei der WM mit dabei sein kann, dann bin ich schon sehr zufrieden. Als Moderator bei einer WM im eigenen Land durch die Spiele führen – viel mehr geht als Sportmoderator eigentlich nicht. Da freue ich mich auch drauf. Danach müssen wir dann einfach mal weiterschauen.



Letzte Frage, Herr Hellmann: Wer wird Deutscher Meister?

Ich sage.. (überlegt) Ich sage… Stuttgart.



Falsche Antwort (lacht) Soll ich Ihnen sagen, wer’s wirklich wird?

Bayern (lacht)



Genau.

Ich weiß es nicht. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich am meisten Spaß daran hätte, wenn die Drei – Schalke, Stuttgart und Bayern – bis zum letzten Spieltag um die Meisterschaft kämpfen würden. Es soll auf jeden Fall spannend bleiben. Bayern kann Meister werden, Stuttgart kann’s werden und Schalke auch. Nur einen Alleingang wünsche ich mir nicht.



Herr Hellmann, Quotenmeter.de dankt Ihnen für das Interview.
20.02.2005 12:50 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/8809